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Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Titel: Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Ramsay
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untere war eine
geschäftige Stadt mit vielen Fabriken und am Ufer Lagerhäusern und Schuppen und
Eisenbahnen und riesigen Kränen, die unermüdlich Waren in die Kähne der
Schleppzüge auf dem Strom verluden, Fahrräder und Nähmaschinen und Klaviere und
Kisten, auf denen mit großen, schwarzen Buchstaben »Porzellan« geschrieben
stand.
    Auf dem Berge aber sah Dott eine Burg,
die groß und mächtig über den Strom schaute, und hoch über sie hinausragend,
einen Dom mit zwei gewaltigen Türmen.
    »Wenn ich doch nur Cornix bei mir
hätte«, begann die Kleine wieder zu klagen, »dann wüßte ich längst, wie diese
Stadt heißt!«
    »Wischiwaschi!« kreischten die Elstern
und zwickten sie in die Beine, »was die Krähe weiß, das wissen die Elstern noch
zehnmal besser!«
    »Meißen heißt die Stadt!« schrie
Ascholaster. »Alt ist die Stadt auf dem Berge, alt ist die Albrechtsburg, als
Schutzburg gegen die Slawen im Osten erbaut, und alt ist der Dom. Darum ist die
Stadt dort oben anders als die neue Stadt unten, wo das berühmte Porzellan
entsteht. Oder bist du vielleicht so dumm und weißt nicht, was hier in Meißen
aus der Porzellanerde gemacht wird? — Ja, weise sind wir, klug sind wir, klüger
sogar als das Menschenkind!«

Die
schöne Stadt
     
    Gleich hinter Meißen begannen die Hügel
zur Rechten und zur Linken sich immer höher aufzurichten, und nun wurden sie zu
richtigen Höhenzügen, zwischen denen der Elbstrom breit dahinwallte. Und gerade
da, wo der Talkessel am breitesten war, sah Dott eine Stadt, schimmernd in
blauem Dunst, weit hingelagert zu beiden Seiten des Stromes und bis hoch hinauf
auf die Bergeshöhen, mit Kuppeln und Türmen und Schlössern unten und mit Gärten
und Lusthäusern und Palästen oben.
    Und mitten durch die Stadt zog der
Strom in zwei großen Schleifen, als wolle er hier im Tal länger verweilen.
    Aber auch die Stadt schien den Strom an
sich ketten zu wollen mit fünf gewaltigen Brücken aus Stein und aus Stahl, die
sich auf starken Pfeilern über vierhundert Meter hinweg von Ufer zu Ufer
wölbten.
    Die Abenddämmerung war hereingebrochen,
und die Elstern schienen die Stadt als einen geeigneten Aufenthalt für die
Nacht anzusehen. Sie flatterten ein wenig über dem Wasser hin und her, und dann
ließen sie sich am Fuße eines Brückenpfeilers auf seinem steinernen Vorbau
nieder.
    »Abgestiegen!« kommandierte Pica-Pica.
Die Kleine kletterte steif vom Rücken der Elster. Sie war müde nach dem
unruhigen Ritt. Auch hatte sie während des ganzen Tages hungern müssen. Zwar
hatten die Elstern während des Fluges sich selbst abwechselnd mit Nahrung
versorgt; wie es aber dem Menschenkinde erging, darum hatten sie sich nicht
gekümmert.
    Pica-Pica blickte zufrieden von ihrem
Sitz auf das Wasser hinunter und am Quaderpfeiler hinauf. »Hier wirst du uns
nicht davonlaufen!« lachte sie. Dann steckten die drei Elstern ihren Kopf unter
den Flügel, und gleich darauf waren sie eingeschlafen.
    Nun hätte die Kleine sich ja ruhig die
natürliche Größe zurückgeben können, wenn ihr das nur etwas genutzt hätte. Denn
wie sollte sie an den steinernen Quadern hinaufklettern?
    Unten flutete mit leisem Rauschen der
Strom um den Pfeiler, und über der kleinen Dott leuchtete ein Stern nach dem
anderen auf und spiegelte sich in den Wellen. Aber nicht nur am Himmel und im
Wasser funkelte es von Lichtern. Lichterketten spannten sich mit den Brücken
über den Fluß und hingen wie funkelnde Geschmeide am Ufer. Immer mehr weiße und
gelbe Funken blitzten in der Stadt auf bis hoch in die Berge hinein. Kuppel stand
neben Kuppel und Turm neben Turm gegen den hellen Sternenhimmel. Von der Brücke
her schallten Schritte und frohe Stimmen, und Musik klang aus den Gärten über
dem Strom.
    »Mit dem ärmsten Bettler würde ich
tauschen, wenn ich nur von den Elstern fort und in die Stadt hineingelangen
könnte!« seufzte Dott.
    Da gewahrte sie am Ende des gewaltigen
Pfeilers einen Balken. Und als sie vorsichtig darauf zukroch, entdeckte sie auf
der anderen Seite des Pfeilers ein hölzernes Gerüst, das dort für
Ausbesserungsarbeiten aufgeschlagen war. Kurz entschlossen setzte sich die
Kleine fest auf dem steinernen Sims zurecht, zog ihren goldenen Becher aus der
Tasche, und in wenigen Augenblicken war sie wieder zu ihrer natürlichen Größe
herangewachsen. Ohne Zögern begann sie die Leiter hinaufzuklettern.
    Als sie aber vom Geländer auf die
Brücke sprang, schaute sie enttäuscht von einem Ufer zum anderen. Wo

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