Wüstenfeuer
Behörden haben bestätigt, dass die Explosion durch ein Paket HMX-Sprengstoff ausgelöst wurde.«
»Demnach haben wir es mit zwei Bombenattentaten in zwei Ländern im Abstand von drei Tagen zu tun«, stellte der General fest. »Beide Male waren es historische Moscheen, beide Male offenbar geplantermaßen mit nur wenigen Todesopfern und beide Male mit dem gleichen Sprengstoff. Na schön, kann mir mal jemand verraten, wer dahinterstecken könnte und warum?«
Ein unbehagliches Schweigen senkte sich auf den Raum herab, ehe O’Quinn schließlich den Mut hatte, sich zu Wort zu melden.
»Sir, ich glaube, bis zu diesem Moment dürfte es niemandem bewusst gewesen sein, dass der gleiche Sprengstoff benutzt wurde.«
Der CIA-Mann pflichtete ihm bei. »Wir werden unsere Analytiker sofort nach einer möglichen Verbindung suchen lassen. Angesichts des ungewöhnlichen Sprengstoffs würde ich aber fast vermuten, dass der Iran seine Hände mit im Spiel hat.«
»Was denken die Türken?«, fragte Braxton.
»Wie in Ägypten hat bisher niemand die Verantwortung übernommen. Und wir haben keinen Hinweis darauf, dass die Türken irgendwelche Verdächtigen benannt haben.«
Der General begann auf seinem Platz hin und her zu rutschen, dabei richtete er seine kobaltblauen Augen wie ein Paar Drillbohrer auf O’Quinn. O’Quinn arbeitete noch kein ganzes Jahr für den General, aber er hatte bereits seinen professionellen Respekt errungen. Er konnte an seinem Verhalten erkennen, dass der Direktor mehr hören wollte, und schließlich bat dieser auch darum.
»Wie lautet Ihre Einschätzung?«, fragte der General in barschem Ton.
O’Quinns Gedanken rasten auf der Suche nach einer einleuchtenden Erwiderung in alle Richtungen. Aber er hatte mehr Fragen als Antworten.
»Sir, über das Bombenattentat in Ägypten kann ich nichts sagen, aber was den Anschlag auf die Moschee in Bursa betrifft, so sind viele der Meinung, dass es eine Verbindung zu den Diebstählen im Topkapi-Palast in Istanbul geben könnte.«
»Ja, ich habe etwas darüber gelesen«, erwiderte der General. »Soweit ich weiß, war eine Kongressabgeordnete in diesen Vorfall verwickelt.«
»Loren Smith, aus Colorado. Sie hat einen Teil der gestohlenen Artefakte retten können, ist dabei aber beinahe getötet worden. Irgendwie muss sie es geschafft haben, dass ihr Name nicht in die Zeitungen kam.«
»Das klingt nach jemandem, den ich in meinem Stab brauchen könnte«, murmelte Braxton.
»Ich glaube, bei dem Einbruch in den Topkapi-Palast wurde ebenfalls Sprengstoff benutzt«, fuhr O’Quinn fort.
»Ich werde sofort versuchen in Erfahrung zu bringen, ob es zwischen den Anschlägen in Bursa und Kairo irgendwelche Parallelen gibt.«
»Was könnte denn das Motiv sein?«
»Die typischen Bombenattentate auf Moscheen entpuppen sich, wie wir im Irak erlebt haben, entweder als schiitische Anschläge auf sunnitische Moscheen oder umgekehrt«, sagte der CIA-Mann. »Obwohl ich im Fall der Türkei glaube, dass die schiitischen Muslime im Land eine weitgehend gewaltlose Minderheit darstellen.«
»Das ist richtig«, sagte O’Quinn. »Eher kämen kurdische Separatisten in Frage. In weniger als vier Wochen finden in der Türkei Nationalwahlen statt. Gut möglich, dass die Anschläge in der Türkei von den Kurden oder irgendeiner anderen politischen Splitterpartei ausgeführt wurden, um Unfrieden zu stiften, allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass dies eine Verbindung mit Kairo erklären würde.«
»Ich denke doch, dass die türkischen Behörden nicht lange damit gewartet hätten, die Kurden als mögliche Täter an den Pranger zu stellen, wenn sie der Meinung gewesen wären, dass sie tatsächlich hinter den Anschlägen stecken könnten«, sagte Braxton.
»Wahrscheinlich haben Sie recht«, gab O’Quinn zurück und blätterte in seinen Konferenznotizen. Bei einer Kopie des von George Withers angefertigten Abhörtranskripts der NSA hielt er inne.
»Sir, in der Türkei gibt es noch eine weitere Entwicklung, die man genau im Auge behalten muss.«
»Reden Sie weiter«, forderte ihn der General auf.
»Alan Battal, ein muslimischer Mufti und ein in der Türkei führender fundamentalistischer Geistlicher, wird einem von der NSA abgehörten Telefongespräch zufolge bei der bevorstehenden Präsidentenwahl kandidieren.«
»Präsident Yilmaz hat seit mehreren Jahren unangefochten die Führungsposition inne«, stellte Braxton fest.
»Außerdem ist die Türkei ein säkularer Staat. Ich kann
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