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Wüstensand, Wolkenkratzer und der ganz normale Wahnsinn - 50 Geschichten aus Dubai (German Edition)

Wüstensand, Wolkenkratzer und der ganz normale Wahnsinn - 50 Geschichten aus Dubai (German Edition)

Titel: Wüstensand, Wolkenkratzer und der ganz normale Wahnsinn - 50 Geschichten aus Dubai (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Harenberg
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Temperatur auch nachts nicht unter 30 Grad
fällt? Da fragt man sich, ob die noch ganz frisch in ihren Oberstübchen sind.

 
    Wenigstens habe ich, neben der
Tatsache, dass ich mich ab jetzt vorwiegend von Dosenkost ernähren werde, noch
etwas gelernt: Ich bin unglaublich naiv. Da hab´ ich doch neulich morgens,
als ich in der Tiefkühlabteilung nur angetaute Himbeeren finden konnte und der
Broccoli in der Gemüseabteilung auf einem weichen Schimmelbett ruhte,
tatsächlich gedacht: „Mensch, denen ist der Strom heute Nacht ausgefallen,
jetzt müssen die das alles wegschmeißen, die Armen.“ So kann man sich irren.

23. ) Ramadan–
Lama – Ding – Dong

 
    Der Ramadan, der neunte Monat im
Mondkalender des Islams, ist jedes Jahr für die Menschen in Dubai etwas
Besonderes: Die Muslime fasten und die Expats leiden
mit.

 
    Wie man die Zeit des Ramadans am
besten beschreiben kann? Vielleicht mit dem Gespräch zweier Krankenschwestern,
das ich einmal mitangehört habe, als ich mit meiner Tochter im Krankenhaus war.
Die beiden klagten sich gegenseitig ihr Leid über die Doppelbelegung der
Zimmer, die überfüllte Notaufnahme und die Sonderschichten, die sie ständig
schieben müssten. Schließlich sagte die eine zur anderen:

 
    „Gott sein Dank ist bald Ramadan,
dann können wir mal vier Wochen richtig ausspannen.“

 
    Besser kann man es nicht
ausdrücken: Während des Ramadans passiert einfach nichts. Die Muslime fasten
und sind damit so ausgefüllt, dass der Rest des Lebens für einen Monat
aufgeschoben wird. Kein Handwerker nimmt einen Auftrag an, bevor der Ramadan
nicht zu Ende ist. Sein Auto in die Inspektion bringen? Möglich, dauert aber
zwei, drei Tage länger als sonst. Der Arbeitstag endet während des Ramadans per
Gesetzt in allen Firmen um 15 Uhr. Davor passiert meist auch nicht viel. Schulen,
öffentliche Einrichtungen usw. haben ebenfalls verkürzte Zeiten. Offenbar ist
man sogar zu erschöpft fürs Krankwerden.

 
    Während des Ramadans dürfen
erwachsene Muslime mit Beginn der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang weder
essen noch trinken. Kinder, Kranke und Schwangere sind vom Fasten ausgenommen,
wobei Kranke und Schwangere das verpasste Fasten nachholen müssen.

 
    In den vergangenen Jahren hat es
die Fastenden besonders hart getroffen. Der Ramadan – der Beginn
verschiebt sich jedes Jahr um 11 Tage nach vorne – lag im Sommer und
damit in der heißesten Zeit des Jahres. Im Juli und im August erreichen die
Temperaturen regelmäßig an die 50 Grad und dazu ist es schwül und stickig.
Nicht essen kann man durchhalten, aber nicht trinken?

 
    Wer nun denkt, dies alles könne den
Nicht-Muslimen doch alles herzlich egal sein, der irrt. Zu Hause kann zwar
jeder machen – soll heißen essen – was er will, aber in der
Öffentlichkeit sollte man sich auf keinen Fall während des Ramadans beim Essen
oder Trinken erwischen lassen. Hier gilt das Motto: mitgefangen, mitgehangen.

 
      Jeder, der jetzt sagt: „Na und, das kann
so schwer nicht sein“, der soll mal zählen, wie oft er beim Einkaufen, beim
Spazierengehen, im Schwimmbad, beim Sport etwas trinkt oder sich irgendwo
gemütlich zu einem Tässchen Kaffee hinsetzt.
    Von gemütlich kann in den Malls sowieso
keine Rede mehr sein. Sämtliche Restaurants bleiben tagsüber geschlossen, um
bloß niemanden in Versuchung zu bringen. Die übliche Musik-Berieselung in den
Geschäften ist ebenfalls ausgeschaltet.

 
    Die Supermärkte sind dagegen
geöffnet und machen den Umsatz des Jahres. Überall sieht man Muslime mit bis
zum Rand gefüllten Einkaufwägen. Denn sobald die Sonne untergeht, beginnt der
“Tag” und es wird gefuttert was das Zeug hält. Die großen Hotels bereiten zu
diesem Zwecke sogenannte „ Iftar -Büffets“ vor: Sobald
die Sekunde des Sonnenuntergangs gekommen ist – die genaue Zeit wird
stündlich in den Nachrichtensendungen bekannt gegeben und steht jeden Morgen in
der Zeitung – geht auch dort das große Fressen los. Viele Emirates laden
Freunde und Familie ein und essen bis tief in die Nacht.

 
    Dubai wäre aber nicht Dubai, wenn
nicht für die Expats , die es gar nicht aushalten
können, ein kleiner Kompromiss gefunden worden wäre. Einige, wenige Restaurants,
deren Namen nur durch Mund-zu-Mund-Propaganda weitergegeben werden, haben
tagsüber geöffnet und man darf dort auch etwas Essen und Trinken. Die Scheiben
dieser Restaurants müssen allerdings mit dicken, schwarzen, absolut
blickdichten

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