Wuppertod
jemand
'nen Käfer?«
»Nö«,
erwiderte Erik grinsend. »Aber einen uralten Bulli. Hab ich
günstig bei 'ner Versteigerung in Düsseldorf
erstanden.« Er rieb Daumen und Zeigefinger aneinander.
»Als Student ist keine Luxuskiste drin«, erklärte
er. »Und so alte Postautos sind immer billig zu
haben.«
»Stimmt«,
nickte Stefan. Dann war er draußen.
* * *
Es gibt böse
Menschen und es gibt gute Menschen - und Wichlinghauser. Dieses
alte Zitat spukte ihm im Kopf herum, als Stefan wieder auf der
Straße stand. Dichte Wolken hatten sich vor die Sonne
geschoben. Ein Gewitter war im Anmarsch. Es roch bereits nach
Regen. Stefan atmete tief ein. Er mochte diese Gewitterluft. In der
Ferne grollte ein Donner.
Stefan überlegte,
ob er Kommissar Ulbricht davon in Kenntnis setzen sollte, dass
Gernot Bemberg nun zum Kreis der dringend Tatverdächtigen
gehörte. Offenbar hatte er Gemmering außer Gefecht
gesetzt. Steckte Bemberg auch hinter den Anschlägen auf die
anderen Mitglieder des Filmteams? Oder war es nur die Eifersucht
auf Lars Gemmering, die ihn zum Attentäter hatte werden
lassen? Schlimm genug, aber wenn es so wäre, dann war
Tickmanns Filmprojekt noch lange nicht außer Gefahr. Immerhin
war er durch Michaela Heiger-Burbachs Foto auf Bemberg aufmerksam
geworden. Bemberg hatte also nicht nur Tim Heiger nachgestellt,
sondern auch Kathrin Jungmann. Vermutlich hatten sie es hier mit
einem gefährlichen Psychopathen zu tun. Das konnte ja heiter
werden!
15. Kapitel
Nie hätte sie
gedacht, wie anstrengend es war, bei einem Casting in der Jury zu
sitzen. Heike erwischte sich dabei, immer wieder verstohlene Blicke
auf ihre Armbanduhr zu werfen. Inzwischen hatte sie sich ein
bestimmtes Schema zurechtgelegt, wie sie die Bewerber beurteilen
konnte. Dabei hatte sie sich an Tickmann gehalten, der neben ihr
saß. An seiner Mimik konnte man leicht erkennen, ob er mit
den Leistungen eines Probanten einverstanden war oder
nicht.
»Ich brauche
eine kleine Pause«, raunte ihr der Regisseur jetzt zu. Er
erhob sich und bat um eine kleine Auszeit. »Eine
Zigarettenlänge, mehr nicht«, fügte er hinzu, dann
wandte er sich mit einem charmanten Lächeln an Heike.
»Und?«, sagte er und friemelte umständlich eine
Packung Marlboro aus der Hemdtasche. »Haben Sie schon einen
Favoriten?«
»Zwei, um genau
zu sein«, gab Heike zurück.
Seite an Seite gingen
sie zum Ausgang. Im Foyer standen sie sich gegenüber.
»Ich denke, die beiden sind genau der richtige Ersatz
für Tim Heiger«, sagte Heike.
»Sie sind eine
interessante Frau«, stellte Tickmann lächelnd fest und
hielt ihr die Zigarettenpackung hin.
Heike schüttelte
dankend den Kopf und atmete tief durch. »Danke«,
erwiderte sie. Täuschte sie sich, oder flirtete der gut
aussehende Regisseur mit ihr? »Und Sie sind ein
Charmeur«, lächelte sie.
Er schwieg und paffte
genießerisch den Rauch zur Decke. Dabei ließ er Heike
nicht aus den Augen. »Haben Sie schon mal darüber
nachgedacht, professionell zu casten?«
»Nein«,
lachte Heike. »Ich denke, ich bin beim Radio gut
aufgehoben.« Sie dachte plötzlich an Stefan. Er hatte
vorhin das
Casting verlassen. »Ich muss mal kurz telefonieren«,
entschuldigte sie sich und entging so einer neuen Flirtattacke von
Mark Tickmann.
Er nickte.
»Natürlich. Tun Sie sich keinen…« Der
Regisseur wurde jäh unterbrochen, als zwei schwarz gekleidete
Männer vom Wachdienst an ihnen vorüberrannten. Im
gleichen Moment wurden im Nebenraum, wo die Bewerber warteten,
Stimmen laut. »Was ist denn da …«
»Herr Tickmann,
kommen Sie!« Heike hatte das Handy schon wieder in der Tasche
verstaut und gab dem Regisseur ein Zeichen, ihr zu folgen.
Zeitgleich erreichten sie den Nebenraum und sahen eben noch, wie
sich zwei der jungen Männer prügelten. Im nächsten
Moment ging der Sicherheitsdienst dazwischen und riss die
Streithähne auseinander.
»Oh«,
machte Heike, peinlich berührt und presste die Hand vor den
Mund.
Tickmann blickte sich
fragend zu ihr um. »Was - oh?«
»Das waren
eigentlich meine beiden Favoriten beim Casting.«
* * *
»Heike - wir
haben ihn!«
»Wir haben -
wen?« Stefan klang völlig aufgelöst, als sie ihn am
Telefon hatte.
»Unseren
Stalker«, half er ihr. »Den Mörder von Heiger. Den
Mann, der versucht hat, Gemmering abzuknallen.«
»Woher willst du
das wissen?« Sie stand im Foyer der Villa Media.
Draußen ging ein wahrer Platzregen nieder. Das Gewitter tobte
genau über dem Gebäude des ehemaligen
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