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Wuestentochter

Wuestentochter

Titel: Wuestentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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verbergen?«
    »Du hast es erfasst«, bestätigte er. »Und ich habe die Absicht, dich mitzunehmen.«
    »Wird sich dann herausstellen, dass du ein lange verschollener Prinz bist?« Khalidah lachte freudlos auf. »Du musst mich für eine Närrin halten. Du könntest für jeden arbeiten - sogar für Numair selbst.«
    Er nickte, dann blinzelte er in die Nachmittagssonne. »Das wäre möglich. Aber vergiss nicht, dass wir schon mindestens zehn Minuten alleine hier oben sitzen. Wenn ich dich umbringen wollte, hätte ich das schon längst getan.«
    Khalidah lächelte in sich hinein, sagte aber nichts. »Selbst wenn ich einwilligen würde, mit dir zu gehen, sehe ich nicht, wie eine solche Flucht in die Wege zu leiten wäre«, gab sie endlich zu bedenken. »Jeder würde sofort Verdacht schöpfen, wenn ich zu meiner eigenen Hennazeremonie nicht erscheine. Dann wird mein Vater augenblicklich die Verfolgung aufnehmen, und er kennt jedes Sandkorn dieser Wüste … wie mein Onkel und mein Vetter auch.«
    »Du wirst an der Zeremonie teilnehmen und hinterher fliehen. Wenn deine Leute wieder in der Verfassung sind, uns zu folgen, haben wir schon einen ausreichenden Vorsprung.«
    Khalidah wollte gegen den in seinen Worten enthaltenen Befehl protestieren, brachte aber keinen Ton heraus, denn trotz allem, was sie gesagt hatte - trotz des Irrsinns dieses Vorhabens -, hatte sie im selben Moment, wo Sulayman ihr seinen Vorschlag unterbreitet hatte, gewusst, dass sie mit ihm gehen würde.
    »Was hast du mit ihnen vor?«, fragte sie, dabei versuchte sie immer noch, den Eindruck von Unschlüssigkeit zu erwecken.
    »Mach dir deswegen keine Gedanken. Achte nur darauf, heute Abend nichts als Wasser zu trinken.«
    »Willst du den Wein vergiften?«
    Er lächelte. »Nein, ich will ihn nur ein bisschen … anreichern.«
    Khalidah schüttelte den Kopf. »Und dann reiten wir davon und überlassen meinen Vater und Zeyneb und Bilal und all die anderen der mehr als zweifelhaften Gnade und Barmherzigkeit von Numair und seinen Franken.«
    Sulayman seufzte. »Ich weiß nicht viel, Sayyida, aber ich weiß, dass dein Vetter extrem träge ist. Ein Kampf birgt immer ein Risiko, und wenn er euer Land kampflos an sich bringen kann oder dies zumindest glaubt, wird er diesen Weg einschlagen. Ich habe vor, keinen Zweifel daran zu lassen, dass du noch am Leben bist. Solange Numair davon überzeugt ist, sollten deine Leute sicher sein.«
    »Sollten?«
    Wieder seufzte er mit einer geduldigen Nachsicht, die sie in Wut versetzte. »Mehr kann ich nicht tun, Sayyida. Entweder das oder der sichere Tod. Aber die Entscheidung liegt natürlich bei dir.«
    »Was glaubst du eigentlich, wer du bist?«, fuhr Khalidah ihn an.
    Zu ihrer Überraschung lächelte Sulayman. Seine Zähne hoben sich weiß von seiner dunklen Haut ab, seine Augen verengten sich zu Halbmonden. Wieder überkam Khalidah das verwirrende Gefühl, sich in der Gegenwart eines Menschen zu befinden, der Ehrerbietung verdiente. »Ich fürchte, das ist eine Frage, auf die es keine Antwort gibt. Aber für dich bin ich wenig mehr als ein Bote von jemandem, der verhindern möchte, dass dir ein Leid geschieht. Ich kann dich an einen sicheren Ort bringen, wo es Menschen gibt, die dir helfen können. Aber zuerst musst du mir vertrauen.«
    »Das muss ich keineswegs«, widersprach Khalidah. »Ich muss mich nur bereit finden, mit dir zu reiten.«
    Sulayman zuckte die Achseln. »Wie du willst.«
    Khalidah sah ihn an. Ihre Augen leuchteten goldener als die Ziermünzen an ihrem Kopftuch. »Numair will Zahirah für sich selbst behalten, nicht wahr?«
    Sie war überzeugt gewesen, die Antwort bereits zu kennen, doch Sulayman überraschte sie erneut. »Nein. Sie ist ein Geschenk … oder vielmehr ein Bestechungsmittel.«
    »Für einen Franken?«
    Er nickte. Khalidah dachte, den Blick auf die grasenden Pferde unter ihnen gerichtet, eine Weile nach. Sogar aus der Entfernung war Zahirahs anmutige Gestalt deutlich auszumachen. »Ich gehe mit dir«, sagte sie endlich. »Aber Zahirah gehört mir.«
     

3
    Als Khalidah in das Zelt zurückkehrte, erwartete Zeyneb sie mit einer weiteren Schüssel nach Rosen duftenden Wassers. Khalidah war auf Vorwürfe gefasst gewesen, aber ihre Amme fragte sie noch nicht einmal, wo sie gewesen war, sondern half ihr nur stumm aus dem Kleid und begann ihr das Haar zu waschen. Endlich konnte Khalidah ihr Schweigen nicht länger ertragen.
    »Sag doch etwas, Zeyneb«, bat sie.
    Zeyneb wrang Khalidahs Haar aus

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