Wunscherfuellung Fuer Selbstabholer
einen
Wetterumschwung im Gebirge soll man nie ignorieren. Sie schlagen also Ihr Biwaklager auf einem Felsvorsprung auf und warten
ab. Sobald der Regen nachlässt, klettern Sie weiter. Nach einiger Zeit erreichen Sie ein Schneefeld. Sie haben genügend Erfahrung,
um nicht abzustürzen, also wagen Sie den Übergang. Nachdem Sie den Gletscher überquert haben, stehen Sie vor einer senkrechten
Felsenwand. Jetzt müssen Sie abwägen, ob Ihre Kräfte noch ausreichen, hinaufzuklettern, ob Sie überhaupt das Risiko eingehen
wollen oder ob Sie sich lieber dafür entscheiden, den Rückweg anzutreten und es später auf einer anderen Route zu versuchen.
Falls Sie in einer solchen Situation auf Biegen und Brechen einem vorgefertigten Plan folgen, kann das gefährlich werden.
Wenn Sie Glück haben, rettet Sie dann die Bergwacht mit einer dramatischen Aktion; wenn Sie Pech haben, stellt man für Sie
im Tal ein schlichtes Holzkreuz auf. Der Bergsteiger und Unternehmensberater Rainer Petek bestätigt in seinem Buch
Mit dem Nordwand-Prinzip das Ungewisse
managen
aus eigener Erfahrung: »Ein Extremkletterer, der sich mehr auf die Umsetzung seiner Ziele und Pläne konzentriert als auf eine
dynamische Anpassung an die sich ständig ändernden Rahmenbedingungen, kehrt irgendwann nicht mehr zurück.«
Auch wenn Sie keine Bergsteigerin sind, die Technik, mit der Sie Ihr Wunschziel erreichen können, ist dieselbe: Überlegen
Sie jeweils von einem sicheren Standort aus, wie Sie den nächsten unsicheren Abschnitt bewältigen wollen. Bleiben Sie auch
in der unsicheren Zone aufmerksam, damit Sie schnell reagieren können. Sobald Sie den nächsten |66| festen Halt gefunden haben, ziehen Sie von dort aus auf die gleiche Weise weiter – bis Sie im günstigsten Fall schließlich
die Erfüllung Ihres Wunsches erreichen. Schematisch dargestellt könnte das so aussehen:
Erster Schritt:
Planen – Handeln – Ergebnis überdenken – gegebenenfalls neu planen.
Zweiter Schritt:
Handeln – Ergebnis überdenken – gegebenenfalls neu planen.
Dritter Schritt:
Handeln – Ergebnis überdenken – gegebenenfalls neu planen.
Und so fort – bis zum Ziel.
Die dynamische Methode bewährt sich in der Praxis
Viola, 46, hat die dynamische Methode angewandt, um sich ihren Wunsch
von einer eigenen Boutique zu erfüllen.
Viola arbeitete jahrelang in einem großen Modegeschäft in der City.
Glücklich war sie dort nicht. Die Besitzerin schaute nur auf den aktuellen
Umsatz und drängte ihre Verkäuferinnen, den Kundinnen unbedingt etwas
zu verkaufen, egal, ob es ihnen stand oder nicht. Viola fühlte sich jedes Mal
unwohl, wenn sie säuseln musste: »Das ist wie für Sie gemacht«, obwohl die
Kundin in dem Paillettenkleid aussah wie eine Christbaumkugel. Violas
Traum war eine eigene Boutique mit edler Mode, in der sie ihre Kundinnen
ehrlich beraten könnte.
Mutig tat Viola den ersten Schritt und ging entschlossen auf ihren Herzenswunsch
zu. Sie kündigte und löste ihren Bausparvertrag auf. Nun musste
sie das geeignete Ladenlokal finden. Sie hatte eines entdeckt, das perfekt geeignet
erschien, günstig gelegen war und zu einer akzeptablen Miete angeboten
wurde. Im Geiste richtete sich Viola schon ein. Doch dann kam die
Enttäuschung: Der Hausbesitzer entschied sich nicht für sie, sondern für einen
Masseur, der sich dort mit seiner Praxis niederlassen wollte. Viola war
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gezwungen, weiterzusuchen. Über ihre Tageszeitung fand sie schließlich einen
neuen Laden, aber der war größer und teurer und außerdem waren einige
Umbauten fällig. Das konnte Viola nicht mehr ohne Kredit stemmen.
Sie überlegte, rechnete – dann beschloss sie, es zu wagen. Leider machte ihr
Banker Probleme, der verlangte mehr Sicherheiten. Viola brauchte einen solventen
Bürgen. Aber wen? Schließlich fiel ihr Ingo ein. Mit dem hatte sie vor
vielen Jahren in einer Wohngemeinschaft gelebt. Ingo spielte damals in einer
Punkband und rebellierte gegen sein großbürgerliches Elternhaus. Inzwischen
waren die Jugendsünden vergessen, und er hatte die Firma seines Vaters
übernommen. Der Kontakt zu Viola war nie abgerissen. Es war ihr zwar
unangenehm, aber sie beschloss, Ingo um die Bürgschaft zu bitten. Aus alter
Freundschaft und weil er sie als tüchtig und zuverlässig kannte, stimmte er
zu. Die Handwerker rückten an. Die Arbeit dauerte länger und wurde teurer,
als Viola geplant hatte. Sie war mit den Nerven am Ende. Trotzdem, nach
einigen Monaten konnte sie
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