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Wuestentochter

Wuestentochter

Titel: Wuestentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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wie die Männer Wein tranken, die Huka kreisen ließen und in ihrer aufgesetzten Fröhlichkeit immer lauter wurden. Die Menschen vor dem Zelt tanzten, die Frauen bemalten ihre Hände und sangen Worte, die sie nicht zu hören schienen. Von seinem Platz im Schatten aus ließ Bilal sie nicht aus den Augen, und Sulayman spielte eine Melodie, so kompliziert wie die Muster auf ihrer Haut.
    Als sie sich von Zeyneb unbeobachtet glaubte, musterte sie den Spielmann verstohlen. Das Lampenlicht warf einen goldenen Schein auf seine Wangen, seine Finger bewegten sich wie Schilfgras im Wind. Und während sie ihn ansah, löste sich plötzlich eine Gestalt aus dem Schatten der Zeltwand hinter ihm und verharrte dort wie ein Bild aus einem Fiebertraum. Es war eine Frau; ihr weißes Gewand war am Kragen und an den Ärmelaufschlägen reich bestickt, genau wie ihr Kopftuch. Sie trug keinen Schleier, ihr dunkles, mit Bändern und Kaurimuscheln durchflochtenes Haar fiel ihr in langen Zöpfen über den Rücken. Die helle Haut ihres Gesichts war auf Stirn und Wangen mit irgendwelchen Mustern bedeckt. Ihren Zügen haftete etwas Unzähmbares an, was Khalidah an einen Jagdfalken denken ließ. Ihre Augen schimmerten so golden wie Khalidahs eigene.
    Die Musik brach abrupt ab. Die Frau verschmolz wieder mit dem weißgoldenen Wandbehang hinter Sulayman, und Khalidah wurde erst jetzt bewusst, dass sie aufgestanden war und eine Hand nach der Stelle ausstreckte, wo die Frau gestanden hatte und jetzt Sulayman allein saß. Seine Hand ruhte auf den Saiten der qanun wie die eines anderen Mannes auf dem Bauch seiner Geliebten.
    »Khalidah!«, zischte Zeyneb. Khalidah nahm wieder Platz, und die Amme beugte sich zu ihr. »Sag, dass du das Lied erkannt hast«, flüsterte sie. »Sag irgendetwas … oder der Spielmann ist tot.«
    Khalidah sah ihren Vater an, der ihren Blick kalt erwiderte. Ihr fiel nichts Besseres ein als die Wahrheit, obwohl sie wusste, dass diese fast so schwer wog wie der Verdacht, den sie in den Augen der anderen las. Dennoch sagte sie: »Es tut mir leid, abatah. Diese Musik … sie kam mir so … wie soll ich es ausdrücken? Sie hat mich an meine Mutter erinnert, und einen Moment lang war mir so, als wäre sie hier bei uns.«
    Ihr Vater fuhr fort, sie anzustarren. Seine Miene verriet nicht, was in ihm vorging, und Khalidahs Herz wurde schwer. Doch plötzlich brach Abd al-Hadi in schallendes Gelächter aus. »Du hättest dein Gesicht sehen sollen, Mädchen!«, dröhnte er. »Du kannst wirklich noch nicht viel von der Welt gesehen haben, wenn Sulaymans Spiel dich so gefangen nimmt. Und nachdem dieser Punkt nun geklärt ist - wie wäre es mit einem Lied?«
    Khalidah blickte sich verwirrt um. Sie konnte sich immer noch nicht genau erklären, wieso sie auf einmal im Zelt ihres Vaters stand, so viele argwöhnische Augen auf sie gerichtet waren und ihr Herz hämmerte wie das eines Hasen, über dem ein Falke schwebt. Sie hasste es schon unter günstigen Umständen, vor Publikum zu singen; jetzt war nicht daran zu denken. Also hob sie um Entschuldigung heischend ihre mit der klebrigen braunen Hennapaste bemalten Hände.
    »Mit diesen Händen kann ich meine oud nicht spielen.«
    »Nach all dem, was ich über deinen Gesang gehört habe, benötigt deine Stimme keine instrumentale Begleitung«, erwiderte ihr Onkel prompt.
    Sie holte tief Atem. »Wie du wünschst, ammah.« Sie trat an das Feuer und setzte sich zwischen ihren Vater und Abd al-Hadi, sodass sie Sulayman den Rücken zukehrte, und fragte: »Was soll ich singen? Hast du einen besonderen Wunsch?«
    Abd al-Hadi schien das Interesse an seinem eigenen Vorschlag bereits wieder verloren zu haben. »Ach, irgendetwas.« Er schnitt ein Stück Fleisch von einer gerösteten Ziege ab und betrachtete es nachdenklich. »Vielleicht ein Liebeslied. Leila und Majnun.«
    Er rollte das Fleisch mit etwas Reis zu einer Kugel und schob sie sich in den Mund. Khalidah schluckte, weil sich in ihrer Kehle ein Kloß gebildet hatte. Obwohl es sich tatsächlich um eine Liebesgeschichte handelte, konnte sie sich für eine Hochzeitsfeier nichts Unpassenderes vorstellen als eine Ballade von unglücklichen Liebenden, die in den Wahnsinn und den Tod getrieben wurden. Aber ihr blieb nichts anderes übrig, als dem Befehl ihres Onkels Folge zu leisten.
    Nach einigen Zeilen legte sich eine tiefe Stille über die Zuhörermenge. Khalidahs Stimme glich einem Speer, der sie durchbohrte, sie zum Zuhören zwang, und während sie

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