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Wüstensand, Wolkenkratzer und der ganz normale Wahnsinn - 50 Geschichten aus Dubai (German Edition)

Wüstensand, Wolkenkratzer und der ganz normale Wahnsinn - 50 Geschichten aus Dubai (German Edition)

Titel: Wüstensand, Wolkenkratzer und der ganz normale Wahnsinn - 50 Geschichten aus Dubai (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Harenberg
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stolz.

 
    Sofort verengten sich die Augen
meiner älteren Tochter zu Schlitzen und sie beäugte die Kindergärtnerin
kritisch.

 
    „Wie schön, Glückwunsch!“,
trällerte ich so schnell ich konnte zurück und schob diesmal die ältere Tochter
vor mir her aus dem Raum. Warum ich das tat? Weil ich weiß, was meine
ältere Tochter unvermeidlich gefragt hätte:

 
    „Wo ist das Baby?!“

 
    Die Sache mit den Bienchen und den
Blümchen ist bei ihr noch nicht so ganz angekommen und sie ist der festen
Überzeugung, dass Kinder durch die Hochzeit entstehen. Es ist daher auch ein
ewiges Mysterium für sie, wie ich mit einer Hochzeit zu zwei Kindern gekommen
bin. Dezente Aufklärungsversuche haben nichts gefruchtet, meine Tochter bleibt
bei ihrer „Kinder-Hochzeits-Theorie“.

 
    Um der Kindergärtnerin und mir die
Nachfrage, wo denn das Baby sei, zu ersparen, habe ich sie also schnell aus dem
Raum geschoben. Nicht alle Menschen werden gerne gefragt, warum sie trotz
Hochzeit kein Baby vorweisen können.

 
    Manchmal allerdings sorgt die
Unaufgeklärtheit meiner Tochter auch für großes Amüsement. So bei der Hochzeit
von Prinz William und seiner Kate. Ich hatte ein paar Freundinnen zum
gemeinsamen Schauen der Hochzeit eingeladen. In fröhlicher Runde saßen wir ganz
englisch bei Gurkensandwiches, Scones und Prosecco
vor dem Fernseher.

 
    Als die Braut die Kirche betrat,
riefen wir die Kinder, die im Garten spielten, herein. Andächtig schauten wir
alle gemeinsam die Trauung. Kaum war die vorbei, wollte meine Tochter dann doch
lieber wieder spielen gehen. Verpassen wollte sie aber auch nichts. Also wies
sie mich streng an:

 
    „Ruf mich aber auf jeden Fall, wenn
das Baby kommt!“

 
    Eigentlich war der Satz das Beste
an der ganzen Hochzeit – auch wenn meine Tochter immer noch sauer ist,
dass wir alle über sie gelacht haben. An ihrer Theorie hält sie aber trotzdem
fest.

20. ) KOMM. NIE.
WIEDER!!

 
    Es gibt Menschen, da fragt man
sich: Was denkt der sich dabei? Die Antwort ist meistens: Nichts. Anders ist
das Verhalten dieser Menschen nicht zu erklären.

 
    Ein Vertreter dieser Kategorie
klingelte neulich – mal wieder - an meiner Tür. Seines Zeichens Inder und
Chef von einem Rudel Gärtner, die die Gärten in
unserer Wohnanlage pflegen sollen. Betonung liegt auf sollen .

 
    Vor zirka vier Jahren hatte ich
einen dieser Gärtner eingestellt. Ebenfalls Inder, rund 1,50 Meter groß und
höchstens 25 Kilo schwer. „Mitleidsfaktor 300 Millionen Tausend“, um es mal mit
meiner Tochter zu sagen.
    Dummerweise verstand der Gute vom
Gärtnern ungefähr so viel wie ich: nämlich nichts. Jede Pflanze, der ich mich
auf weniger als zwei Meter Abstand nähere, ist dem Tode geweiht. Bei dem Gärtnerchen war es ähnlich. Obwohl er drei Mal die Woche
kam und emsig im Garten herumwerkelte sah selbiger nach einen halben Jahr aus
wie ein vergessener Friedhof nach einem sehr langen Sommer ohne Regen.

 
    Einen gewissen morbiden Charme
konnte man dem Ganzen nicht absprechen, aber schön war es nicht. Irgendwann
rettete das Gärtnerchen auch der Mitleidsfaktor nicht
mehr, und ich suchte einen neuen Gärtner. Selbstverständlich tat mir das Gärtnerchen sehr leid, also drückte ich ihm einen doppelten
Monatslohn in die Hand und forderte ihn auf, seinen Chef zu mir zu schicken,
wenn er Ärger kriegen würde.

 
    Was für ein Fehler! Zwei Stunden
später stand der Chef vor meiner Tür und verlangte Auskunft, wie ich seine
Fachkraft so einfach rausschmeißen könne.

 
    „Naja“, sagte ich, „weil es eben
keine Fachkraft war, wie man an meinem Garten sehr gut sehen kann.“
    Zum Beweis zeigte ich ihm den
Garten, durch den er schritt wie ein beleidigter Gockel, dem gerade alle Hühner
weggelaufen sind. Schließlich sagte er:

 
    „Das versteh ich nicht, ist doch
alles in bestem Zustand. Blüht und grünt.“

 
    Dann machte er mir den großzügigen
Vorschlag, dass er den Garten von nun ab persönlich pflegen würde. Und das fünf
Mal die Woche! Und die Garage würde er auch noch täglich kehren! Das Ganze für
die Hälfte des bisherigen Lohns! Auf die Idee, dass ich mir ein wenig
verschaukelt vorkommen könnte, wenn er auf einmal für die doppelte Arbeit nur
noch die Hälfte des Geldes wollte, kam er nicht.

 
    Mir wurde dafür klar, dass wir
beide niemals auf einen gemeinsamen Nenner kommen würden und ich wollte ihn nur
noch loswerden. Was nicht ganz einfach war, denn der Typ war

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