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Wuestentochter

Wuestentochter

Titel: Wuestentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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auf ihre Gegner ein, konnte aber in dem Gewimmel aus Männern und Pferden nicht erkennen, welchen Schaden sie anrichtete; ja, sie wusste noch nicht einmal, welche Seite allmählich die Oberhand gewann, bis der Strom der Feinde, die sie bedrängten, abebbte und sie mit ihrer Truppe langsam, aber stetig vorzurücken begann. Dann wandte sich der Mann, mit dem sie gerade kämpfte, plötzlich ab und galoppierte davon, und als sie aufblickte, sah sie, dass die Franken fast geschlossen den Rückzug angetreten hatten. Sie wusste nicht, ob sie Erleichterung oder Enttäuschung verspüren sollte.
    Der amir befahl ihnen, wieder einheitliche Reihen zu bilden. Khalidah lenkte Zahirah hügelaufwärts. Die zurückweichenden Armeen ließen ein Meer von Leichen zurück, so wie die einsetzende Ebbe Berge von Tang auf dem Strand hinterließ. Unter den Toten befanden sich auch einige weiß gekleidete Gestalten, aber sowohl Sandara als auch Abi Gul hatten überlebt. Auf Sandaras rechtem Ärmel breitete sich ein Blutfleck aus, und Abi Gul wirkte unter ihrem Helm blass und verhärmt.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Khalidah, als sie ihre Position auf dem Hügel wieder einnahmen.
    Abi Gul nickte stumm, doch Sandara schüttelte den Kopf. »Diese Taktik geht nicht auf.«
    Khalidah sah sie fragend an.
    »Wenn die Franken erneut angreifen, brechen sie durch. Du musst mit dem General sprechen.«
    »Mit Taqi ad-Din? Was soll ich ihm denn sagen?«
    »Hast du schon alles vergessen, was du gelernt hast, Khalidah?« Sandara schnaubte ungeduldig. »Zieh dich zurück, wenn der Gegner stark ist und schlag zu, wenn er Schwächen zeigt. Im Moment gewinnen wir mehr, wenn wir nachgeben.«
    »Du meinst, wir sollen sie durchlassen?«
    Sandara nickte.
    »Aber …«
    »Nichts aber, Khalidah. Die Franken greifen an, wir lassen unsere Reihen auseinanderbrechen, sie reiten durch die Lücke, die wir sofort wieder hinter ihnen schließen. Dann werden sie feststellen, dass sie eine schmale, steile Schlucht hinunterreiten müssen. Selbst wenn sie fest dazu entschlossen wären, könnten sie diesen Hang nicht wieder hinaufstürmen, um uns erneut anzugreifen. Und wenn sie Wasser sehen, werden sie sowieso alles andere vergessen.«
    Khalidah dachte über Sandaras Plan nach. Er klang durchaus logisch, aber damit an Taqi ad-Din heranzutreten erschien ihr lächerlich, was sie Sandara auch sagte. »Er wird mich gar nicht erst anhören«, schloss sie.
    »Warum sollte er dich nicht anhören?«
    »Außerdem war es deine Idee«, erinnerte Khalidah sie.
    »Es ist unser aller Plan, aber du bist die Anführerin der Dschinn. Und nun beeil dich, Khalidah, sonst verpasst du die Gelegenheit. Sie formieren sich schon wieder.«
    Ein Blick auf die Franken bestätigte Khalidah, dass Sandara Recht hatte. Sie holte tief Atem, wandte sich zu dem im Wind flatternden gelben Ayyubidenbanner um, das die Position des Generals markierte, und trieb Zahirah zu einem Galopp an. Kurz darauf hatte sie ihr Ziel erreicht.
    »Ich muss mit dem General sprechen«, sagte sie zu dem Mamlukenwächter.
    Er sah sie an, als sei sie ein Skorpion, den er unter seinem Absatz zermalmen wollte.
    »Es ist wichtig«, beharrte sie. »Ich bringe eine Botschaft vom Sultan.«
    Sie hasste es, zu einer Lüge greifen zu müssen, wusste aber, dass sie keine Zeit mehr verlieren durfte. Der Mamluke musterte sie einen Moment lang, dann bellte er etwas Unverständliches. Einen Moment später ritt Taqi ad-Din auf sie zu. Er starrte vor Schweiß und Blut, und seine Augen funkelten unter dem Helm ärgerlich.
    »Was gibt es, Dschinn?«, knurrte er.
    Zeig keine Schwäche, mahnte sich Khalidah. »Ich kann dir sagen, wie du Tripolis’ Division ohne große Mühe besiegen kannst, Sayyid.«
    »Tatsächlich?« Taqi ad-Din machte aus seinem Hohn kein Hehl. »Kannst du vielleicht auch magische Kräfte einsetzen, um diese gesamte fränkische Armee in ihr pockenverseuchtes Land zurückzubefördern … oder besser noch direkt in die Hölle?«
    »Das steht leider nicht in meiner Macht.« Khalidah zwang sich, ruhig zu bleiben. »Und Magie ist bei meinem Plan auch nicht im Spiel. Wir müssen ihnen einfach nur eine Falle stellen. Sie zu einem Angriff verleiten, dann eine Lücke in unseren Reihen öffnen und sie durchlassen. Bis es ihnen gelingt, ihre Pferde zum Stehen zu bringen, sind sie schon zu tief in die Schlucht geraten, um kehrtmachen zu können, außerdem bezweifle ich, dass sie uns von einer so ungünstigen Position aus angreifen werden.«
    »Wir

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