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Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition)

Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Thiel
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stapelten.
    Aus dem Augenwinkel konnte er Claire Corbousiere beobachten, die immer mehr in den Raum hereinspähte.
    Nein, irgendwas stank hier ganz gewaltig zum Himmel, und es war nicht die Unterwäsche, die überall auf dem Boden verteilt lag. Hier, in diesem Zimmer wohnten keine Greise, sondern jemand, der gerne Comics las. Ein Junge vielleicht, von dem niemand etwas wissen, dessen Schreie niemand hören sollte. Dessen Existenz vor den Welt verborgen bleiben sollte.
    Konnte das Zufall sein? Eine Laune des Schicksals? Oder warst du das, Erik? Hast mich hierher geführt und mit allem gerechnet. Wolltest du, dass es genau so kommt? War das hier dein letztes Geschenk an mich?
    Nikolas schritt bedächtig auf Claire zu, die sich mittlerweile etwas von der Gruppe entfernt hatte und gebannt in das Zimmer spähte.
    »Mademoiselle Corbousiere, was tat Rohn, nachdem er die beiden getötet hatte?«, wollte er wissen.
    Sie hielt seinem Blick mühelos stand. Wieder war da dieser Hass in ihren dunklen Augen. Diese undurchdringliche Barriere.
    »Aus jedem seiner Worte sprach insensé. Wahnsinn«, flüsterte sie schließlich verschwörerisch. »Er rannte herum, schrie irgendwas schnell auf Deutsch, was ich nicht verstehen konnte, fuchtelte mit dem Messer.« Ihre Stimme brach. »Ich dachte, dass wir alle jetzt sterben müssen. Dann, plötzlich, ließ er das Messer fallen und ging nach oben, schweigend, ruhig.«
    »Und Sie riefen die Polizei nicht, weil Sie Angst hatten?«
    Claire nickte hastig. Mit jedem Wort, das er mit ihr sprach, verstärkte sich das Gefühl, dass ihre Augen nicht dasselbe ausdrückten wie ihr Körper.
    »Die Aussagen haben Sie alle bereits gemacht und wurden protokolliert, nehme ich an?«
    »Oui.«
    Sollte das hier dein Geschenk sein, alter Freund? Weitere Brotkrumen, die es aufzusammeln galt? Nikolas trat ein Stück näher an sie heran. Ihr Blick senkte sich, dann flüsterte er die Worte. »Kennen Sie Erik Stuckmann?«
    Sie öffnete die Augen und fixierte ihn. »Non.« Es dauerte einen Wimpernschlag zu lang.
    Auch wenn er nicht das geringste Gefühl in ihrem Gesicht lesen konnte, so war er doch sicher, dass sie log.
    »Die Gestapo hat Methoden, Ihre Aussage zu überprüfen«, wisperte er lang gezogen, sodass nur sie seine Worte verstehen konnte. »Diese Methoden sind äußerst effektiv. Und wenn man dabei herausfinden sollte, dass Sie uns anlügen, wird es für Sie und Ihre Freunde sehr, sehr unangenehm.«
    »Ich kenne ihn nicht«, wiederholte sie in derselben Tonlage.
    Einen Moment war Ruhe.
    »Gut.« Nikolas verließ den Raum.
    Unten waren inzwischen die Absperrbänder beseitigt worden. Er erwischte Luger noch, bevor dieser ins Auto stieg.
    »Herr Hauptsturmführer, ich beantrage eine Observation der Zeugen.«
    Sein Chef verdrehte die Augen und verschränkte die Arme.
    »Warum, Brandenburg? Warum? Wir haben unseren Fang, Sie haben ausnahmsweise Mal recht gehabt. Ein paar französische Omas, die auf dem Schwarzmarkt Schlüpfer einkaufen, haben hier keine Priorität.«
    »Es gibt neue Anhaltspunkte und Beweise, dass sie nicht die sind, für die sie sich ausgeben«, warf Nikolas schnell ein. Er wollte die Gunst der Stunde nutzen.
    »Was für Beweise?«, fragte Luger genervt.
    Noch bevor er die Worte aussprach, wurde Nikolas bewusst, wie dumm das klingen musste. »Wir haben Comics gefunden und am Bett waren Abnutzungsspuren von Gurten. Die Fenster waren verdunkelt und …«
    Prustend stieg Luger in den Wagen. »Schlüpfer oder Comics? Meinen Sie nicht, wir haben anderes zu tun?« Er hielt inne. »Zwei!«
    »Wie bitte, Herr Hauptsturmführer?«
    »Sie kriegen wieder zwei Soldaten. Ich hoffe, dass sie nicht dasselbe Schicksal erleiden wie die anderen.«
    Die Tür schlug zu. Kurz fuhr der Wagen an, dann stoppte er wieder und das Fenster öffnete sich. Luger schmunzelte. »Wissen Sie, wie Sie bei den Männern genannt werden? Der schwarze Nikolaus!«
    Luger blitzte ihn erwartungsvoll an.
    »Verstehen Sie? Der Nikolaus bringt Geschenke und Sie bringen den Tod. Und jetzt jagen Sie weiter Gänseblümchen.« Mit schallendem Gelächter aus dem Inneren des Wagens fuhr er los.

Kapitel 8
     
    – Verlorene Träume –
     
    Zwei Männer! Zwei Männer für eine komplette Observation. Das war ein Witz.
    In seinem Bericht hatte er als Quelle ›Unbekannter Anruf‹ angegeben, das musste reichen. Das Letzte, was er jetzt brauchen konnte, waren noch mehr Fragen von seinem Vorgesetzten. Nach einer ausgiebigen Mahlzeit sah er auf

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