Wuppertod
gelassen; Links gab es einen Friedhof, etwas weiter
bestimmte ein sattes Grün von Wiesen und Wäldern das
Bild. Der Fahrtwind drang durch die offenen Dreiecksfenster ins
Innere des Käfers und Stefan atmete tief durch. Dann hatte er
sein Ziel erreicht.
Das Haus der Burbachs
ragte vor ihm in den wolkenlosen: Himmel. Zwei Autos parkten davor.
Den dunklen Volvo Kombi der Hausherrin kannte Stefan schon. Hinter
den Volvo stand ein schwarzer Mercedes. Offenbar hatte die
Heiger-Burbach Besuch.
Noch bevor Stefan sich
eine Taktik zurechtlegen konnte, öffnete sich die
Haustüre. Michaela Heiger-Burbach trat in die
Nachmittagssonne, begleitet von einer elegant gekleideten Frau
mittleren Alters. Die Besucherin trug ein modisches Kostüm.
Ihr Gesicht wurde von einer Sonnenbrille verdeckt - nur die hohen
Wagenknochen, die ihr ein exotisches, Aussehen verliehen, fielen
Stefan aus der Entfernung auf. Am Arm trug die unbekannte
Schöne eine Handtasche aus Schlangenleder.
»Tierquälerin«,
entfuhr es Stefan, während er den Käfer
parkte.
Längst schon
hatte Frau Heiger-Burbach ihn entdeckt.. Ihr Lächeln wirkte
aufgesetzt. Das sah er schon aus der Entfernung. Offenbar kam er
ungelegen. Ein breites Grinsen huschte um Stefans Mundwinkel. Sein
Überraschungscoup war ihm also gelungen.
Er blieb in seinem
Käfer sitzen und beobachtete, wie sich die beiden Frauen
voneinander verabschiedeten. Es war eine reservierte
Verabschiedung. Ein Händedruck, ein unverbindliches
Lächeln, eine nette Geste, dann wandte sich die elegante Frau
zum Gehen. Sie nickte Stefan zu, der jetzt die Wagentüre
aufstieß und ausstieg.
»Herr
Seiler«, begrüßte die Heiger-Burbach ihn.
»Was führt Sie zu mir?«
Ihre blauen Augen
leuchteten. Er wurde fast schwach bei einem derartigen Blick. Sie
duftete wundervoll. Stefan war versucht, sie zu berühren, als
sie mit schwingenden Hüften vor ihm hermarschierte. Sie war
hübsch, begehrenswert und intelligent.
Stefan blickte dem
Mercedes nach, der sich rasch entfernte. Danach kehrte die
ländliche Stille wieder ein. Vögel zwitscherten in den
Bäumen und irgendwo in der Ferne tuckerte ein Traktor
über ein Feld.
»Ich erinnere
mich, dass Sie uns von einem etwas penetranten Fan erzählt
haben, der Ihrem Bruder nachgestellt hat«, kam er sofort auf
den Punkt. »Und von der Datei im Rechner Ihres Mannes«,
fügte er hinzu.
»Ah ja«,
erinnerte sie sich und nickte. »Kommen Sie
doch.«
Sie führte ihn
ins Haus. Die große Fensterfront im Wohnzimmer war
geöffnet und auf der angrenzenden Terrasse standen ein Tisch
und vier Stühle. Sie bot ihm einen Platz an. Stefan bedankte
sich. Sie selber setzte sich ihm gegenüber.
»Nun«,
sagte sie schließlich und spielte mit den Ringen an ihren
Händen. »Es gibt da eine Datei mit dem Namen des
Regisseurs, der hier den Film dreht. Mark
Tickmann.«
Stefan
schwieg.
»Mein Mann war
sein Scheidungsanwalt.« Ein dunkle Schatten breitete sich auf
ihrem hübschen Gesicht aus. »Der Fall ging damals durch
die Medien.«
»Ich erinnere
mich«, gab Stefan zurück.
»Nun, es wurde
ziemlich viel dreckige Wäsche gewaschen. Und mein Mann hat
seine Aufgabe wohl nicht ganz Zufriedenheit seines Mandanten
erfüllt.«
»Wie kommen Sie
darauf?« Stefan beugte sich vor.
»Nun … es
gab einen Briefwechsel, aus dem hervorging dass Tickmann nicht
einverstanden war mit dem, was im Scheidungsurteil stand. Es ging
um viel Geld und Tickman ist ziemlich vermögend.« Dann
erhellte sich ihre Miene. »Darf ich Ihnen etwas zu trinken
anbieten?«
»Etwas Kaltes,
bitte. O-Saft, Cola, Mineralwasser. Was immer Sie
haben.«
»Einen
Orangensaft habe ich da.«
Frau Heiger-Burbach
ließ ihn alleine. Er hörte, wie sie im Haus mit
Gläsern herumhantierte, und blickte sich um. Das
Grundstück der Burbachs war etwa kniehoch eingezäunt Kein
Hindernis für jemanden, der sich Zutritt zum Haus verschaffen
wollte. Auf dem Tisch vor ihm lagen drei, vier Modezeitschriften,
die allesamt Frauennamen trugen, ein Mobiltelefon und eine
Visitenkarte. Stefan beugte sich vor um zu sehen, wem die Karte
gehörte. Als er die Inschrift entzifferte, glaubte er seinen
Augen nicht zu trauen.
»Sonja
Tickmann«, las er die oberste, fett gedruckte Zeile. Jetzt
wusste er, wer die elegant gekleidete Frau war, die soeben das Haus
verlassen hatte. Sein Arm ruckte vor, er wollte nach der Karte
greifen, als er hörte, wie sich die Hausherrin näherte.
Schnell zog er die Hand zurück und versuchte, sich die Adresse
einzuprägen.
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