Wüstensand, Wolkenkratzer und der ganz normale Wahnsinn - 50 Geschichten aus Dubai (German Edition)
genauso
aufdringlich wie uneinsichtig. Also schlug ich in meiner Verzweiflung vor, er
könne ja in einem halben Jahr wiederkommen und wenn ich dann mit dem neuen
Gärtner nicht zufrieden sei, würde ich ihn anstellen.
Natürlich dachte ich, damit sei die
Sache erledigt. Von wegen: Pünktlich nach einem halben Jahr stand er vor der
Tür. Und seitdem jedes halbe Jahr. Neulich war es wieder so weit. Nichts kann
den Mann von seinen halbjährlichen Besuchen abhalten. Weder der Hinweis auf die
grüne Oase, die mein Garten mittlerweile ist, noch höfliche Hinweise, dass er
nicht mehr kommen brauche oder sonst irgendwas. Vor einem halben Jahr habe ich
ihn mit den Worten: KOMM. NIE. WIEDER!! schreiend verabschiedet. Ohne Erfolg.
Nun habe ich gewisse Hoffnung, dass
die Ereignisse während seines letzten Besuchs mehr Wirkung zeigen: Ich hatte neben
meinem eigenen Hund noch zwei Gasthunde, beide nicht klein, aber sehr friedlich
- genau wie mein Hund, der mich schon erschreckt ansieht, wenn ihm ein Schmetterling
zu nahe kommt. Aber wie bei Menschen, so gilt auch bei Hunden: gemeinsam sind
sie stark. Während ich dem Gärtner also erklärte, dass ich ihn wirklich,
wirklich nie mehr wiedersehen wolle, kläffte und knurrte es hinter der Haustür
gewaltig.
Als ich entnervt zurück ins Haus
wollte, muss ich irgendwie mal kurz nicht aufgepasst haben und „ schwupps “, schon waren die Hunde draußen und wollten den
Gärtner fröhlich begrüßen. Was dieser missverstanden haben muss, denn er
rannte, als ginge es um sein Leben. Das wiederrum müssen die Hunde als
Aufforderung verstanden haben, ihm
zu folgen. Natürlich hätte ich sie sofort zurückrufen können, aber irgendwie hab ich mir gar nichts dabei
gedacht, als sie so hinter ihm her über die Straße gejagt sind...
21. ) Der Regentanz
Manchmal regnet es in der Wüste.
Dies ist sehr selten, aber nicht absolut ungewöhnlich. Ein- oder zweimal pro
Jahr regnet es also in Dubai. Für mich nicht mehr ganz so, aber für meine
Kinder ist es jedes Mal eine Sensation. Sie rennen begeistert raus und
schreien:
„Regen, wie in Deutschland!!!“
Die vergangenen drei verregneten
Sommerferien in Deutschland haben offensichtlich Spuren hinterlassen.
Eines regnerischen Morgens aber
wurde meine ältere Tochter plötzlich ganz still, kam aus dem Regen zurück ins
Haus und setzte sich nachdenklich auf die Couch.
„Was ist los“, fragte ich sie
besorgt.
„Mama, ich kann Regen machen“,
antwortete sie mit Verwunderung in der Stimme.
„Wirklich?“ Man soll seine Kinder
ja immer ernst nehmen.
„Ja, Mama, du musst mir glauben,
ich habe den Regen gemacht.“
„Und wie?“
„Wir lernen doch in der Schule
gerade etwas über die ‚native Americans’ und da hat uns die Musiklehrerin einen
indianischen Regentanz beigebracht. Gestern Abend, als ich schon im Bett sein
sollte, bin ich noch mal aufgestanden und habe den geübt. Und heute Morgen hat
es geregnet!“
Wenn sie ihr jetzt noch in der
Schule beibringen, wie man Sonne macht, dann ziehen wir zurück nach Deutschland
und werden steinreich.
22. ) Die
Gammel-Könige
Die Hygiene in Supermärkten ist so
eine Sache – ganz sauber ist es wohl nirgends. In Deutschland hat mir mal
eine dicke Supermarkt-Maus freundlich „Hallo“ auf ihrem Weg von einem Regal zum
nächsten gesagt. Im Urlaub in Frankreich hat der nette Herr aus der Bäckerei
sich noch schnell die Hand vor den Mund gehalten, als er Husten musste, dann
gab er mir mein Baguette mit eben jener Hand. Und hier in Dubai streckte mir
letztens eine riesige Kakerlake den Kopf aus den Auberginen entgegen,
wahrscheinlich wollte sie mal schauen, wer ihr da die Vitamine wegnimmt. So
weit, so international keine großen Unterschiede.
Doch nun haben es die Emirate
geschafft, sich an die Spitze der Rangliste meiner persönlichen Ekel-Dinge zu
setzen. In Deutschland lässt man wenigstens nur das Fleisch vergammeln, hier
wird sorgfältiger gearbeitet, da wird gleich mal das ganze Sortiment dem Gammel
zugänglich gemacht.
Die Konkurrenz ist groß, die Preise
niedrig, die Kosten hoch, da muss man sehen, wo man bleibt. Also sind einige
Supermärkte und Restaurants dazu übergegangen, nachts die Kühlschränke und
Klimaanlagen auszuschalten, um Geld zu sparen. Das wäre ja vielleicht noch
o.k., wenn man dies in Deutschland im tiefsten Winter machen würde, aber in den
Emiraten im Hochsommer, wo die
Weitere Kostenlose Bücher