Wunscherfuellung Fuer Selbstabholer
über den Dresscode, damit Sie passend gekleidet sind. Dann präparieren Sie Antworten auf sämtliche heiklen Fragen, die
kommen könnten. Schließlich testen Sie, wie lange Sie für den Weg zum Treffpunkt brauchen, damit Sie pünktlich dort sind.
Wetten, dass Sie mit diesem Know-how den Grad der Unbekanntheit mindestens um die Hälfte drücken? Und nun zum nächsten Teil
der Formel.
|165| 5. Schritt:
Schrauben Sie die Bedeutung zurück
Jetzt fahren Sie die Wichtigkeit der Situation herunter. Je weniger entscheidend die für Sie ist, desto gelassener sind Sie.
Und je gelassener Sie sind, desto mehr stehen Ihnen Ihre Fähigkeiten zur Verfügung. Dabei helfen Ihnen ein paar wirkungsvolle
mentale Techniken:
Vergleichen Sie das, was Ihnen bevorsteht, mit Ereignissen in der Vergangenheit. Sicherlich war die Geburt Ihres Kindes tiefgreifender
als das Vorstellungsgespräch, vor dem Sie sich fürchten. Und Sie haben schon schwierigere Aufgaben gemeistert, etwa als Sie
damals ganz alleine als Au-pair nach Paris gegangen sind.
Machen Sie sich bewusst, dass schon allein Ihr Versuch, sich einer angsteinflößenden Situation zu stellen, einen Orden verdient.
Auch wenn es danebengeht, Sie können in jedem Fall stolz auf sich sein. Die meisten Menschen sitzen nur bequem auf dem Sofa
und tun keinen Schritt aus ihrer Komfortzone heraus. Sie dagegen riskieren etwas.
Sagen Sie sich: In fünf Jahren kräht kein Hahn mehr danach. Was für Sie jetzt von höchster Bedeutung ist und Sie in Angst
versetzt, ist vielleicht schon bald Schnee von gestern. Überlegen Sie: Wie oft haben Sie sich aufgeregt, und es ist dann nur
halb so schlimm geworden, oder es hat sich ein unerwarteter Ausweg gezeigt, mit dem Sie gar nicht gerechnet haben?
Last but not least ist es auch entlastend, wenn Sie einen Plan B entwickeln für den Fall, dass es tatsächlich schiefgeht.
Mit einer Alternative in der Tasche können Sie die Herausforderung viel entspannter angehen. Eine Freundin von mir sagte wild
entschlossen: »Wenn ich den Job nicht kriege, dann verkaufe ich eben meine selbst gekochte Marmelade.«
Die Rest-Angst bewältigen
Mit der Formel haben Sie ein praktisches Instrument, um Ihre Angst zu überprüfen und zu reduzieren. In vielen Fällen wird
durch mehr |166| Information und durch eine schwächere Bedeutung das »Gap« so klein, dass Sie sich trauen, es zu überqueren. Es kann aber auch
sein, dass sich die Lücke zwischen Ihrem gegenwärtigen Zustand und dem Unbekannten zwar durchaus verringert hat, Sie sich
aber trotzdem noch zu unsicher fühlen, um Ihrem Wunsch nachzugeben. Sie quälen sich weiterhin mit der Frage: »Soll ich oder
soll ich nicht?« Sie möchten auf keinen Fall eine falsche Entscheidung treffen. Diese Einstellung hat Tradition. In unserem
Kulturkreis ist man allgemein sehr auf Sicherheit bedacht. »Pass schön auf!«, hören wir schon als Kinder. »Tu dir nicht weh.«
»Zerreiß dein Kleid nicht.« »Spiel nicht mit den Kindern von diesen komischen Leuten.« Auch später ist unsere Umgebung sehr
darauf bedacht, dass wir uns bei Entscheidungen vor allem an der Sicherheit orientieren. Oder haben Ihnen Ihre Eltern freudig
den Rücken gestärkt, als Sie verkündeten: »Ich werde Schauspielerin« oder »Ich versuche mich als Malerin«? Ich kenne jedenfalls
mehr Väter und Mütter, die ihre Kinder lieber als Trainee bei der Kreissparkasse oder als verbeamtete Lehrerin sahen und entsprechend
Druck gemacht haben.
Im Job setzt sich das Sicherheitsprinzip dann weiter fort. Zwar verkünden die Hochglanzbroschüren und Stellenangebote der
Firmen: »Wir suchen Querdenker«, aber wehe, ein echter Querdenker taucht auf und schlägt eine Neuerung mit Risikofaktor vor.
Dann kommen vom Chef oder den Kollegen schnell Killerphrasen wie: »Das wird nicht funktionieren.« »Das nimmt der Kunde nicht
an.« Das hat dann den Effekt, dass auch hier auf Sicherheit gespielt wird, obwohl man doch angeblich Veränderungen gegenüber
so aufgeschlossen ist. Eine falsche Entscheidung kann für Sie unangenehme Folgen haben. Man wird Sie zur Verantwortung ziehen.
Unser gelerntes Bedürfnis, perfekt zu sein, und unser Verlangen, die komplette Kontrolle über das Ergebnis zu haben, führt
dazu, dass wir Entscheidungen in »richtig« und »falsch« einteilen. Kein Wunder also, wenn Sie das Sicherheitsdenken auch auf
Ihren Wunsch übertragen: Was ist, wenn ich scheitere? Wenn sich das als Flop
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