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Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Titel: Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Ramsay
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Reiherschwarm
vom Königswusterhausener Forst in guter Haltung vor Ruro niederließ.
    Als aber Gurian mit seinem Schwarm auf
der Wiese landete, erhob Ruro Sturmflug seine Stimme so, daß es über die ganze
Wiese schallte: »Gurian aus der Prignitz vom Großen Strom! Der Reiher, der mit
einem Menschenkind auf seinem Rücken reist!«
    Bei diesen Worten stieg ein solcher
Lärm auf, daß niemand merkte, daß Ruro Sturmflug versäumt hatte, Gurian als
Leitvogel zu begrüßen.
    Es waren aber nicht nur Reiher auf der
Wiese versammelt. Ruro hatte eine großartige Gesellschaft der Spreewaldvögel zu
seiner Unterstützung vereinigt, Kraniche und Fasanen, Höckerschwäne, Brachvögel
und Ringeltauben und viele andere. Sogar die verachteten Elstern hockten über
Ruro in den Zweigen. Und all die vielen Vogelaugen waren auf die kleine Dott
gerichtet. Denn im Spreewald herrschte nicht mehr Frau Harke, hier war Wilawa
die Hüterin des Wildes. Darum konnten die Vögel auch nicht wissen, warum Dott in die Gemeinschaft der Tiere aufgenommen worden war.
    Gurian hatte die Wiese von einem Ende
zum anderen überschaut.
    »Es ist nicht schwer zu sehen, durch
wen Ruro Sturmflug seine Nachrichten gewinnt«, antwortete Gurian mit ruhiger
Stimme. »Wer Pica-Pica, der Elster, Gehör schenkt, wird nie mehr als die halbe
Wahrheit erfahren!«
    »Pica-Pica ist auf dem Reiherthing!«
dachte Dott. — Pica-Pica, die im Dammrower Forst durch ihre Schadenfreude die
Vögel zur Raserei gebracht hatte, die Unheilstifterin — die einzige Feindin der
kleinen Dott!
    »Die halbe oder die ganze Wahrheit!«
brauste Ruro auf. »Menschenkind bleibt Menschenkind!«
    »Dieses Menschenkind hat mehr als einen
unter uns aus Gefangenschaft, Schmach und Tod errettet«, erwiderte Gurian
stolz.
    »Menschenkind bleibt Menschenkind!«
wiederholte Ruro herausfordernd. »Der Mensch ist es, der den freien Vögeln Tod
und Verderben bringt!«
    »He, Ruro Sturmflug!« krächzte
plötzlich die Stimme des Cornix aus den Zweigen einer Eiche. »Vielleicht wärest
du selbst gern Leitvogel geworden? Aber alle Vögel der Mark singen davon, daß
nicht Ruro Sturmflug es war, der bei Ardeas, des Alten, Tod die Reiher im Sturm
gesammelt und in die Heimat geführt hat, sondern Gurian, der Kühne!«
    Mit flammend roten Wangen hatte die
kleine Dott dem Gespräch gelauscht. »Weil Gurian mich in seinem Zuge hat, darum
will Ruro Sturmflug nun Leitvogel werden«, dachte sie. Und plötzlich verstand
sie, welch eine große Sache es für Gurian sein mußte, Leitvogel zu bleiben.
    Sie drückte ihr Gesicht in die weichen
Federn am Halse Gurians, dann ließ sie sich von seinem Rücken gleiten.
    »Hat etwa auch Cornix, der
Eierschlürfer, für das Menschenkind gebürgt?« fragte Ruro verächtlich. »Die
edlen Reiher mögen selbst entscheiden, ob sie unter einem Führer reisen wollen,
der ein Menschenkind und eine Nebelkrähe zu Reisegefährten hat!« Ein Gelächter
antwortete von da, wo die Elstern und Dohlen saßen.
    Die kleine Dott verbarg sich hinter
einem Busch. Tief geduckt lief sie durch das Gras und verschwand in der
Dunkelheit des Waldes.
    »Die edlen Reiher mögen doch
entscheiden, ob sie wirklich Ruro Sturmflug zum Leitvogel haben wollen, der
gemeinsame Sache mit Pica-Pica, der Elster, macht«, rief Cornix wild in die
Versammlung hinein, »oder Gurian, der sogar den Menschen, den Herrn der Welt,
zum Freunde gewonnen hat?«
    »Wir wollen Gurian, mit oder ohne
Menschenkind! Nur Gurian und keinen anderen! schrien jetzt fast alle Reiher und
drängten sich zusammen hinter Gurian. »Fort mit Pica-Pica! Fort mit allen, die
nicht den Frieden wollen!«
    Aber Pica-Pica hatte sich bereits
davongemacht, eilig schwirrten alle Elstern und Dohlen auf und verschwanden
zwischen den Bäumen, und nach und nach zogen sich auch die anderen Vögel von
der Wiese zurück, auf der niemand als die Reiher allein zurückblieben.
    Die kleine Dott aber wußte nicht, wie
das Reiherthing geendet hatte. Immer tiefer in den Wald hinein rannte sie. Wenn
sie das Rauschen von Flügeln hörte, so duckte sie sich unter ein Blatt oder ins
Gras, und dann lief sie wieder weiter über Kiefernnadeln und Moos.
    Plötzlich aber knackte es über ihr in
den Zweigen, harte Krallen packten sie und hoben sie von der Erde, ein weißer
Bauch und ein schmaler Kopf waren über ihr. »Pica-Pica, die Elster«, dachte Dott,
während sie fühlte, wie sie hochgehoben und davongetragen wurde.
    Schwerfällig und taumelnd flog
Pica-Pica von Baum zu Baum,

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