Wuppertod
Einsatzzwecken genutzt. Von der
Schädlingsbekämpfung über die Verwendung in der
Glas- und Druckindustrie bis hin zum Einsatz in der …«
Er machte eine Pause, um seinen Worten die entsprechende Bedeutung
beizumessen. »Es wurde sogar in der Textilfärberei
verwendet.«
»Und?«
Heike grübelte. Dann lächelte sie. »Du meinst, dass
jemand aus Wuppertal als ehemalige Textil- und Garnbleicherhochburg
prädestiniert wäre, um einen Mord mit Arsen zu
verüben?«
»Nicht schlecht,
Frau Kollegin«, witzelte Peer.
»Dann brauchen
wir ja nur noch eine Textilfärberei, die heute noch über
alte Arsenbestände verfügt, und müssen das
persönliche Umfeld abklopfen, um unseren Täter zu
haben«, spann Heike den Faden weiter.
»Es wäre
zumindest eine Möglichkeit«, stimmte Peer ihr
zu.
»Ja«,
murmelte Heike. »Eine von zigtausend anderen
Möglichkeiten, den Mörder von Hansjürgen Jochims
dingfest zu machen.« Sie blickte auf die Uhr. Die Pflicht
rief, das Casting begann schon in wenigen Minuten.
Peer hielt sie am
Unterarm fest. »Warte«, bat er. »Ich habe weiter
recherchiert. Tim Heiger hat für Tickmann gearbeitet und hatte
ein Verhältnis mit Henrike Jochims, die ein Kind von Heiger
erwartete. Tickmann ist geschieden von seiner Frau Sonja. Und Sonja
Tickmanns Eltern hatten einen Textilveredelungsbetrieb in
Unterbarmen.« Er grinste sie triumphierend über den Rand
seiner Brille an.
Heike wurde es siedend
heiß. »Moment … Das hieße ja, dass Sonja
Tickmann in den Kreis der Verdächtigen geraten würde,
wenn …«
»Genau.«
Peer nickte. »Wenn sich alte Arsenbestände in den
Lagerräumen der Fabrik befinden. Und das kann man
herausfinden. Ein Anruf genügt.«
»Wir sollten
keine Zeit verlieren, um …« Heike war wie im
Fieber.
»Stimmt«,
nickte Peer und deutete ins Innere des großes Saals.
»Lass uns jetzt da reingehen und Tickmanns neuen Superstar
suchen.«
Der Gedanke, dass eine
möglicherweise am Mord beteiligte Frau frei in Wuppertal
herumlief, behagte ihr nicht. Doch die Pflicht rief.
Stefan war nicht bei
Michaela Heiger-Burbach. Er dachte gar nicht an die hübsche
Rechtsanwaltsgattin. Er wollte sich mit Sonja Tickmann, der
geschiedenen Gattin des Regisseurs treffen. Stefan wollte wissen,
warum sie sich hatten scheiden lassen. Und vor allem interessierte
es ihn, was sie bei Frau Heiger-Burbach gewollt hatte. Der
Rechtsanwaltsfrau war es offenbar nicht recht gewesen, dass er
etwas von dem Besuch mitbekommen hatte. Hatten die beiden Frauen
etwas zu verbergen? Dieses Geheimnis wollte er lüften,
möglichst noch heute.
Die Zeit rannte ihm
förmlich davon. Das Casting wartete auf ihn. Sonja Tickmanns
Telefonnummer hatte er mit relativ wenig Aufwand herausgefunden,
auch wenn sie nicht im Telefonbuch veröffentlicht war.
Kurzfristig hatte er ein Treffen mit ihr vereinbaren können.
Nicht bei ihr zu Hause. Die geschiedene Gattin des Regisseurs hatte
Wert auf einen »neutralen« Treffpunkt gelegt, wie sie
es genannt hatte. Das konnte ihm nur Recht sein. Also hatte man
sich kurzerhand auf der Hardt verabredet, am Elisenturm.
Zahlreiche Wuppertaler
hatten sich auf den weißen Monoblöcken an den
Rändern der Wege und auf den Wiesen niedergelassen, um die
wärmenden Abendsonnenstrahlen zu genießen. Hier auf der
Hardt ließ man im Sommer nach einem langen Arbeitstag gern
die Seele baumeln. Weiter hinten spielten ein paar Jungs mit ihren
Hunden, die kläffend über die Wiesen tollten. Stefan
marschierte vorbei an den pedantisch gepflegten Tulpenbeeten des
Botanischen Gartens. Einige Besucher standen noch auf der
Aussichtsplattform des Elisenturms und betrachteten die Stadt von
oben. Kaum jemand wusste, dass dieser einundzwanzig Meter hohe Turm
einst als Windmühle errichtet worden war. Erst ein reicher
Textilfabrikant hatte sie im 19. Jahrhundert zum Aussichtsturm
umbauen lassen. Manchmal wurden hier jetzt Ausstellungen
mehr oder weniger bekannter Künstler veranstaltet. Doch das
war nicht der Fall, als Stefan hier auftauchte. Ihn interessierte
auch nicht die üppige Blüte der rund viertausend
verschiedenen Pflanzenarten, die man auf 4.600 Quadratmetern den
Besuchern präsentierte. Er hielt Ausschau nach einer
attraktiven Frau Ende dreißig.
Dann hatte er sie
entdeckt.
Sonja Tickmann trug
wieder eine Sonnenbrille. Diesmal hatte sie kein Kleid an, sondern
eine helle Bluse, eine bequeme Leinenhose und dazu leichte Stoff
schuhe. Trotzdem erkannte Stefan sie sofort. »Frau
Tickmann?«
»Ja
…« Sie
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