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Wuppertod

Wuppertod

Titel: Wuppertod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Kuhhaut. Das Mädchen hat 'nen Freund.«
Der junge Mann mit den kurzen, gelbblond gefärbten Haaren
schüttelte den Kopf, setzte die Brille ab und reinigte die
Brillengläser an seinem T-Shirt. »Bemberg ist total
durchgeknallt.«
    Berti Anders flegelte
sich auf dem Sofa und spielte mit einem Päckchen Tabak. Jetzt
nickte er zustimmend. »Wenn das so weitergeht, haben wir die
Bullen im Haus, bevor wir bis drei zählen
können.«
    Berti war
einundzwanzig Jahre alt, studierte Elektrotechnik an der Bergischen
Uni und hatte die WG mit Meier und Bemberg
gegründet.
    »Und das alles
nur, weil Bemberg so einen Scheiß macht«, stimmte ihm
Erik, der blonde Hüne, zu. »Ich habe keinen Bock, wegen
ihm in den Knast zu wandern.« Er fuchtelte mit der Hand in
der Luft herum. »Berti, was meinst du?«
    »Er sollte
fliegen«, schlug der Angesprochene vor.
    Eric runzelte die
Stirn und betrachtete Berti wie einen Verrückten. »Und
die Miete? Wie sollen wir die finanzieren?«
    »Scheiß
drauf.« Berti winkte ab. »Suchen wir uns eben einen
Neuen für unsere WG. Aber wenn Bemberg uns die Tour
vermasselt, weil ihn Amors Pfeil getroffen hat, dann muss er
weg.« Er strich mit dem Zeigefinger über seine
Kehle.
    Meier ließ sich
auf das Sofa sinken, schnappte sich das Tabakpäckchen, drehte
sich einen Joint, sog genießerisch daran und blies den Rauch
an die Decke. »Er muss also weg.« Eine Wolke
würzigen Geruches hing im Raum.
    »Genau«,
erwiderte Berti. »Wenn wir uns ein paar Euro zusätzlich
verdienen, dann ist das nicht seine Sache. Wenn Bemberg allerdings schlafende
Hunde weckt, dann stört er.« Er zog die Mundwinkel nach
unten. »Also weg mit ihm…« Der Student machte
eine wegwerfende Geste.
    Erik nickte. Er paffte
an seinem Joint, stierte ins Leere. »Gut«, murmelte er.
»Ich werde wohl mit ihm reden müssen.«
    »Wo steckt er
eigentlich?« Berti richtete sich auf.
    Schulterzucken.
»Weiß der Geier. Vermutlich stellt er mal wieder dem
Mädchen nach.«
    »Seit fast zwei
Tagen?« Berti kicherte. »Ziemlich penetrant, was? Und
wenn die Klausuren beginnen, hat er nichts anderes im Kopf als das
Girl.« Er schüttelte sich. »Selbst schuld, wenn er
zum Langzeitstudierenden wird.«
    »Hat sich die
Chefin noch mal gemeldet?«, wechselte Erik das Thema. Er sog
an der Selbstgedrehten und wanderte durch das Zimmer. Am Fenster
blieb er stehen und beobachtete, wie sich ein auberginefarbener
Käfer in eine enge Parklücke vor dem Haus
zwängte.         
    »Nein, bei mir
nicht.«
    »Es war schnell
verdientes Geld«, brummte Erik, ohne sich zu seinem
Mitbewohner umzudrehen.
    »Allerdings. Ich
weiß aber nicht, ob ich so einen Deal noch mal
mitmache«, brummte Berti. »Die Sache ist ziemlich
heiß. Das kann uns echt in den Knast bringen, wenn man uns
erwischt.«
    »Und?«
Erik blickte sich zu Berti um. Er zog verächtlich die
Mundwinkel nach unten. »Berti, denk nach: Wir sind keine
dummen Panzerknacker.« Er tippte sich an die Schläfe.
»Wir haben Grips. Und wenn wir unseren Verstand einsetzen,
dann kommt uns niemand auf die Schliche. Und wir brauchen die
Kohle.«
    »Kohle
…« Berti winkte ab. »Die kann man auch anders
verdienen.«
    »Ja«,
stimmte ihm Erik zu. »Du kannst im Schnellrestaurant am Alten
Markt Burger verkaufen, im Supermarkt am Wicküler-Park Regale
auffüllen, Lastwagen fahren.« Er lachte auf. »Das
alles für … sagen wir mal… fünf bis sechs
Euro die Stunde. Mann, Junge, die Chefin bietet uns den
hundertfachen Stundenlohn, ist dir das klar?«
    »Trotzdem - ich
steige aus.« Berti hob beschwörerisch die Hände.
»Keine Panik, Mann, ich halte dicht. Will nur einfach nicht
mehr an kriminellen Dingern mitdrehen.«
    »Das war doch
halb so wild. Und wenn die Chefin noch einen derart lukrativen Job
für uns hat, dann sollten wir nicht zögern, um
…«
    Berti winkte
wütend ab und zog an seinem Joint. »Vergiss es. Ich bin
für solche Touren nicht mehr zu haben. Ich will studieren, um
Karriere zu machen, und nicht, um im Knast zu
versauern.«
    »Und wenn du
…« Erik wurde unterbrochen, als es an der
Wohnungstüre klopfte. Eine Klingel gab es nicht. Er warf
seinem Freund einen fragenden Blick zu.
    Dieser zuckte die
Schultern und murmelte nur: »Ich erwarte keinen
Besuch.«
    * * *
    Es war ein typisches
Altbau-Treppenhaus.
    Als Stefan sich gegen
die schwere Haustür lehnte, schwang sie nach innen auf.
Entweder war es Absicht, dass sie nur angelehnt war, oder das
Schloss war kaputt. Jedenfalls stand er nun vor

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