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Wuestentochter

Wuestentochter

Titel: Wuestentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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Gespräch fortsetzen?«
    Der Sultan betrachtete ihn einen Moment lang wehmütig, dann nickte er zustimmend. »Wenn Allah uns die Gelegenheit dazu gibt. Hier, nimm das.« Er reichte ihm ein Seidengewand im leuchtenden Gelb der Ayyubiden. »Ich wünsche dir viel Glück, Sulayman.«
    Sulayman nahm das Kleidungsstück fast ehrfürchtig entgegen. »Ich dir ebenfalls, Herr.« Er verneigte sich tief und verließ dann geräuschlos das Zelt.
     

25
    Obwohl Saladin Neuerungen gegenüber durchaus aufgeschlossen war, hielt er dennoch zugleich an alten Traditionen fest. Deswegen schickte er, sowie er Sulayman entlassen hatte, mittels Brieftauben Botschaften an Taqi ad-Din und Gökböri und wies sie an, ihre Divisionen auf den nahe gelegenen Hügeln zu postieren, wie es muslimische Kavalleriearmeen seit Hunderten von Jahren taten. Taqi ad-Din und  sein rechter Flügel sollten zwischen den Hörnern von Hattin und dem Dorf Nirmin Stellung beziehen, Gökböris Division zwischen Lubiyah und Jabal Turan Halt machen, um zu verhindern, dass die Franken den Rückzug Richtung Westen zu den Quellen von Hattin antraten. Die Hauptdivision des Sultans würde das um die Franken gezogene Dreieck vervollständigen und die Hauptstraße nach Tiberias besetzen.
    »Unterschätzt die Macht der Verzweiflung nicht«, beendete Saladin die Befehle an seine beiden Generäle. »Die Franken werden versuchen, sich zum Wasser durchzuschlagen - höchstwahrscheinlich zum See -, und sie müssen um jeden Preis aufgehalten werden. Weicht keinen Schritt zurück. Und lasst Graf Tripolis und den Templergroßmeister am Leben, wenn es in eurer Macht steht. Allahu akbar!«
    Als die Tauben zum gleißend blauen Himmel aufgestiegen waren, nahm Saladin den Helm, den der Mamluke zu seiner Linken ihm reichte, und stieg auf das Pferd, das der zu seiner Rechten am Zügel hielt. Sein Blick schweifte über das endlose Meer seiner Armee hinweg, deren Banner stolz im heißen Wind flatterten, dann heftete er sich auf die Frankenarmee, die wie ein riesiges verwundetes Insekt durch das Tal kroch. Doch er ließ sich von dem Anblick nicht täuschen. Er wusste genau, was für ein Tag vor ihm lag, aber er wusste auch, dass er nicht unterliegen konnte.
    »Allahu akbar«, wiederholte er leise, dann trieb er sein Pferd vorwärts.
     Saladins Mitte und Gökböris linke Flanke griffen zuerst an. Der Nachhut der Franken bot sich einen Moment lang ein perfekter Blick auf die nicht zu enden scheinenden Reihen der Feinde, die sich auf sie stürzten, bevor aufgewirbelter Staub und der Rauch der von den muttawiyah entzündeten Feuer das Bild verdunkelten. Die muslimische Armee fegte über die Franken hinweg wie ein Sandsturm über die  Wüste. Nur die Templer hielten dem Ansturm stand und setzten sich erbittert zur Wehr, als die tawashiyah sich systematisch einen Weg durch die Reihen der Infanterie hackten und türkische Pfeile ihre Pferde niederstreckten. Inmitten dieses Chaos fragte sich de Ridefort plötzlich, ob er vielleicht einen furchtbaren Fehler gemacht hatte. Doch dann verdrängte er diesen Gedanken energisch und befahl seinen Rittern, sich neu zu formieren.
    »Gegenangriff!«, übertönte er das Klirren von Metall und die Schreie sterbender Männer und Pferde. »Zurück in die Reihen und Gegenangriff!«
    Rauch, Staub und der Wald aufblitzender Klingen waren zu dicht, um die Positionen der Muslime und die Verluste auf beiden Seiten genau abschätzen zu können, aber de Ridefort hatte aufgrund seiner langen Kampferfahrung einen untrüglichen Instinkt entwickelt. Er spürte, dass die geballte Macht des Angriffs nachgelassen hatte und donnerte einmal mehr seine Befehle. Diesmal wurden sie befolgt; die Ritter, deren Pferde am Leben geblieben waren, bildeten hinter den Resten der Infanterie eine geschlossene Reihe.
    »Gott will es!«, dröhnte de Ridefort, dabei trieb er sein Pferd an. Obwohl sein Kriegsruf nur vereinzelt aufgenommen wurde, verriet ihm das Hufgetrommel ringsum, dass seine Ritter ihm folgten. Sie trafen auf Gökböris vordere Reihen, metzelten Fußsoldaten nieder und drangen auf die leichte muslimische Kavallerie ein. Staub- und Rauchwolken waberten über die Kämpfenden hinweg, öffneten sich hier und da wie ein Vorhang und schlossen sich wieder. Für jeden muslimischen Krieger, der unter de Rideforts Schwert fiel, schienen drei neue wie aus dem Nichts aufzutauchen. Sie spülten wie eine dunkle Woge über sie hinweg, und dann waren sie plötzlich verschwunden. Die

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