Wunscherfuellung Fuer Selbstabholer
Gefahrenpotenzial
enthält. |157| Wir bilden uns die drohenden Konsequenzen nur ein und versetzen uns selbst in Angst und Schrecken. In unserer Fantasie entwickeln
wir ein so lebhaftes Drama, dass Shakespeare vor uns in die Knie gehen würde.
Ein gutes Beispiel dafür ist das Lampenfieber. Allein dadurch, dass wir uns Probleme vorstellen, blockieren wir uns körperlich
und geistig.
Vor meinem ersten großen Vortrag konnte ich nächtelang nicht schlafen. Was, wenn sich die Zuhörer langweilten oder wenn sie
kritische Zwischenrufe machen würden, auf die ich nicht reagieren könnte? Mein Hausarzt riet mir: »Nehmen Sie eine halbe Tablette
Valium.« Vorsorglich hatte ich jedes einzelne Wort in meinem Manuskript ausgeschrieben, es waren so an die 20 getippte Seiten.
Mit weichen Knien trat ich ans Rednerpult. Doch keine meiner Befürchtungen trat ein. Im Gegenteil, nach dem Vortrag sprachen
mich viele freundlich an.
Die häufigsten Ursachen für das Horrorkabinett in unserem Kopf sind soziale Ängste und geringes Selbstvertrauen. Wir fürchten,
dass man uns ablehnt. Oder wir glauben, unsere Fähigkeiten würden für unser Wunschziel nicht ausreichen. Was speziell hinter
Ihrer Angst steckt, finden Sie schnell heraus, indem Sie Ihrem inneren Selbstgespräch lauschen. Vielleicht hören Sie Aussagen
wie:
Alle werden mich auslachen.
Keiner spricht mit mir.
Ich verliere plötzlich mein gesamtes Wissen.
Ich werde ohnmächtig.
Ich blamiere mich ganz schrecklich.
Ich werde nichts verstehen.
Alle sind gegen mich.
Mir fällt nichts mehr ein.
Wenn Sie sich Ihre Sätze einmal genau anschauen, werden Sie feststellen: Ihre Schwarzmalerei ist radikal und übertrieben.
Dass Sie in der Computer-Fortbildung
gar nichts
kapieren werden, ist unwahrscheinlich. Sie werden wahrscheinlich nicht gleich alles verstehen, aber dann können Sie ja fragen
oder nacharbeiten. Dass Sie trotz bester Vorbereitung bei der Präsentation oder Prüfung ein völliges Blackout haben, |158| wird auch kaum vorkommen. Allenfalls sind Sie am Anfang schrecklich aufgeregt, aber Ihr Gehirn lässt Sie bestimmt nicht die
ganze Zeit über komplett im Stich.
Die folgenden Tipps haben sich als Methode bewährt, das innere Drama abzumildern. Vielleicht hilft es auch Ihnen, sich wieder
auf den Weg zurück in die Realität zu begeben.
Tipp
Reden Sie sich selbst gut zu.
Angenommen, Ihre Teenager-Tochter hat sich für eine Klassenarbeit intensiv vorbereitet. Das Fach liegt ihr zwar nicht, aber
sie hat getan, was sie konnte. Was sagen Sie ihr, bevor sie sich auf den Weg zur Schule macht? Etwa: »Schätzchen, das geht
bestimmt daneben! Die Aufgaben werden garantiert so schwer, dass du sie nicht packst. Wahrscheinlich kriegst du keine einzige
hin. Ich bin sicher, das wird eine glatte Fünf.« Wohl kaum. Sie ermutigen sie vielmehr: »Mach dir keine Gedanken. Du hast
gut gelernt, mehr kannst du nicht tun. Gib einfach dein Bestes, das reicht völlig aus.« Warum sollten Sie sich selbst schlechter
behandeln als Ihre Tochter oder eine gute Freundin? Beruhigen Sie sich auf liebevolle Art.
Tipp
Sprechen Sie mit Menschen in Ihrem Umfeld über Ihre Ängste.
Andere haben meist einen klareren Blick auf uns als wir selbst.
Das gilt besonders, wenn wir dazu neigen, unsere eigenen Fähigkeiten
zu unterschätzen. Fragen Sie ehrliche Freunde oder Kolleginnen
, denen Sie persönlich und fachlich vertrauen können:
»Traust du mir das zu?« »Meinst du, ich kann das?« Und wenn
sie Ihnen etwas Positives sagen, dann glauben Sie es bitte. Versuchen
Sie nicht, im Gegenzug eifrig zu beweisen, dass man Sie
völlig falsch beurteilt.
|159| Tipp
Verwandeln Sie Sorgen in Sorgfalt.
Picken Sie sich die Punkte heraus, vor denen Sie sich speziell fürchten, und bereiten Sie sich darauf besonders vor. Das gibt
Ihnen mehr Sicherheit. Falls Sie zum Beispiel Angst haben, dass man Ihren Vortrag durch kritische Zwischenrufe stört, dann
machen Sie sich mithilfe entsprechender Rhetorikbücher schlau, wie man damit umgeht. Wenn Sie sich ausmalen, dass die Kellner
im Hotel Ritz-Carlton Sie von oben herab behandeln, weil Sie nicht so genau wissen, wie man komplizierte Speisen isst, dann
präparieren Sie sich eben mit einer Benimm-Fibel.
Auf keinen Fall sollten Sie sich durch überflüssige Ängste blockieren lassen. Was wir befürchten, tritt nämlich meist gar
nicht ein. Kürzlich las ich einen schönen Satz von Woody Allen: »Bei allem, was passieren könnte, ist
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