Wunscherfuellung Fuer Selbstabholer
eine ältere Frau eine
20-Jährige um ihre jugendliche Schönheit beneidet. Weder mit Chirurgie noch mit teuren Cremes lässt sich das Rad der Zeit
zurückdrehen. Oder wenn eine durchschnittliche Pianistin ihre Leistung an der ihrer hoch begabten Kollegin misst. Sie kann
zwar durch Fleiß und Disziplin ein perfektes Spiel anstreben, doch die geniale Virtuosität ihrer Rivalin wird sie damit nicht
erlangen.
Es ist aber auch möglich, dass wir aus einem Minderwertigkeitsgefühl heraus nur glauben, uns würde die Erfüllung verwehrt
bleiben. Wir denken: »Die hat Glück gehabt und einen tollen Mann kennen gelernt. Und ich treffe immer nur Nieten.« Oder: »Klar,
der fällt es bei ihrem Temperament leicht, sich in den Mittelpunkt zu stellen. Ich kann eben nicht aus meiner Haut.«
Ob unsere Resignation nun berechtigt oder unberechtigt ist, die Folge ist in beiden Fällen dieselbe. Indem wir uns auf die
Konkurrenz konzentrieren, verursachen wir in uns unangenehme Gefühle. Auf die Dauer kann das sogar zu einer feindseligen Fixierung
führen. Heimlich kontrollieren wir die vermeintlich Glücklichere oder Erfolgreichere, sind über ihre Fortschritte informiert,
wissen über ihre aktuellen Leistungen Bescheid. Und wir platzen fast vor Schadenfreude, wenn auch ihr etwas misslingt. Getreu
dem Spruch »Wovon das Herz voll ist, davon geht der Mund über« bringen wir immer wieder das Gespräch auf diese Person. Wir
wollen wissen, was andere über sie denken, und suchen Verbündete in unserer Abneigung gegen sie. Das kann dann so klingen:
»Findest du nicht auch, dass sie völlig überschätzt wird?«, bis hin zum Klatsch: »Die hat das doch nur durch Protektion geschafft.«
Der seelische Schaden, den destruktiver Neid in uns anrichtet, ist |124| beträchtlich. Indem wir ständig um unsere Unfähigkeit kreisen, verringern wir unser Selbstwertgefühl: Dem anderen gelingt
das – mir nicht. Wir versinken immer mehr in dem beschämenden Gefühl, versagt zu haben, fühlen uns ohnmächtig und hilflos.
Und da Seele und Körper eine Einheit bilden, wirkt sich die psychische Beeinträchtigung auch auf unsere Gesundheit aus. Nicht
umsonst sprach man schon im Mittelalter davon, jemand sei »gelb vor Neid« oder auch »grün vor Neid«. Diese Redewendungen stammen
daher, dass man Neid mit einer Störung der Galle in Verbindung brachte.
Strategien gegen den Neid
Neidattacken lassen sich kaum verhindern. Aber wir sind dem Neid keineswegs hilflos ausgeliefert. Als denkende Wesen können
wir unsere kleinen grauen Zellen einsetzen und ganz bewusst gegensteuern. Und dass sollten wir auch unbedingt tun, denn damit
ersparen wir uns eine Menge unnötigen Frust.
Vielleicht wenden Sie jetzt ein: »Aber der stimulierende Neid ist doch gar nicht so schlecht, den kann man doch ruhig nutzen.«
Selbst von dieser immerhin konstruktiveren Form des Neides rate ich Ihnen ab. Als Anregung und erfrischender Kick mag er kurzfristig
seinen Sinn haben, doch auf die Dauer sollten Sie auch ihm innerlich Paroli bieten. Aus einem wichtigen Grund: Egal auf welche
Art Sie neidisch sind, Sie tanzen auf jeden Fall auf der falschen Hochzeit. Sobald Sie sich mit einer anderen Person vergleichen,
verlieren Sie sich selbst aus den Augen. Der Mensch, den Sie beneiden, hat schließlich eine andere Kombination von Eigenschaften
und Fähigkeiten als Sie – und letztlich auch ein anderes Schicksal. Der ständige Vergleich hindert Sie daran, sich auf Ihre
persönlichen Möglichkeiten zu besinnen und Ihren eigenen Weg zu finden. Außerdem machen wir, wann immer wir neidisch sind,
einen Denkfehler. Wir konzentrieren uns nur auf das, was uns der beneidete Mensch voraushat, etwa die reiche Familie, die
entzückenden Kinder, Schönheit oder beruflichen Erfolg – alles Übrige lassen wir beiseite.
|125| Sehen Sie das Ganze – nicht nur den erwünschten Teil
Sind Sie zurzeit auf jemanden neidisch, weil er etwas besitzt, das Sie sich wünschen oder etwas besser kann als Sie? Dann
füllen Sie bitte die folgenden Leerzeilen aus.
Übung
Name: .....................................................................
Das hat sie/er mir voraus: .....................................................................
Und nun beantworten Sie dazu die folgende Frage: Angenommen, Sie könnten erhalten, worum Sie diesen Menschen beneiden – aber
nur unter der Bedingung, dass Sie alles von ihm übernehmen. Würden Sie das
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