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Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition)

Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Thiel
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Gestapo verstanden bei so etwas keinen Spaß. Erst als er seinen Ausweis zeigte, entspannte sich die Situation.
    »Was ist hier passiert?«
    »Hauptsturmführer Luger wartet bereits auf Sie«, war die betont ausweichende Antwort eines Mannes.
    Die Bar unterhalb der Fremdenzimmer hatte sich nicht verändert. In der Ecke schimpfte die Besitzerin genauso lautstark mit den Männern der Staatspolizei wie sie es mit den drei volltrunkenen Freunden getan hatte. Er wurde direkt hoch gebeten. Gerade mal ein Dutzend Zimmer konnte die Herberge ihr Eigen nennen. In der ersten und zweiten Etage waren nicht alle Zimmer so winzig wie das, was Nikolas einst bewohnt hatte. Einige bestanden sogar aus mehreren Räumen, in denen sich meist Familien für mehrere Tage oder Wochen einquartierten.
    Hauptsturmführer Luger nahm ihn vor Zimmernummer drei in Empfang. Er war wieder in seinem Element und scheuchte die Leute herum.
    »Ah, Brandenburg, schön, dass sie endlich eintreffen. Ihr Todeskonto wächst ja von Tag zu Tag beachtlich.«
    Nikolas streckte den Arm zum Hitlergruß und lugte in das Zimmer hinein. Dort lagen sie. Zwei schwarze SS Männer in einer blutroten Lache. Das Gesicht zu Boden gewandt, gab es den schrecklichen Schatten der Nacht, wie die Franzosen die Soldaten der SS nannten, ein allzu menschliches Gesicht. Die Tür war aufgebrochen. Zahlreiche Splitter lagen verteilt auf dem Boden.
    »Was ist hier passiert?«
    »Sagen Sie es mir, Brandenburg«, forderte Luger ihn seltsam gut gelaunt auf und trat in den Raum. Jegliche kriminalistische Arbeit war schon erledigt. In der Ecke des Raumes standen fünf Greise und eine junge Frau, die von mehreren Soldaten mit vorgehaltener MP 40 in Schach gehalten und gleichzeitig befragt wurden. »Als die zwei sich nicht mehr gemeldet haben, schickten wir eine weitere Einheit. Diese fand die beiden tot hier im Zimmer liegend.«
    Nikolas kniete sich neben die Leichen. Keine Schüsse, nur ein sauberer Schnitt an der Kehle der Männer. Das Messer, vermutlich die Tatwaffe, lag zwischen ihnen. Es musste alles sehr schnell gegangen sein, selbst ihre Dienstwaffen hatten sie nicht ziehen können, denn sie steckten noch in den Halftern. Kein Kampf – die Blutspritzer wiesen alle in eine Richtung. Ein dankbarer, schneller Tod. Wahrscheinlich hatten sie nichts gespürt.
    »Keine Anrufe?«, wollte Nikolas wissen.
    Luger schüttelte den Kopf, als hätte er sich erkundigt, in welchem Land sie sich befanden. »Natürlich nicht. Wer will schon die böse, böse SS im Haus haben.«
    »Zeugen?«
    Sein Chef deutete mit einem Nicken in Richtung der verängstigten Gruppe. Er blickte an die Decke und legte seine Hand ans Kinn, als würde er überlegen. Während er sprach, triefte jedes seiner Worte voller Ironie. »Ziemlich interessante Geschichte. Durch Ihren Anruf schicke ich also zwei Männer hierhin. Die Soldaten klopfen an jede Tür, wollen jedes Zimmer durchsuchen. Als sie hier bei den alten Leuten ankommen, kriegt ein gewisser, dringend gesuchter Deserteur auf einmal kalte Füße.« Luger grinste triumphierend.
    »Feldwebel Heinz Rohn. Muss oben eine der billigen Wohnungen als Unterschlupf genutzt haben. Er stürzt sich also auf die beiden und tötet sie. Witzigerweise geht dieser Irre dann nach oben in seine Wohnung und wartet, bis die andere Einheit mit einer Übermacht ihn ganz einfach verhaftet. Und jeder dieser Menschen dort will es gesehen haben.« Luger sah ihn direkt an. »Und jetzt sagen Sie mir, wie das Ganze zusammenpasst, Herr Kriminalkommissar, ansonsten sollten wir mal ein ausgedehntes Gespräch führen.«
    Zum zweiten Mal in dieser Nacht meinte er, von einem Moment auf den anderen in einen Albtraum geschleudert zu werden. Nur dass dies leider die Realität war und aufwachen nicht möglich.
    »Feldwebel Heinz Rohn?«, wiederholte er.
    Luger nickte ruckartig und ließ ihn dabei nicht aus den Augen.
    Jeder Polizist in Frankreich, im ganzen Deutschen Reich, kannte die Geschichte von Rohn, dem Deserteur. Ursprünglich Soldat der 4. Kompanie der Eliteeinheit 800 ›zur besonderen Verwendung‹. Irgendwann durchgedreht, niemand wusste genau, warum. Brachte mehrere deutsche Soldaten um und schlug sich dann als Phantom durch die Städte. Es gab Sichtungen in Paris, Den Haag, Amsterdam, sogar in London soll er gesehen worden sein. Angeblich steckt er mit der Special Operations Executive, der britischen nachrichtendienstlichen Spezialeinheit, und der Résistance unter einer Decke. Niemand konnte am

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