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Wüthrich, G: Dölf Ogi: So wa(h)r es!

Wüthrich, G: Dölf Ogi: So wa(h)r es!

Titel: Wüthrich, G: Dölf Ogi: So wa(h)r es! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Ruth Dreifuss spürt, wie sehr Dölf die Menschen liebt. Sie sagt: «Er braucht auch ihre Anerkennung. Sein Charisma ist gleichzeitig auch seine Schwäche. Er fühlt sich nur in einer Atmosphäre wohl, die er als warm empfindet. Wenn es kalt wird, leidet er. Dölf erträgt keine Kälte, er braucht Wärme.» Manchmal hat sie während der Zeit, in der sie Woche für Woche mit ihm zu tun hat, das Gefühl, es mangle ihm etwas an Selbstvertrauen. Das habe sich stark verändert, als er für UNO-Generalsekretär Kofi Annan die internationale Aufgabe übernommen hat.
    Auch Ruth Dreifuss ist fasziniert von der Anziehungskraft ihres Freundes auf die Mächtigen der Welt. Erstaunt ist die Sozialdemokratin beispielsweise, wie Dölf auch den französischen – sozialistischen – Staatspräsidenten François Mitterrand in seinen Bann gezogen hat. Mitterrand sei alles andere als ein offener Mensch gewesen. Zur Illustration erzählt die Sozialdemokratin die Geschichte jenes jungen französischen Genossen, der den Präsidenten einst gefragt habe, ob er ihn duzen dürfe. Man sei schliesslich in der gleichen Partei. Da habe Mitterrand geantwortet: «Wenn Sie es wünschen …» Dölfs Bild eines weltoffenen Berglers, verbunden mit einer wohltuenden Warmherzigkeit, habe mächtigen Leuten wie Mitterrand imponiert: «Es ist etwas völlig Neues gewesen.» Aber es gibt auch Krisen in dieser beginnenden Freundschaft. Krisen, über die beide nach so langer Zeit natürlich nur noch lächeln können.
    Die tiefste Krise: Ruth Dreifuss begleitet zu Beginn des Jahres 1994 den neuen Bundespräsidenten Otto Stich zum traditionellen Neujahrs-Treffen mit den Bundeshausjournalisten. Es ist Usanz, dass die im vergangenen Jahr gewählten, neuen Bundesräte bei diesem Treffen dabei sind. Ruth Dreifuss erkundigt sich, wie dieses Nachtessen denn so ablaufe. Was man sagen dürfe und was nicht. Das sei überhaupt kein Problem, erhält sie als Antwort. Es gelte die ungeschriebene Regel, dass nichts, was besprochen werde, nach aussen dringe. Das habe bis jetzt immer funktioniert. Die Bundeshausjournalisten schätzten diese vertraulichen Hintergrundgespräche und politischen Diskussionen sehr.
    Am Tisch von Bundesrätin Ruth Dreifuss wird an diesem Abend im Restaurant Zum Äusseren Stand heftig diskutiert. Nämlich über die Alpen-Initiative, die in knapp zwei Monaten zur Abstimmung kommt. Der Bundesrat bekämpft diese Initiative, weil sie nicht umsetzbar sei. Wie sie zur Alpen-Initiative stehe, wird Ruth Dreifuss gefragt. «Sie werden wohl kaum überrascht sein, dass ich mit Ja stimme», sagt sie im Vertrauen darauf, dass die Einzelheiten dieses Gesprächs unter Verschluss bleiben.

    1994 Ruth Dreifuss beglückwünscht Vreni Schneider zu deren vollständigem olympischen Medaillensatz (Gold, Silber und Bronze) in lillehammer. Der demonstrativ ferngebliebene Adolf Ogi fehlt als Gratulant.
    Vorerst geschieht nichts, einige Tage später jedoch erscheint die Schlagzeile in einer Wochenzeitung: «Ruth Dreifuss befürwortet die Alpen-Initiative.» Der Wirbel ist gross: Bruch des Kollegialprinzips. Der Präsident der Bundeshausjournalisten-Vereinigung entschuldigt sich zutiefst betrübt bei der Bundesrätin über diesen journalistischen Vertrauensbruch. Aber das Geschirr ist schon zerschlagen – vor allem mit Dölf. Er sei absolut wütend geworden. Er habe ihr wochenlang bittere Vorwürfe gemacht und sei hin- und hergerissen gewesen zwischen Wut und Enttäuschung. Auch Liebesentzug gehört zu der breiten Skala der bitteren Gefühle. Die beiden hatten eigentlich geplant, gemeinsam zu den Olympischen Winterspielen ins norwegische Lillehammer zu reisen – sie als Sportministerin, er als nach wie vor sportbegeisterter Bundesrat.
    Nein, ich gehe nicht nach Lillehammer! Nicht nach dem, was du getan hast!
    Doch Dölf trotzt: «Ich komme nicht mit nach Lillehammer!»
    «Gut», habe sie ihm gesagt, «so gehe ich halt nur für einen Tag zur Eröffnung. Dann kannst du später nachreisen und wir kommen uns nicht in die Quere.» Lillehammer sei so schön, er solle sich wegen der dummen Geschichte nicht die Freude verderben lassen.
    «Nein, ich gehe nicht nach Lillehammer! Nicht nach dem, was du getan hast!»
    Da sei sie ebenfalls etwas lauter geworden: «Jetzt hör auf damit. Du quälst dich nur selber. Trotzdem tut es auch mir weh, wenn du jetzt nicht gehst. Du wirst es bereuen.»
    Ruth Dreifuss reist allein nach Lillehammer.
    Im Sommer 1999 steigt Ruth Dreifuss zur

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