Wüstenfeuer
geschaffen, indem er gegen jedweden ausländischen Einfluss gewettert hatte, und sich dann – als sich die wirtschaftlichen Verhältnisse in der Türkei zusehends verschlechterten – auf die weltliche Regierung eingeschossen. Obgleich er sich öffentlich jeglicher militanten Äußerung enthielt, vertraute er auf den Dschihad zur Verteidigung aller islamischen Interessen. Ebenso wie Celik wurde er von einer übermächtigen Selbstherrlichkeit angetrieben und strebte insgeheim die Führung des Landes als religiöser und politischer Führer an.
»Ich habe von mehreren Fronten gute Neuigkeiten zu berichten«, sagte Celik.
»Ozden, mein lieber Freund, ich weiß, dass Sie hinter den Kulissen stets für mein Anliegen tätig sind. Was haben Sie denn jetzt schon wieder für unsere Sache erreicht?«
»Ich bin kürzlich mit Scheich Zayad von der königlichen Familie der Emirate zusammengetroffen. Er ist mit Ihrer Arbeit höchst zufrieden und möchte eine weitere namhafte Spende machen.«
Battals Augen weiteten sich. »Obwohl er sich erst vor kurzem so großzügig gezeigt hat? Das ist ja eine wunderbare Nachricht. Aber ich kann mir sein Interesse an unserer Bewegung hier in der Türkei noch immer nicht erklären.«
»Er ist ein Mann mit Visionen«, erwiderte Celik, »der sich für eine genaue Befolgung der Scharia einsetzt. Er macht sich Sorgen wegen der zunehmenden Gefahren, die uns drohen, wie man an den Bombenattentaten gegen Moscheen hier und in Ägypten erkennen kann, die sich kürzlich erst ereignet haben.«
»Ja, abscheuliche Gewaltakte gegen unsere heiligen Stätten. Hinzu kommt noch der Diebstahl der Reliquien des Propheten aus dem Topkapi-Palast. All das sind unerträgliche Angriffe gegen unseren Glauben durch außenstehende Mächte des Bösen.«
»Der Scheich stimmt mit Ihren Ansichten überein. Er findet, dass die Sicherheit des Landes und der gesamten Region eher unter einer sunnitischen Herrschaft gewährleistet ist.«
»Was sicherlich zu Ihrer nächsten Neuigkeit führt, nicht wahr?«, sagte Battal mit einem wissenden Lächeln.
»Dann zwitschern es die Vögel schon von den Bäumen, hm? Nun, wie Sie vielleicht wissen, bin ich mit dem Führungsrat der Glückseligkeitspartei zusammengetroffen, und der hat zugestimmt, Sie als Kandidaten für das Amt des Präsidenten aufzustellen. Mehr noch, sie waren von Ihrer Bereitschaft, den Imam Keya als Präsidentschaftskandidaten zu ersetzen, ganz begeistert.«
»Ein Tragödie, dass er bei dem Bombenattentat auf die Moschee in Bursa ums Leben kam«, sagte Battal mit aufrichtigem Mitgefühl.
Celik unterdrückte einen wissenden Blick und nickte.
»Die Parteiführung hat ihre Bereitschaft geäußert, sich Ihre grundsätzlichen Forderungen zu eigen zu machen«, fuhr er fort.
»Wir vertreten schließlich in etwa die gleiche Philosophie«, erwiderte Battal aufgeräumt. »Ihnen ist gewiss bewusst, dass die Glückseligkeitspartei bei der letzten Präsidentenwahl nur drei Prozent der Wählerstimmen auf sich vereinen konnte.«
»Ja«, erwiderte Celik, »aber da stand Ihr Name nicht auf dem Stimmzettel.«
Dies war ein charmanter Appell an Battals Ego, das mit seiner seit kurzem zunehmenden Popularität regelrecht aufgeblüht war.
»Bis zur Wahl sind es nur noch wenige Wochen«, gab er zu bedenken.
»Was für uns doch sehr entgegenkommt«, erwiderte Celik. »Wir werden die Regierungspartei kalt erwischen, und sie wird kaum Zeit haben, wirkungsvoll auf Ihre Kandidatur zu reagieren.«
»Glauben Sie wirklich, dass ich eine reelle Chance habe?«
»Umfragewerte zeigen, dass Sie, wenn Sie ins Rennen gehen, weniger als zehn Punkte zurückliegen. Das ist ein Rückstand, der sich mit Hilfe gewisser Ereignisse leicht aufholen lässt.«
Battal betrachtete sein Bücherregal muslimischer Schriften. »Vielleicht ist es die einmalige Gelegenheit, die Missetaten Atatürks ungeschehen zu machen und unsere Nation auf den richtigen Weg zurückzuführen.
Wir müssen uns in jedem Bereich unserer Regierung an die Scharia, das islamische Recht, halten.«
»Das ist unsere heilige Pflicht gegenüber Allah«, bekräftigte Celik.
»Gegen meine Kandidatur wird es eine starke Opposition geben, vor allem aus verfassungsrechtlichen Gründen. Sind Sie sicher, dass wir uns erfolgreich dagegen zur Wehr setzen können?«
»Sie vergessen, dass der Premierminister insgeheim auf unserer Seite steht. Er hat seine wahren Ansichten bisher immer vor der Öffentlichkeit geheim gehalten und wird uns bei der
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