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Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott

Titel: Wunderbare Fahrten und Abenteuer der kleinen Dott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara Ramsay
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aber Cornix den Hausrat sah, hob er sich
mit seinem Schwarm höher in die Luft. — »Jetzt ist es soweit!« rief er. »Jetzt
hat die Hauptflut die Ebene erreicht und die Dämme durchbrochen!« Und dahin
stürmte er mit den Krähen, immer weiter dem Süden zu.
     
     
     

Ein guter Einfall
     
    Hinter Ohlau sah Dott zum ersten Male
ein überflutetes Land. Es gab keine Äcker und Felder und Gärten mehr. Die
Landstraßen waren nur noch an den langen Doppelreihen der Baumwipfel zu
erkennen, die wie Büsche auf der Flut standen. Von den Häusern war nicht viel
mehr zu sehen als der obere Stock und das Dach, und die Menschen fuhren mit
ihrer geretteten Habe in Booten und Flößen über die Felder.
    Es war so still, daß Dott das
Plätschern hören konnte, wenn die Stangen, mit denen die Männer die Boote
vorwärtsstießen, aus dem Wasser gezogen wurden. Der Strom sah fast heiter aus,
wie er so breit dahinzog und die Tische und Betten in den Stuben der
verlassenen Häuser auf seinen Fluten tanzen ließ.
    Während der kleine Schwarm schweigend
über die Wasserfläche dahinflog, kamen zwei Krähen auf sie zugeflogen.
    »Akar Sturmgeschwind und Corvus
Hartfuß!« rief Dott voll Freude. Sie hatte die Boten sogleich erkannt, die
Cornix ausgesandt hatte, um Klaus zu suchen.
    Cornix aber schien beim Anblick der
Krähen nicht sehr erfreut zu sein. »Arrraaah!« fuhr er sie an. »Wo habt ihr
denn den Jungen? Hattet ihr nicht den Auftrag, ihn sicher durch die Gefahr zu
führen?«
    »Wie sollen wir denn jemanden führen,
der sich nicht führen läßt?« fragte Corvus Hartfuß gekränkt.
    »Rede!« befahl Cornix kurz, während er
eilig neben den Krähen herflog.
    »Wir entdeckten den Jungen, als er
hinter einem offenen Fenster auf seiner Geige spielte. Ich überbrachte ihm die
Botschaft, er aber weigerte sich, mir zu folgen. Da ließ ich das Tüchlein vor
ihm fallen und flog davon.«
    »Und weiter?« drängte Cornix.
    »Draußen wartete ich auf einem Baum«,
begann jetzt Corvus Hartfuß. »Und plötzlich sprang der Junge aus dem Haus
heraus. Ohne sich nach uns umzusehen, rannte er die Straße hinunter, sprang auf
einen gerade abfahrenden Wagen, und fort ging es aus der Stadt, flußaufwärts,
als hätte er geahnt, wo wir uns treffen sollten. Gerade als das Gewitter
losbrach, hielt der Wagen in einem Dorf; der Junge kroch in einen Ziegenstall
und verbrachte dort die Nacht. Als am nächsten Tag die Alarmglocken zu läuten
begannen, versuchten wir noch einmal, den Jungen an einen sicheren Platz zu
führen. Wir flogen beide in den Stall, und diesmal folgte uns der Junge
wirklich zu einem festen hohen Bauernhaus. Dort haben wir ihn zurückgelassen,
als die Flut kam.«
    »Da sitzt er ja!« schrie Krai
Topfgucker und schoß mit einem Ruck vorwärts.
    Da saß der Junge wirklich auf dem Dach
eines Hauses über der Flut wie auf einem umgekehrten schwimmenden Kahn. Er
hatte die Krähen auch schon entdeckt und winkte mit einem Tüchlein zu ihnen
hinauf. Die Kleine winkte mit beiden Armen zurück, und nach wenigen Minuten
landete der Schwarm neben dem Jungen auf dem Dach.
    »Wie freue ich mich, Klaus, daß du da
bist!« rief die kleine Dott. — Zierlich und leicht lief sie über das Dach auf
den Jungen zu. Der aber hielt den Kopf gesenkt und schaute sie nicht an.
    »Hat dir der Vogel alles gesagt?«
fragte er nach einer Weile.
    »Ja«, nickte Dott. »Er hat uns erzählt,
wie er dich gefunden hat und wie du hierhergekommen bist.«
    »Hat er dir auch gesagt, daß ich ihn
mit meinem Geigenbogen fortjagen wollte?« fragte Klaus und blickte der Kleinen
gerade in die Augen.
    Dott schaute erschrocken auf den
Jungen. »Nein, Klaus, davon hat er nichts gesagt«, erwiderte sie leise.
    »Sag ihm, daß es mir leid tut«, sagte
Klaus, »und nun fliegt weiter, denn für mich ist doch alles aus.«"
    Dott dachte ein wenig nach. Zum zweiten
Male mußte sie als Dolmetscherin zwischen einem Menschen und den Tieren
vermitteln. Und nachdem sie mit Akar gesprochen hatte, wandte sie sich wieder
dem Jungen zu.
    »Akar läßt dir sagen: was vorbei ist,
soll auch vorbei sein«, übersetzte sie, indem sie erleichtert aufatmete. »Aber
nun mußt du schnell von hier fortkommen, bevor das Wasser noch mehr steigt«,
fügte sie besorgt hinzu.
    Ja, fort mußte der Junge. Aber wie
sollte das geschehen? Es gab ja kein Boot ringsum, nur Wasser. Ratlos blickte
die kleine Dott auf Cornix.
    »Hm«, überlegte der. »Es wird schon
einen Ausweg geben. — Vielleicht kommt dir dein

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