Wüstenfeuer
Konflikt betreffend, wurden schnell beschwichtigt, als die Behörden die gerettete Crew der
Dayan
fanden.
In öffentlichen Interviews beschrieben die Mannschaftsmitglieder ihre Entführung und die Gefangenschaft in der Gewalt der unbekannten Gangster. Die türkische öffentliche Meinung schlug sehr schnell um, als die Männer berichteten, dass sie mit Waffengewalt gezwungen worden waren, den Sprengstoff einzuladen und beinahe selbst an Bord ihres Schiffes ums Leben gekommen wären, wenn sie nicht in letzter Minute gerettet worden wären. Nachdem sie Lazio in einem Krankenhaus in sicherer Obhut wussten, hatten Pitt und Giordino die Behörden vertraulich über ihre Rolle bei der Versenkung des Tankers informiert.
Als der amerikanische Geheimdienst Beweise vorlegte, dass der gleiche HMX-Sprengstoff bei den Anschlägen auf die Moscheen in Bursa, Kairo und Jerusalem benutzt worden war, handelten die türkischen Streitkräfte schnell und gründlich. Augenblicklich wurden geheime Razzien in Celiks Privatwohnung, in seinem Büro und im Frachthafen durchgeführt, während die
Ottoman Star
in griechischen Gewässern aufgespürt und beschlagnahmt wurde. Als der öffentliche Druck zunahm, diejenigen zu identifizieren, die hinter dem Anschlag steckten und zu ermitteln, warum, konnte die offizielle Untersuchung nicht länger geheim bleiben.
Mit der Bekanntgabe ihrer Namen wurden Ozden und Maria Celik zu Ausgestoßenen und einer Quelle nationaler Scham. Als dann später herauskam, dass sie den Einbruch in den Topkapi-Palast inszeniert hatten, verwandelten sich nationale Scham und Wut schnell in regelrechten Volkszorn. Ermittler wie auch Journalisten beschäftigten sich mit der bislang wenig bekannten Vergangenheit des Paares und enthüllten sowohl seine Verbindungen zur letzten osmanischen Herrscherfamilie als auch zu Unterweltbossen und Drogenschmugglern, die Ozden Celik erst zu seinen zahlreichen Unternehmensbeteiligungen verholfen hatten.
Zwangsläufig wurden auch die Finanzgeschäfte der Celiks mit dem arabischen Königsadel enthüllt, was zu der Erkenntnis führte, dass Millionen von Dollars in Mufti Battals Wahlkampfkassen geleitet worden waren.
Ziel und Zweck der von den Celiks organisierten Anschläge wurden nun offensichtlich, und der öffentliche Zorn richtete sich gegen Mufti Battal und seine Glückseligkeitspartei. Obgleich keinerlei Beweise dafür gefunden wurden, dass der Mufti in die terroristischen Anschläge verwickelt gewesen war oder auch nur davon gewusst hatte, war der Schaden angerichtet und nicht wiedergutzumachen.
Die schuldhafte Beteiligung der Celiks galt schließlich als erwiesen, als Taucher auf den Grund des Goldenen Horns vorstießen. Die zertrümmerten Überreste der
Suitana
wurden nicht weit von dem geborstenen Rumpf des Tankers gefunden. Ein Bergungsteam holte das Wrack aus dem Wasser, wo es einem kriminaltechnischen Team der Polizei überlassen blieb, die zerschmetterte Leiche von Maria Celik vom plattgewalzten Deck der Motorjacht zu entfernen.
Da sein Name ruiniert und sein gesamter Besitz beschlagnahmt worden war und die sterbliche Hülle seiner Schwester in einem Leichenschauhaus der Polizei von Istanbul lag, war von Ozden Celiks Kaiserreich nichts mehr übrig – außer ihm selbst.
Allerdings war er offensichtlich spurlos von der Bildfläche verschwunden.
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Das Freitagmittag-Gebet, Khutab genannt, war üblicherweise der am besten besuchte muslimische Gottesdienst der Woche. Es war der Zeitpunkt, da der die Moschee leitende Imam eine eigene glaubensfördernde Predigt hielt, ehe er mit seiner Gemeinde die vorgeschriebenen Gebete anstimmte.
In Istanbuls Fatih-Moschee blieb der Gebetsraum ungewöhnlich leer, obwohl der Muezzin kurz vorher zum Gebet gerufen hatte. Beim Khutab herrschte normalerweise ein derart großes Gedränge, dass sich Dutzende von Gläubigen vor der Gebetshalle und im Hof der Moschee drängten, um einen Blick auf Mufti Battal zu erhaschen, während sie seiner hoffnungsvollen Botschaft lauschten. Aber das war an diesem Tag nicht der Fall.
Kaum fünfzig Anhänger standen in der offenen Halle, als Mufti Battal hereinkam und ein Podium unweit der Mihrab betrat. Der einst so mächtige und imposante Mufti sah aus, als wäre er in der vorangegangenen Woche um zwanzig Jahre gealtert. Seine Augen waren eingesunken und kalt, sein Teint bleich und leblos. Die stolze Haltung und die zur Schau getragene Überlegenheit, die seinen Aufstieg zur Macht gefördert hatten, fehlten
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