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Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition)

Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wunderwaffe: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Thiel
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Urteilsvermögen, das angeborene Misstrauen den Menschen gegenüber – alles schien er über Bord zu werfen.
    Als die Soldaten wieder den Raum verlassen hatten, streckte sich der Feldwebel und rieb sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Handgelenke.
    »So, und jetzt los«, drängte Nikolas.
    »Was ist los? Willst du ins Bett? Warum bist du so heiß auf die Geschichte, was macht es für einen Unterschied?«
    »Eben wollten Sie Ihre Geschichte noch dringend loswerden, was ist jetzt?«
    Genüsslich fuhr er sich über das kurz geschorene Haar und betastete seinen Hinterkopf. »Tja, vielleicht bin ich wirklich verrückt«, flüsterte er geheimnisvoll. Dann stemmte er seine Pranken auf den Tisch und lehnte sich so weit nach vorn, dass Nikolas den Atem des Mannes spüren konnte. »Völlig wahnsinnig«, flüsterte er. Mit einem Knall schlug er auf die Platte und tat so, als würde er auf Nikolas losgehen. Dann lehnte er sich amüsiert zurück.
    Zusammengeschreckt hatte Nikolas Mühe, nicht vom Stuhl zu fallen. Innerhalb eines Wimpernschlages pochte sein Herz bis zum Hals. Jegliche Farbe war aus seinem Gesicht gewichen und er bemerkte, wie sich nach dem Schreck ein Schwindelgefühl über seinen Körper legte. Seine zitternde Hand ruhte auf dem schwarzen Halfter seiner Dienstwaffe.
    Rohns Blick fiel auf die P38.
    »Nein«, knurrte er lang gezogen. »Du doch nicht. Hast du die Walther überhaupt schon mal benutzt? Siehst gar nicht aus wie jemand, der so einfach mal ein paar Leute über den Haufen schießen kann.«
    »Ist auch nicht meine Aufgabe.« Was hatte er sich nur dabei gedacht? Er ließ sich hier von einem Irren verarschen. »Also, Ihre Version«, forderte Nikolas erneut.
    Rohns Augen gingen unruhig nach oben, als ob er gedanklich zurück in die Situation gehen würde.
    »Hm, nichts Großes. Auf einmal waren SS-Leute vor meinem Zimmer, hatte nicht mit ihnen gerechnet. Keine Ahnung, wie sie mich gefunden haben. Die ersten drei konnte ich unschädlich machen, dann haben sie mich gekriegt und jetzt bin ich hier.«
    Verdutzt sah Nikolas ihn an. »Das war alles? Und wieso meinen Sie, dass die Kleine es war?«
    » Die Kleine hat es faustdick hinter den Ohren, sage ich dir. Habe ab und zu ein paar Aufträge für sie erledigt. Kleinere Sachen, um mich über Wasser zu halten und mir was zu fressen kaufen zu können.«
    Nikolas wurde stutzig. Wie weit konnte er diesem Verräter vertrauen? »Was meinen Sie damit?«
    Rohn genoss sichtlich die Aufmerksamkeit, die ihm zuteil wurde, und schmunzelte in sich hinein. Er faltete die Hände und ließ seine Nackenknochen knacken.
    »Nun ja, vor ein paar Monaten haben wir aus einem kleinen Depot bei Reims Stielhandgranaten gestohlen. Für irgendeinen Chemiker.«
    Für den Bruchteil einer Sekunde schossen Nikolas’ Lider nach oben. Hatte er das gerade wirklich gehört oder war dies nur ein Wunsch, der sich in die Realität gefressen hatte? Er blieb still, obwohl er innerlich zu verbrennen drohte.
    Schön ruhig bleiben, lass ihn erzählen, dachte er.
    »Alles lief glatt, nicht viel Gegenwehr, nicht einmal Tote. Bei der Übergabe in Paris erwischte uns zufällig eine Wehrmachtspatrouille.« Rohn schlug die Hände über den Kopf und ging voll mit. Er war ein guter Geschichtenerzähler. »Reine Glücksache – oder für die Soldaten Pech, wie man es nimmt. Während ihre Begleiter sich immer mehr zurückzogen, knallte sie dem ersten eine Kugel in den Kopf.« Der Mann formte mit der Hand eine Pistole. »Es ging ganz schnell. PENG! PENG! PENG!« Er lehnte sich erneut vor und seine Stimme wurde leise, beinahe bedächtig, als wollte er Nikolas ein Geheimnis erzählen. »Und die letzten zwei, die schlitzte sie auf.« Auch diese Worte unterstützte er mit einer theatralischen Geste. »Da lagen die beiden am Boden und röchelten ihre letzten gurgelnden Atemzüge, während die Kleine ganz ruhig über ihnen stand und ihnen beim Sterben zusah. Und glaub mir, sie war verdammt schnell. Einige halten mich schon für verrückt, aber das, was da in ihren Augen blitzte – das war richtig krank.«
    Nikolas hatte sich die Worte ruhig angehört, konnte es sich sogar vor seinem geistigen Auge vorstellen, aber seine Skepsis überwog. »Warum brauchte diese Frau Stielhandgranaten?«
    »Pff, was weiß ich, wofür sie die Kartoffelstampfer braucht? Interessiert mich nicht. Mein alter Herr, der Hurenbock, hat immer gesagt: Kümmer dich um deinen eigenen Scheiß. Die Bezahlung war gut, mehr musste ich nicht

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