Wunscherfuellung Fuer Selbstabholer
schließlich eröffnen. Zum Einstand gaben sich
ehemalige Kolleginnen, Freunde und neugierige Passantinnen, die gerne ein
Gläschen Prosecco tranken, die Klinke in die Hand. Dann kam der Alltag – die
Kunden tröpfelten nur spärlich, die meiste Zeit stand Viola alleine vor den
Regalen mit den Kaschmirpullovern. Mithilfe eines Unternehmensberaters
änderte sie ihr Konzept und stellte das Sortiment um. Statt teurer Designerkleidung
bietet sie nun schicke preiswerte Mode an. Jede Woche dekoriert sie
ihr Schaufenster neu und lockt damit Käuferinnen an, außerdem hat sie eine
Espresso-Maschine aufgestellt. Inzwischen ist Violas Geschäft ein beliebter
Treffpunkt im Viertel. Ihre Kundinnen kommen auf einen Kaffee vorbei, unterhalten
sich, probieren nebenbei neue Kleider an und verlassen den Laden
fast immer mit vollen Tüten.
Bloß nicht schlappmachen!
Gewiss ist ein ständiges Neuplanen mühsam und kostet Energie, doch anders geht es meist nicht. Bei Wünschen, die mit Unwägbarkeiten
verbunden sind, darf man sich nicht ausruhen, bevor man das Ziel erreicht hat. Wer glaubt, er käme mit dem geradlinigen Muster
»Ich plane ein für alle Mal, und das reicht« durch, kann eine böse Enttäuschung erleben.
|68| Vor kurzem zappte ich im Fernsehen in eine dieser Sendungen, in der ein Schuldenberater Menschen hilft, die vor der Pleite
stehen. In diesem Fall ging es um einen jungen Mann, der seinem Herzenswunsch bereits ein gutes Stück nähergekommen war: Mit
einem Kredit, der auch das Haus seiner Eltern belastete, hatte er auf dem Land eine Diskothek gepachtet. Zusammen mit seiner
Frau hatte er sich ausgemalt, wie der Laden brummen würde. Tatsache war jedoch: Auf der Tanzfläche herrschte gähnende Leere,
und die Brauereien waren nicht länger gewillt, auf ihr Geld zu warten. Deprimiert saß der Diskothekenbesitzer auf der Wohnzimmercouch,
seine Frau rang nervös die Hände, und die Eltern drehten fast durch, weil sie den Verlust ihres Hauses befürchten mussten.
Behutsam, aber entschieden sagte der Schuldenberater: »Sie müssen sich jetzt unbedingt etwas einfallen lassen.« Der junge
Mann nickte gutwillig – mehr kam aber nicht von ihm. Die zündende Idee steuerte dann der Schuldenberater bei: Durch Kooperation
mit einem kleinen regionalen Radiosender gab es kostenlose Werbung für eine große Wochenend-Party, ein paar flotte Gogo-Girls
heizten die Stimmung an – und schon war die Disco rappelvoll.
Der junge Mann tat mir zwar leid, aber über seine Einstellung konnte ich nur den Kopf schütteln. Naiv hatte er seinen Wunsch
wie ein direktes Ziel behandelt: Ich will die Disco, ich kriege die Disco, ich habe die Disco. Tatsächlich war sein Ziel aber
auf die Dauer nur flexibel zu erreichen. Erster Schritt: Ich habe die Disco. Zweiter Schritt: Was muss ich jetzt tun, damit
sie gut läuft?
Damit Sie die unsicheren Zwischenschritte zu Ihrem Wunschziel souverän bewältigen können, brauchen Sie vor allem zwei Dinge:
gesunde Selbstkritik und Know-how für die bevorstehende Teilstrecke.
Zum Glück müssen Sie damit nicht alleine klarkommen, denn für beides gibt es Unterstützung von außen. Wie Sie die kriegen,
dazu möchte ich Ihnen im Folgenden praktische Hinweise geben.
Seien Sie ehrlich – auch sich selbst gegenüber
Es ist durchaus menschlich, dass wir uns selbst etwas vormachen. Im Prinzip ist es auch gar nicht so schlecht, sich ein bisschen
schöner, |69| klüger, tüchtiger und intelligenter zu sehen, als man tatsächlich ist. Das fördert das Selbstvertrauen. Aber auf dem Weg zum
Ziel empfiehlt sich ein nüchterner Blick auf die eigenen Fähigkeiten.
Als ich noch als Psychologin für die Zeitschrift
Brigitte
tätig war, bekam ich manchmal Manuskripte von Leserinnen, die fest davon überzeugt waren, dass die Schilderung ihrer Eheprobleme
oder ihrer persönlichen Schwierigkeiten unbedingt im nächsten Heft abgedruckt werden müsste, selbstverständlich ohne jede
Kürzung und Änderung. Über die Fehleinschätzung der schriftstellerischen Fähigkeiten konnte ich oft nur staunen.
Bitte verstehen Sie mich richtig, es ist absolut keine Schande, etwas nicht zu können oder nicht zu wissen. Nur sollte einem
das auch bewusst sein. Wenn Sie auf Ihrem Weg zum Ziel längere Zeit stagnieren, schieben Sie es nicht auf die Umstände. Fragen
Sie sich zuerst: Liegt es vielleicht an mir?
Sie können Ihr mögliches Defizit mit einer ehrlichen Analyse und ohne fremde Hilfe
Weitere Kostenlose Bücher