Wüstenfeuer
weitere fünf Minuten in seinem tödlichen Griff. Dies geschah weniger, um ganz sicherzugehen, als aus psychotischer Raserei. Schließlich ließ er ihn los, wich von dem Toten zurück und verließ den Vorratsraum schwankend, mit zitternden Händen und einem für immer gestörten Geist.
Am späten Vormittag des nächsten Tages wurde Celiks Leiche von einem Bosporusfischer entdeckt. Heimlich in den Hafen geworfen, war sie während der Nacht durchs Goldene Horn getrieben, ehe sie an der Saray-Spitze angeschwemmt wurde.
Der jeder Würde beraubte Körper von Ozden Celik – sowohl echter wie eingebildeter Würde –, wurde nur wenige Schritte vor den Mauern des Topkapi-Palastes gefunden, im Schatten der Pracht seiner legendären Vorfahren. Er war der letzte Osmane gewesen.
84
Pitt und Giordino trafen Lazio im dritten Stock des Istanbul Hospitals in einem freundlichen, aber schwer bewachten Zimmer mit Blick auf den Bosporus. Der Kommandosoldat lag im Bett und las in einer drei Tage alten Ausgabe der
Haaretz
, einer israelischen Tageszeitung, als die beiden Männer eintreten durften.
»Erzählen Sie mir bloß nicht, dass Sie zu Hause noch immer die Schlagzeilen beherrschen«, sagte Pitt, während er ihm die Hand schüttelte.
»Es tut gut, Sie zu sehen, meine Freunde«, erwiderte Lazio und ließ mit verlegener Miene die Zeitung sinken.
»Ja, wir sind in Israel noch immer die ganz große Neuigkeit. Ich muss jedoch zu meinem Bedauern anmerken, dass offenbar ich es bin, dem der ganze Ruhm zuteil wird. Dabei waren Sie es doch, der den Tanker lahmgelegt hat«, sagte er zu Pitt. »Und alles wäre nicht möglich gewesen ohne die
Bullet
«, fügte er zu Giordino gewandt hinzu.
»Ich denke, man kann mit Fug und Recht sagen, dass es eine Mannschaftsleistung war«, erklärte Pitt.
»Unter anderem haben wir drei die Beziehungen meines Landes mit der Türkei um das Zehnfache verbessert«, prahlte Lazio.
»Davon ganz zu schweigen, dass wir dabei geholfen haben, Atatürks Vision von einer säkularen Regierung der Türkei für ein paar weitere Jahre am Leben zu erhalten«, bemerkte Pitt.
»Ich finde, jemand sollte uns für den Nobelpreis nominieren«, sagte Giordino grinsend.
»Wie ich gehört habe, hat man heute Morgen die Leiche Celiks gefunden«, sagte Lazio.
»Ja, er wurde offenbar erwürgt und dann ins Goldene Horn geworfen«, sagte Pitt.
»Sind Sie mir etwa zuvorgekommen?«
Pitt lächelte. »Diesmal nicht. Ein Polizeidetektiv hat uns erzählt, man sei ziemlich sicher, dass Mufti Battal der Täter ist. Ein Undercoverpolizist in Battals Moschee hat einen Mann, auf den die Beschreibung Celiks und seiner Kleidung zutraf, etwa zur geschätzten Zeit seines Todes im Gebäude gesehen.«
»Das reinste Teufelspaar, wenn Sie mich fragen«, sagte Lazio.
Eine attraktive Krankenschwester kam für einen Moment herein, um Lazios Medikamente zu bringen, und ging dann, verfolgt von seinem wachsamen Blick, wieder hinaus.
»Sie können es wohl kaum erwarten, wieder nach Hause zu kommen, nicht wahr, Lieutenant?«, sagte Giordino.
»Nicht unbedingt«, erwiderte Lazio grinsend. »Und übrigens heißt es jetzt Commander Lazio. Ich bin nämlich befördert worden.«
»Dann will ich Ihnen gern als Erster gratulieren«, sagte Giordino und steckte ihm eine Flasche Whisky zu, die er ins Krankenhaus geschmuggelt hatte. »Vielleicht finden Sie hier jemanden, mit dem sie sie köpfen können«, fügte er mit einem Augenzwinkern hinzu.
»Ihr Amerikaner seid schon in Ordnung«, erwiderte Lazio und lachte.
»Wie sind denn die Aussichten?«, fragte Pitt.
»Ich soll in einer Woche in Tel Aviv operiert werden, danach folgen ein paar Wochen Rehabilitationstherapie.
Aber schließlich soll ich dann vollständig wiederhergestellt sein – und hoffe, noch vor Ende des Jahres meinen Dienst wieder antreten zu können.«
Sie wurden unterbrochen, als ein Mann in einem Rollstuhl hereinkam. Eins seiner Beine trug einen Gipsverband.
»Abel, da sind Sie ja«, hieß Lazio ihn willkommen. »Es wird Zeit, dass Sie die Männer richtig kennen lernen, die geholfen haben, Ihnen das Leben zu retten.«
»Abel Hammet, Chef der
Dayan
. Oder Ex-Chef, sollte ich wohl lieber sagen«, begrüßte er Pitt und Giordino herzlich. »Lazio hat mir alles geschildert, was Sie getan haben. Sie haben wirklich eine Menge riskiert, meine Mannschaft und ich können Ihnen gar nicht genug danken.«
»Es tut mir leid, dass Ihr Tanker am Ende doch noch dran glauben musste«, erwiderte
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