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Wüstensand, Wolkenkratzer und der ganz normale Wahnsinn - 50 Geschichten aus Dubai (German Edition)

Wüstensand, Wolkenkratzer und der ganz normale Wahnsinn - 50 Geschichten aus Dubai (German Edition)

Titel: Wüstensand, Wolkenkratzer und der ganz normale Wahnsinn - 50 Geschichten aus Dubai (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Harenberg
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laute
Gospelchöre dröhnten und ein Mann mit einer tiefen Stimme den Gläubigen
einheizte. Es klang wie „James Brown trifft Sister Act “.
Nicht-Kirch-Kind war offensichtlich tief beeindruckt, dass jemand es wagte, in
einer Kirche so zu schreien, wo Mama doch vorher gesagt hatte, dass man leise
sein muss. Nach einer guten Stunde war der Gottesdienst beendet und wir mussten
unser Kirchzimmer zügig für die nächsten Gläubigen räumen.

 
    Die Moral von der Geschicht : Dubai kann mich auch nach vielen Jahren noch
überraschen. Wenn man mal abseits der Glitzer-Welt schaut, kann man ein
wunderbares Zusammenleben der Kulturen erleben. Obwohl ich nach unserem Ausflug
vollkommen fertig war, bin ich froh, dass wir ihn gemacht haben.  Im
Sommer gehe ich mit den Kindern dann mal in eine deutsche Kirche.

18. ) Geschäftsidee
auf „ dubaianisch “

 
    Das Leben in Dubai ist nicht ganz
billig. Da ich hauptberuflich damit beschäftigt bin, meine Kinder durch die
Gegend zu fahren, überlege ich immer, ob es nicht irgendeine Möglichkeit für
einen Nebenverdienst gibt. Jetzt habe ich eine gefunden. Auf die Idee
gebracht haben mich ein paar ebenso geschäftstüchtige wie illegale Taxifahrer.
Die vermieten vor der philippinischen Botschaft Schuhe. Das läuft so gut, dass
sie es damit in die Zeitung geschafft haben.

 
    Das Geschäftsprinzip ist ganz
einfach: Männer, die die philippinische Botschaft
betreten wollen, müssen lange Hosen und geschlossene Schuhe tragen. Flip-Flops,
die wahrscheinlich wegen der Hitze populärsten Schuhe in Dubai, sind verboten.
    Nehmen wir also mal an, ein Mann
kommt zur Botschaft und begehrt Einlass. Er wird jedoch vom davor sitzenden
Wachmann abgewiesen, weil er Flip-Flops trägt. Jetzt kommt die Stunde der
illegalen Taxi-Fahrer. Die warten   in ihren Privatwagen vor der Tür, um Besucher kostengünstiger als ein
normales Taxi nach Hause zu fahren. Als kleinen Nebenverdienst vermieten sie
neuerdings gebrauchte Schuhe, die sie im Kofferraum parat haben. Zwischen 20
und 30 Dirhams (immerhin um die 6 Euro) verlangen sie pro Paar. Für die meisten beflip-flopten Besucher der Botschaft immer noch
besser, als wieder nach Hause zu fahren und vernünftiges Schuhwerk zu holen.

 
    Nun ist der gebrauchte Schuhhandel
vor der Botschaft der Philippinen für mich als Ort der Einnahmequelle schon
besetzt, also habe ich überlegt, mit was ich vielleicht am deutschen
Generalkonsulat in Dubai ein paar Dirhams dazu verdienen könnte - nicht ganz
einfach, denn da darf man aussehen wie man will, außer vielleicht man käme
nackt.

 
    Aber im deutschen Generalkonsulat
ist oft viel los. Sehr viel los. Vielleicht sollte ich morgens als Erste da
sein, mindestens 100 der Wartenummern ziehen und sie unten auf der Straße an
spät Eintreffende verhökern. Irgendwie sehe ich aber schon, dass mir das
(teilweise deutsche) Personal des Konsulats da einen Strich durch die Rechnung
machen wird:  „Jeder nur eine Nummer!“ Ich habe die gebrüllte
Zurechtweisung schon in den Ohren.
     
    Bliebe noch eine andere
Möglichkeit: Ich vermiete meine jüngere Tochter an die Wartenden. Die hat
keinerlei Toleranz, wenn es ums Warten geht und bekommt innerhalb von Minuten
einen Tobsuchtsanfall, wenn nichts passiert. Wenn meine jüngere Tochter dabei
ist, habe ich noch nie länger als fünf Minuten irgendwo gewartet. Denn dann
lassen mich die Leute stets vor, entweder aus Mitleid oder weil sie es selber
nicht mehr aushalten.

 
    Wahrscheinlich müsste ich meiner
Tochter einen Teil des Gewinns in Form von Barbie-Puppen auszahlen, aber es
bliebe bestimmt noch was über. Stellt sich nur die Frage, ob das schon als
Kinderarbeit gilt?

19. ) „Wann kommt das
Baby?“

 
    Die Kindergärtnerin meiner jüngeren
Tochter kommt aus Indien und hat geheiratet. Das ist schön für sie, wäre mir
aber eher egal, wenn sie nicht zur Feier ihrer Tat ein paar indische
Süßigkeiten mit in den Kindergarten gebracht hätte.

 
    Nichts ahnend brachte ich die
jüngere Tochter, wie immer in Begleitung der älteren Tochter, ins
Kindergartengebäude, um dann mit der Älteren weiter ins Schulgebäude zu gehen.
Immer noch vollkommen unbedarft, warf ich ein fröhliches „Guten Morgen“ in den
Raum und schob die jüngere Tochter mit leichtem Druck   (sie verlässt ihre Mama nicht gern) vor
mir her. In diesem Moment sah ich die Süßigkeiten und da war es auch schon zu
spät.

 
    „Ich habe geheiratet“, flötete die
Kindergärtnerin

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