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Wüthrich, G: Dölf Ogi: So wa(h)r es!

Wüthrich, G: Dölf Ogi: So wa(h)r es!

Titel: Wüthrich, G: Dölf Ogi: So wa(h)r es! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gemacht.» Was ja gar nicht stimme … Und ausserdem sei die Person, die Dölf am meisten verehrt habe, auch nicht Akademiker gewesen: Sein Vater. Sie habe Dölf einmal ziemlich deutlich gesagt: «Jetzt lass das doch. Du hast den Skiverband und ein grosses Sportartikel-Unternehmen geleitet. Das bringt mehr als drei, vier Jahre Universität.» Zudem verstehe sie es als Westschweizerin sowieso nicht, weshalb man in der Deutschschweiz so viel Wert auf akademische Titel lege.

    «Schilthorn, Schilthorn!» Auch dieser Ruf verbindet die beiden Freunde. Der Geist vom Schilthorn, entsprungen in Dölfs zweitem Präsidialjahr. Budgetdiskussionen noch und noch. Sparen ohne Ende. In der «Neuen Zürcher Zeitung» schreibt Ogi mehr als zehn Jahre später: «Als Bundesrat wurde mir klar: In diesem von einem schweren Kronleuchter erdrückten Renaissance-Zimmer, in welchem einem dazu noch die Stuckdecke auf den Kopf zu fallen droht – hier drin würden wir kaum gemeinsame Lösungen finden.» Gemeint ist das Bundesratszimmer im Bundeshaus West in Bern mit seinen kleinen Holzpültchen. Im Jahre 2000 amtet nicht mehr Otto Stich als Finanzminister. Er ist längst abgelöst worden vom Freisinnigen Kaspar Villiger. Der Luzerner sei zwar ein ganz anderer Typ gewesen als Otti, «aber ebenso hartnäckig» wie dieser, sagt Ruth Dreifuss. Es müssen für dieses Budget alle Federn lassen.
    «Schilthorn, Schilthorn!» Auch dieser Ruf verbindet die beiden Freunde. Der Geist vom Schilthorn, entsprungen in Dölfs zweitem Präsidialjahr.
    Dölf verlegt die Klausursitzung kurzerhand aufs Schilthorn – auf 2 970 Meter über Meer. Zuerst unternimmt man eine einstündige Bergwanderung. Dölf und Ruth lassen sich zurückfallen. Unter Masten 7 der Schilthornbahn vertraut er ihr an, dass er Ende des Jahres aufhören möchte. Es sei Zeit. «Warte noch, in ein, zwei Jahren können wir zusammen gehen!» Ruth hat noch einiges vor. Doch Dölf hat definitiv entschieden: «Es gibt kein Zurück mehr.» Sie bleibt noch bis Ende 2002. Eigentlich will Ruth Dreifuss dann zusammen mit Kaspar Villiger gehen. Aber der wird dann vonseiten der Partei und der Wirtschaft gedrängt, noch ein Jahr zu bleiben. Auch aus diesem Doppelrücktritt wird nichts.
    Die Klausur beginnt. Und siehe da: Alle hätten gespürt, wie unwichtig, ja sogar banal in dieser stillen Welt viele menschliche und alle politischen Dinge auf einmal werden. Was unüberbrückbar schien, wird plötzlich überbrückbar. Die sieben raufen sich zusammen.
    Dölf trifft immer eine Viertelstunde vor Sitzungsbeginn ein. Er will der Erste sein, damit er jede Kollegin und jeden Kollegen per Handschlag begrüssen kann.
    Und später, zurück in den Niederungen des Bundesratszimmers, wenn wieder scheinbar unumstössliche Hindernisse auftreten, kommt der mahnende Zwischenruf von Ruth Dreifuss: «Schilthorn! Schilthorn!» Doch Realistin, wie sie ist, mag sie nicht nur von idyllischen Zuständen im Gremium sprechen: Es sei manchmal so hart auf hart gegangen, dass man plötzlich vom Sie ins Du gefallen sei. Im Bundesrat «siezt» man sich seit 1848 konsequent, auch wenn man draussen in der Kaffeepause wieder per Du ist. Trotzdem habe die Kollegialität immer eine grosse Rolle gespielt: «Man hat sich nicht gefreut, wenn ein Kollege in Schwierigkeiten geraten ist.»
    Ruth Dreifuss und Adolf Ogi verbindet zwar eine enge Freundschaft, aber politische Zwillinge sind sie deshalb noch lange nicht. Aufnahme von Flüchtlingen. Oder die historische Auseinandersetzung um die Schweizer Flüchtlingspolitik im Zweiten Weltkrieg. Da sei man lange nicht immer derselben Meinung gewesen: «Auf diesen Feldern habe ich Dölf als ziemlich zurückhaltend und traditionell in Erinnerung.» Und manchmal ist ihr auch alles ein bisschen zu viel und zu eng geworden. Beispielsweise während der Präsidialfeier 2000 vor der Kirche in Kandersteg, als er im Schneetreiben voller Emotionen wieder nur von der kleinräumigen Welt am Fusse der Blüemlisalp gesprochen habe. Da habe sie sich gesagt: «Dölf, du bist wirklich ein lieber Kerl. Du bist auch weltoffen, aber jetzt bewegst du dich wirklich zu weit weg von den Sorgen und Nöten der Menschheit.»
    Als Bundespräsident habe Dölf Ogi beide Male seine Rolle sehr, sehr ernst genommen. Er habe sich stets gut vorbereitet. Er habe vermittelt, wenn es Konflikte gab. «Das haben wir alle sehr geschätzt», sagt Ruth Dreifuss noch heute. Und selbstverständlich habe er das Amt auch ein bisschen genossen … Er

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