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Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Titel: Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Ramsay
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war denn
die funkelnde Stadt geblieben?
    Nichts anderes war zu hören als das
Plätschern des Wassers gegen die Pfeiler, und es gab keine andere Beleuchtung
als die Sterne am Himmel.
    »Wo bin ich denn?« entfuhr es da der
kleinen Dott. — Denn was sie am Ufer erkennen konnte, das war nicht mehr die
schöne, leuchtende Stadt, sondern eine düstere Festung, über deren Mauern nur
einige mattbeleuchtete, schiefe und winklige Schindeldächer herüberblickten.
    »Du stehst vor Dresden«, erwiderte ihr
eine Stimme. Und als sie umherschaute, da entdeckte sie ein Männchen, das neben
ihr am Geländer kauerte, mit untergestemmten Armen und tief in die Augen
gezogenem Hütchen, unter dem hervor es aufmerksam zu ihr aufsah.
    »Wer bist du denn?« fragte Dott und
musterte es ihrerseits.
    »Die Leute nennen mich jetzt nur noch
das Brückenmännchen von Dresden«, erwiderte der Kleine. »In Wirklichkeit aber
bin ich der Baumeister Mattheo Foccio. Aber sag nur ruhig Matz Votze zu mir. Zu
meiner Zeit haben mich die Bürger auch nicht anders genannt. Du mußt wissen,
daß diese Brücke hier meine Brücke ist. Ich bin es, der sie vor einigen
Jahrhunderten gebaut hat. Und damit das niemand vergißt, habe ich selbst mein
Bild in den Stein des Pfeilers eingehauen —, sieh so, mit untergestemmten
Armen, ganz so wie ich hier vor dir sitze«, fügte er mit einem verschmitzten
Lächeln hinzu. »Von Zeit zu Zeit aber komme ich wieder herauf. Ich muß doch
sehen, wie es auf meiner Brücke und in der Stadt aussieht!«
    »Ach, Matz Votze, wenn du in die Stadt
hineingehst, willst du mich da nicht mitnehmen?« bat ihn die Kleine.
    »Das kann ich tun«, erwiderte Mattheo
Foccio. »Du hast ja gesagt, du würdest gern mit dem ärmsten Bettler tauschen,
wenn du nur in die Stadt hineingelangen könntest. — Wundere dich also nicht
über das, was du nun zu sehen bekommst! Schau dich einmal um!«
    Geschwind drehte sich die Kleine um; da
merkte sie, daß sie nicht mehr allein auf der Brücke waren. An ihnen vorüber
huschte es von grauen Gestalten, es knarrte von schwerbeladenen Karren, Frauen
mit großen Bündeln auf dem Rücken hasteten an ihnen vorüber, und schreiend
klammerten sich Kinder an die Röcke der Mütter und rannten hinter ihnen her.
Nun flammte im Osten ein Feuerschein auf, der sich schnell über den Himmel
verbreitete, und die Gestalten auf der Brücke wurden davon wie vom Schein
vieler Fackeln beleuchtet. Als die Kleine nur verzweifelte Gesichter sah, wurde
sie selbst von Angst gepackt, und sie begann mit allen anderen der Stadt
zuzulaufen. Aber auch das Brückenmännchen lief dicht neben ihr her.
    »Was ist denn nur geschehen?« keuchte
die kleine Dott.
    »O, die Schweden sind jetzt wieder vor
Dresden. Sie haben einige Dörfer angezündet, und nun flüchten die Menschen in
die Stadt oder durch sie hindurch, irgendwohin«, erwiderte das Männchen. »Aber
gib mir die Hand, sonst fällst du!«
    Die kleine Dott griff nach der Hand des
Männchens, denn nun drängten sich die Menschen zusammen, um durch das Tor
hindurchzugelangen. Was waren das für hagere und wilde Gesichter, die sie im
Schein der Pechfackeln im Torgewölbe erblickte! Die Haare hingen wirr um die
eingefallenen Wangen, und alle Flüchtlinge waren in Lumpen gekleidet. — Der
Kleinen wurde es ganz eng ums Herz. Als sie aber an sich hinuntersah, da
gewahrte sie, daß sie selbst in graue Lumpen gekleidet war, die ihr bis auf die
Füße hinunterhingen.
    Gleich hinter dem Tor und den
Festungsmauern begann die alte Stadt. Ihre schmalen und winkligen Straßen waren
durch einige Laternen, in denen ein Öllämpchen brannte, erhellt. Hier gab es
überhaupt kein Pflaster und keinen Gehsteig, und mehr als einmal stolperte die
Kleine über Berge von Kehricht und Unrat. Ein furchtbarer Geruch erfüllte die
engen Straßen. Das war auch nicht zum Verwundern, denn er konnte ja nicht
zwischen den Häusern, die sich oben mit ihren vorgebauten Stockwerken fast
berührten, entweichen. Die Kleine mußte sich die Nase zuhalten, so übel roch
es.
    Jetzt hörte sie Pfeifen, Trommeln und
Geigen, und als sie an eine Querstraße kamen, sah sie, wie sich eine Schar
seltsamer Gestalten näherte, alte und junge, in närrischen Kleidern und mit
Masken vor dem Gesicht, und all diese Leute sangen und tanzten durch die
Straßen.

    »Warum sind denn die Menschen hier so
lustig, während die Dörfer der Bauern vor der Stadt brennen?« fragte die Kleine
empört.
    »Seit fast dreißig Jahren ist

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