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Wüstenfeuer

Wüstenfeuer

Titel: Wüstenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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einladen zu lassen, damit ich meinen Fehler wiedergutmachen kann«, sagte er.
    Dieses direkte Angebot brachte sie völlig aus dem Konzept, und in Ermangelung einer passenden Antwort brachte sie nur ein paar unverständliche Silben über die Lippen. Irgendwo in ihrem Innern beschwerte sich eine Stimme darüber, dass sie ihre stets so lockere Art offenbar verloren hatte. Dankenswerterweise ergriff Haasis jetzt aber das Wort und rettete damit die Situation.
    »Dirk, was ist in dem Behälter?«, fragte er und betrachtete neugierig das Fass.
    »Nur ein paar kleine Fundstücke aus der unterirdischen Kammer«, erwiderte dieser grinsend.
    Haasis’ Kinnlade klappte nach unten. »Sie existiert also tatsächlich?«, fragte er. Jetzt war er es, dem die Stimme beinahe versagte.
    Dirk nickte.
    »Was für eine Kammer?«, fragte Sophie.
    »Während ich die Reste der Hafenmole in Landnähe untersucht hatte, stieß ich in der Nähe von Keiths Schacht unter Wasser auf eine kleine Öffnung. Ich konnte zwar nur einen Arm hineinzwängen, doch ich spürte schon, wie meine Hand durch die Wasseroberfläche brach. Deshalb habe ich die Wasserlanze benutzt, um ein größeres Loch durch den Schlamm und die Verkrustungen zu blasen.«
    »Wie groß ist der Hohlraum?«, fragte Haasis aufgeregt.
    »Nicht sehr groß, etwa zwei Meter tief. Aber das meiste befindet sich über Wasser. Ich wage mich mal ganz weit vor und vermute, dass dieser Raum Teil eines Kellers zur Vorratslagerung war oder dass darin das Archiv des Hafens untergebracht gewesen sein könnte.«
    »Wie kommen Sie zu dieser Vermutung?«, wollte Sophie wissen.
    Dirk trocknete das Fass, das er mitgebracht hatte, ab und öffnete vorsichtig den wasserdichten Deckel. Zum Vorschein kamen mehrere Keramikbehälter. Sie hatten eine rechteckige Form und waren orangerot. Er nahm einen Behälter aus dem Fass und reichte ihn Sophie.
    »Ich hoffe, Sie können den Inhalt entziffern«, sagte er.
    »Auf der Schiffsingenieurschule hat man uns keine alten Sprachen beigebracht.«
    Sophie stellte den Porzellankasten auf einen Tisch und befreite ihn vorsichtig von seinem Deckel. In dem Behälter lagen ein halbes Dutzend fest gewickelter Rollen aus irgendeinem Stoff.
    »Das sind Papyrusrollen«, murmelte sie überwältigt.
    Haasis konnte sich nicht mehr zurückhalten. Er streifte sich ein Paar weißer Baumwollhandschuhe über und drängte sich neben Sophie.
    »Lassen Sie mich mal sehen«, sagte er, nahm eine der Rollen heraus und breitete sie langsam auf der Tischplatte aus. Ein Text in einer seltsamen, aber gleichmäßigen und markanten Handschrift füllte die Seite.
    »Das sieht aus wie Koptisch«, bemerkte Sophie, während sie über die Schulter des Professors lugte. Zur Zeit der römischen Herrschaft war Koptisch, in Ägypten unter Verwendung des griechischen Alphabets entstanden, im östlichen Mittelmeerraum die allgemein gebräuchliche Schriftsprache.
    »Das ist es tatsächlich«, bestätigte er. »Es scheint eine Jahresabrechnung des Hafenmeisters über Hafen- und Kaigebühren zu sein. Dies sind die Namen der Schiffe sowie ihre jeweiligen Ladungen«, sagte er und fuhr mit einem behandschuhten Finger an zwei Buchstabenkolonnen entlang.
    »Ist dies nicht ein Verweis auf den Kaiser?«, fragte Sophie und deutete auf einen Textblock, der sich über den Buchstabenkolonnen befand.
    »Ja«, bestätigte Haasis und versuchte, die Überschrift zu übersetzen. »Es heißt so viel wie: Ein Bericht über die Hafengebühren von Caesarea. Oder so ähnlich. Angefertigt für Kaiser Marcus Maxentius.«
    »Wenn ich mich richtig erinnere, war Maxentius ein Zeitgenosse Konstantins«, sagte Sophie.
    »Maxentius herrschte im Westen und Konstantin im Osten, ehe Letzterer die gesamte Macht an sich riss.«
    »Dann müsste das alles aus dem frühen vierten Jahrhundert stammen.«
    Haasis nickte mit funkelnden Augen und warf dann einen Blick auf die anderen Rollen. »Damit gewinnen wir möglicherweise einen profunden Einblick in das Alltagsleben eines Judäa unter römischer Herrschaft.«
    »Sicherlich eine ganze Menge Stoff für eine oder zwei Doktorarbeiten Ihrer Studenten«, sagte Dirk, während er die restlichen drei Keramikbehälter aus dem Fass holte. Dann klemmte er sich das leere Fass unter den Arm und verließ das Zelt.
    »Dirk, Sie haben soeben einen Fund von historischer Bedeutung gemacht«, sagte Haasis staunend. »Wo um alles in der Welt wollen Sie jetzt hin?«
    »Na wohin schon? Ein kühles Bad nehmen«, erwiderte er

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