Wuppertod
mit dem schlechten Material, das uns jetzt
und hier zur Verfügung steht?« Er hasste diese jungen
Typen aus der Polizeischule, die sich für so wichtig hielten.
Es wurde Zeit, dass er Bock einmal den Kopf wusch.
»Ich denke, es
ist wichtig, dass wir eine Übereinstimmung der betreffenden
Personen feststellen können«, erwiderte Bock. Sein
Augenwinkel zuckte, als er dem Blick des Kommissars standhielt, was
ihm nicht ganz leicht fiel. »Oder wollen Sie verschiedene
Tatverdächtige jagen?«
Ulbricht winkte ab. Er
brauchte jetzt eine Zigarette. Hastig erhob er sich von seinem
Stuhl, schaltete das Licht in dem kleinen Vorführraum ein und
stürmte hinaus auf den Korridor.
Jupp Bock blickte ihm
kopfschüttelnd nach. »Etwas nervös«, brummte
er und packte das Filmmaterial zusammen.
10. Kapitel
Stefan hatte mal
wieder Hunger. Aber diesmal gönnte er sich auch keine noch so
kleine Pause. Er witterte eine heiße Story. Seit einigen
Tagen hatte er es zeitlich nicht mehr geschafft, sein Training im
Fitnessstudio an der Gathe fortzusetzen. Er rieb sich seinen Bauch,
schüttelte den Kopf und grinste zu Heikes verlassenem
Schreibtisch hinüber. Gleich hatte sie noch eine Stunde
Sendung, bevor auch sie endlich Dienstschluss hatte. Laut Plan
hatte Stefan zwar jetzt schon Feierabend, doch eines wollte er noch
erledigen: Michaela Heiger-Burbach einen Besuch abstatten
…
Stefan verstaute die
Thermoskanne im Rucksack und verließ seinen Arbeitsplatz. Auf
dem Weg zum Ausgang kam ihm Heike entgegen.
»Ich habe eben
mit Tickmann telefoniert«, eröffnete sie ihm. Sie trug
einen Stapel CDs und kam offenbar gerade aus der
Musikredaktion.
»Wie
nett.« Seine Ironie war nicht zu überhören. Stefan
hauchte ihr einen Kuss auf die Wange.
»Es ging um das
Casting morgen.«
»Aha.«
»Und dabei habe
ich erfahren, was wir vermutet haben« Die Kripo hat das
gesamte Filmmaterial beschlagnahmt und damit steht Tickmann einmal
mehr am Anfang.«
»Armes
Schwein«, brummte Stefan und versenkte die Hände in den
Hosentaschen. »Allerdings hätte er die Szene mit dem
Sturz vom Gerüst sowieso nicht für den Film verwenden
können. Wird das Casting trotzdem
stattfinden?«
»Natürlich.
Tickmann setzt alles daran, Wuppertod in die Kinos zu bringen. Er
lässt sich nicht so leicht unterkriegen. Allerdings klang er
eben etwas … entnervt.«
»Das ist doch
kein Wunder«, entgegnete Stefan und grüßte einen
Kollegen, der an ihnen vorbeiging. »Er hat echte
Probleme.«
»Es ist noch
etwas anderes«, erwiderte Heike und pustete sich auf die
für sie typischen Weise eine widerspenstige Haarsträhne
aus der Stirn. »Er klang so richtig am Boden zerstört,
sprach mit stockender Stimme.« Heike suchte nach dem
richtigen Ausdruck. »Es klang, als hätte er noch andere
Probleme. Er machte da so einige Andeutungen
…«
»Andere
Probleme?«
»Ja. Es sieht so
aus, als hätte er private Schwierigkeiten. Seine Exfrau
scheint ihm die Hölle heiß zu machen.«
»Meinst du, es
geht um seine Scheidung?«
Heike zuckte die
Schultern. »Möglich. Wir sollten ihm mal auf den Zahn
fühlen.« Sie wandte sich zum Gehen. »Allerdings
so, dass er es nicht mitbekommt.«
Stefan grinste schief.
»Das ist meine Spezialität.«
* * *
Der fast
dörfliche Charakter von Cronenberg bildete einen Kontrast zum
großstädtischen Flair von Elberfeld und Barmen. Das
stellte Stefan einmal mehr fest, als sein Käfer über die
Hauptstraße rollte. Kleine Geschäfte und buntes Treiben
bestimmten das Bild, als er an den Schiefer- und
Fachwerkhäusern der Hauptstraße entlang fuhr.
Er hoffte, Michaela
Heiger-Burbach diesmal anzutreffen. Es gab zwei Dinge, die ihn
brennend interessierten: Zum einen hatte sie den Namen des Fans
notiert, der ihren Bruder verfolgt hatte. Zum anderen war sie im
Computer ihres Mannes auf eine Scheidungsakte gestoßen. Auf
Mark Tickmanns Scheidungsakte. Stefan wollte wissen, was sich
hinter den Kulissen abgespielt hatte. Tickmann war vermögend
und Stefan konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass
dessen Ehefrau ihn hätte gehen lassen, ohne sich ein
beträchtliches Stück vom Kuchen abzuschneiden. So war das
eben bei reichen, prominenten Zeitgenossen. Wenn sie sich scheiden
ließen, gab es üblicherweise einen wahren
Scheidungskrieg. Immer ging es um Geld. Um sehr viel
Geld.
Rechts flog jetzt die
Reformierte Cronenberger Kirche an ihm vorbei und Stefan trat das
Gaspedal noch etwas tiefer durch. Schon hatte er den Stadtkern
hinter sich
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