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Wuestentochter

Wuestentochter

Titel: Wuestentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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sollen die gesamte fränkische Vorhut davonkommen lassen?« Trotz des ungläubigen Untertons in seiner Stimme glomm in seinen Augen ein Funken von Interesse auf.
    »Sie davonkommen lassen?« Khalidah schüttelte den Kopf. »Für ein paar Stunden vielleicht. Aber ohne die Vorhut ist der König eine  leichte Beute, und wenn sich der König ergibt, hat jeder Franke in diesem Land seine Freiheit verwirkt.«
    Taqi ad-Din rang einen Moment lang mit sich, dann verhärteten sich seine Züge. »Zurück zu deinem Bataillon, Dschinn, und überlass strategische Fragen in Zukunft den Generälen.«
    Mit sinkendem Mut wendete Khalidah ihr Pferd und nahm wenig später ihren Platz zwischen Sandara und Abi Gul wieder ein. Keine der beiden Frauen brauchte sie zu fragen, wie die Unterredung verlaufen war. Wieder legten sie Pfeile an die Sehnen ihrer Bogen, wieder gingen die Franken zum Angriff über. Ehe Khalidah sich’s versah, war sie erneut in einem Dickicht aus Schwertern und Speeren gefangen und drang mit dem Schwert ihrer Mutter wild auf ihre Gegner ein. Doch etwas war diesmal anders. Der Angriff fiel nicht so heftig aus wie der erste und schien sich vornehmlich auf eine Stelle links von ihr zu konzentrieren.
    Nachdem sie ihren Gegner getötet und sich so einen Moment lang Luft verschafft hatte, blickte sie in die Richtung, in die die Franken zu strömen schienen. In den muslimischen Reihen klaffte eine Bresche, durch die die Christen sickerten wie Wasser in trockenen Sand. Einen Moment später war das letzte Frankenpferd verschluckt worden, und die Reihen der Muslime schlossen sich wieder. Und als sich Khalidah wieder zu der Infanterie umdrehte, sah sie nur noch zurückweichende Rücken.
     

26
    Obwohl Tripolis und seine Ritter jetzt vom Kampfgeschehen abgeschnitten waren, hatte sein erster Angriff das muslimische Dreieck dort geschwächt, wo Taqi ad-Dins Division auf die Saladins traf. Tripolis’ verlassene Infanterie konnte rechts von den Hörnern von Hattin den See Genezareth sehen und begann, in der Hoffnung, das Wasser zu erreichen, in östlicher Richtung auf die Schwachstelle in den muslimischen Reihen vorzurücken. Diese Hoffnung erwies sich als trügerisch und hatte auf die Kampfmoral der Franken eine verheerende Wirkung. Als sie ihre Kameraden desertieren sahen, gaben die Fußsoldaten der Mitte und der Nachhut auf und schickten sich an, ihnen zu folgen. Innerhalb kürzester Zeit standen die Ritter ohne den Schutz der Infanterie da. Die Muslime konzentrierten ihre Pfeile jetzt auf ihre Pferde, bis die meisten fränkischen Ritter gezwungen waren, zu Fuß weiterzukämpfen.
    »Wir müssen gegen ihre Kavallerie irgendeine Barriere errichten«, sagte Guy zu jedem, der ihm zuhörte, in einem Ton, der verriet, dass er nach Zustimmung lechzte. Niemand antwortete ihm; seine Männer kämpften entweder verbissen oder waren zu tief in ihrer Verzweiflung versunken, um ihrem König Trost zu spenden.
    »Die Zelte«, murmelte Guy nach einem Moment vor sich hin, dann rief er laut: »Die Zelte! Wir werden zwischen unseren Linien und denen des Feindes Zelte aufbauen, das wird sie eine Weile aufhalten!«
    Ohne auf die vernichtenden Blicke seiner Kommandanten zu achten ließ Guy diesen Befehl unverzüglich weitergeben. Seine Männer machten sich widerwillig daran, ihn auszuführen, aber es gelang ihnen nur, das Zelt des Königs sowie zwei weitere am Fuß der Hörner aufzustellen, ehe ein Pfeilhagel ihnen Einhalt gebot. Guy flüchtete sich eilig in sein rotes Zelt. Er versuchte, die Schreie der ringsum kämpfenden und sterbenden Kavalleristen zu überhören; versuchte den immer dichter werdenden Rauch nicht einzuatmen; versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Er wünschte sich nichts mehr, als die Verantwortung auf irgendeinen seiner Kommandanten abwälzen zu können; verwünschte die Edelleute, die ihn auf den Thron gebracht hatten,  um Tripolis’ Pläne zu durchkreuzen; verwünschte seine Frau Sibylla, die ihm die Krone eigenhändig auf das Haupt gesetzt hatte. Nur sich selbst zu verwünschen kam ihm nicht in den Sinn.
    Nach einer Weile betrat ein Knappe das Zelt; ein schmächtiger junger Mann, von dessen Kleidern Blut und Schweiß auf den kostbaren Teppich tropften. »Sire, ich soll Euch ausrichten, dass sich die gesamte Infanterie jetzt auf dem nördlichen Horn befindet. Wir haben den Männern befohlen, sofort wieder herunterzukommen, aber sie weigern sich. Die Bischöfe haben ihnen mit ewiger Verdammnis gedroht, wenn sie nicht

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