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Wuestentochter

Wuestentochter

Titel: Wuestentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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Sandara hinauswollte, und das gefiel ihr ganz und gar nicht. »Es ist das Symbol ihres Gottes. Sie führen es in jeder größeren Schlacht bei sich, ich vermute, es spornt sie an.«
    »Wenn sie es verlieren würden, würde auch ihr Kampfgeist erlöschen«, folgerte Sandara. Ein eigenartiger Unterton schwang in ihrer Stimme mit.
    »Das kannst du nicht tun, Sandara«, warnte Khalidah entsetzt.
    »Und warum nicht?«, hielt die ältere Frau ihr entgegen.
    »Weil es dir wahrscheinlich nicht gelingt, du aber mit Sicherheit bei dem Versuch getötet wirst. Du musst an deine Kinder denken!«
    »Gerade an sie denke ich ja, Bibi Khalidah.« Sandara nahm ihren Schleier ab und ließ ihn zu Boden flattern. Einen Moment lang verlieh die flirrende, staubgeschwängerte Luft ihrem Gesicht die Illusion von Unversehrtheit. »Ich reite jetzt an die Front, ich muss so nah wie möglich bei den Franken sein, wenn wir das nächste Mal angreifen. Viel Glück, Töchter. Vergesst mich nicht.«
    Und ehe Khalidah oder Abi Gul Einwände erheben konnten, verschwand Sandara im Gewühl von Männern und Pferden und steuerte unbeirrt auf das fränkische Kreuz zu.
     Innerhalb einer Stunde waren die Franken auf den Hörnern von Hattin umzingelt. Die nördlichen und östlichen Hänge waren für die Pferde zu steil, aber die rechte und mittlere Division der Muslime kämpfte sich die südlichen und westlichen empor. Am frühen Nachmittag erreichten die muslimischen Fußsoldaten, die geschlossen auf das nördliche Horn vorgerückt waren, ihr Ziel und griffen ihre fränkischen Gegner sofort an. Sie stießen kaum auf Widerstand: Die Franken, die sich nicht sofort ergaben, wurden von muslimischen Schwertern durchbohrt oder von den steilen Klippen in den Tod gestoßen.
    Saladin war mit dem Verlauf des Kampfes weitgehend zufrieden. Seine Söhne schlugen sich tapfer. Salim hatte seine Apathie ganz offensichtlich abgeschüttelt und metzelte die Franken nieder wie ein entfesselter Dämon, und Sulayman entpuppte sich als außergewöhnlich geschickter Schwertkämpfer. Darüber hinaus folgten seine Männer - Männer und Frauen, berichtigte der Sultan sich in Gedanken, denn er durfte nicht vergessen, dass bei den Dschinn beide Geschlechter vertreten waren - seinen Befehlen widerspruchslos und mit offenkundigem Respekt. Dem jungen Mann boten sich zweifellos Möglichkeiten, aber Saladin blieb jetzt keine Zeit, eingehender darüber nachzudenken, außerdem stand noch gar nicht fest, ob Sulayman die Schlacht überlebte.
    Der Sultan schätzte die Lage noch einmal ab und traf dann zwei Entscheidungen. Sie würden erst siegen, wenn sich der König in ihrer Hand befand, und den König zu ergreifen erforderte entschlosseneres Handeln als das momentane langsame Erklimmen der Hügel. Zwei Wege zum Gipfel boten sich an. Der südliche, der von seiner eigenen Division bewacht wurde, war der steilere. Er konnte die Kräfte der Pferde vor dem Angriff zu sehr erschöpfen, was es den Franken vielleicht ermöglichte, die Attacke abzuwehren. Der westliche Weg war länger, stieg aber weniger steil an. Dort stand auch Taqi ad-Din mit seiner Einheit, was für den Sultan den Ausschlag gab. Wenn er den endgültigen Angriff nicht selbst durchführen konnte, wusste er niemanden, dem er diese Aufgabe lieber übertragen hätte als seinem Neffen. Falls der Umstand, dass Khalidah al-Hassani dieser Division angehörte, bei seiner Entscheidung ebenfalls eine Rolle spielte, gestand er es sich noch nicht einmal selbst ein.
    Nachdem er seine Befehle erhalten hatte, verlor Taqi ad-Din keine Zeit mehr. Die Dschinn - abgesehen von Sandara - ritten im hinteren Teil der Truppe. Sie würden die volle Wucht des Angriffs nicht zu spüren bekommen, trotzdem schlug Khalidah das Herz bis zum Hals, als sie ihren Platz in den Reihen einnahm und der Befehl zum Vorrücken erscholl. Dann erklommen die Pferde den zu dem Sattel zwischen den beiden Hörnern führenden Hang, auf dem sich die fränkischen Ritter postiert hatten, um sie zurückzuschlagen. Es waren nicht mehr viele, aber genug, um eine geschlossene Reihe zu  bilden, und zu Khalidahs Leidwesen trugen zu viele von ihnen das Weiß der Templer. Doch ihr blieb keine Zeit, sich deswegen Sorgen zu machen. Im nächsten Moment prallten die Gegner aufeinander, und dann waren alle in erbitterte Zweikämpfe verstrickt, sogar die Dschinn. Khalidah hatte noch nie gegen einen Templer gekämpft und erkannte schnell, dass sie ihrem Ruf gerecht wurden. Sie hatte Mühe, ihre

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