Wuppertod
das
Problem.«
Stefan legte fragend
den Kopf schräg. »Problem?«
»Ja. Er scheint
spurlos verschwunden zu sein. Wie vom Erdboden verschluckt.«
Berti pfiff durch die Zähne. »Weg … einfach so.
Kein Zettel, keine Nachricht, keine SMS, nichts.«
Es schien, als
würde er einem Phantom hinterher jagen. Stefan schürzte
die Lippen und dachte angestrengt nach. »Wie lange
schon?«
Die Studenten blickten
sich an, zuckten mit den Schultern. »Seit gut zwei
Tagen.«
»Seit…
gut zwei Tagen?« Stefan betonte das
›gut‹.
»Ja.«
Berti nickte. »Tagsüber sehen wir uns nicht oft. Wann
genau er also verschwunden ist, können wir nicht
sagen.«
»Habt ihr
irgendwas unternommen? Bei den Eltern, bei Freunden
nachgefragt?« Stefan konnte es nicht glauben. »Habt ihr
die Polizei informiert?«
»Nein«,
rief Erik etwas zu schnell. Und auch Berti zuckte unmerklich
zusammen, als Stefan die Polizei ins Spiel brachte. Die Jungs
hatten ein schlechtes Gewissen, warum auch immer. »Die Bullen
brauchen wir nicht, wir wollen unsere Ruhe haben.«
»Ihr seid
verrückt«, konstatierte Stefan mit säuerlicher
Miene. »Wenn ihr hier zusammen haust, dann muss einer
für den anderen da sein. Und wenn jemand verschwindet, dann
ist es eigentlich normal, mal etwas in der Gegend
herumzutelefonieren und zu hören, wo der Vermisste abgeblieben
ist. Stattdessen legt ihr hier die Hände in den Schoß
und wartet, dass sich alles wie von selbst erledigt.« Er
sprang auf. »Soll ich eine Fahndungsmeldung im Sender
bringen?«
Die beiden blickten
sich an. »Kannst du, musst du aber nicht«, erwiderte
Berti gelassen. »Bringt eh nichts. Freunde hat er nicht, und
die Eltern haben sich mit dem Sohnemann verkracht und wollen nichts
mehr mit ihm zu tun haben.«
»Seit er diesem
Mädchen nachstellt, ist sein Gehirn ›out of
order‹«, fügte Erik hinzu.
Jetzt wurde Stefan
hellhörig. »Er stellt einem Mädchen nach?«
Stalking schien ein neuer Trendsport zu werden.
»Ja, das
würde ich so nennen. Kathrin hat 'nen Freund, aber das checkt
Gernot einfach nicht. Er verfolgt sie auf Schritt und Tritt,
biedert sich förmlich an …« Erik schüttelte
sich. »Das ist schon widerlich.« Dann grinste er.
»Wo doch andere Mütter auch schöne Töchter
haben …«
Unwillkürlich
dachte Stefan an Michaela Heiger-Burbach. Warum und weshalb konnte
er sich nicht erklären. Schlagartig tauchte ihr hübsches
Gesicht vor seinem geistigen Auge auf, er sah das Funkeln ihrer
Augen, sah ihr Lächeln … Dann nahm er sich zusammen.
Etwas hatte ihn an Meiers Aussage gestört. Da war etwas
… ein Name. »Moment mal«, wandte er sich an
Erik. »Wie war der Name des Mädchens?«
»Kathrin«,
antwortete Berti an Meiers Stelle. »Kathrin Jungmann. Warum -
kennst du sie etwa auch?« Er grinste anzüglich.
»Sie ist aber auch zuckersüß.«
»Nein, ich kenne
sie nicht.« Stefan hatte andere Probleme. Er dachte immer
noch an Michaela Heiger-Burbach. Ein Stich ging durch sein Herz, als er
dann an Heike dachte. Nein, er wollte sie nicht verletzen. Um
keinen Preis der Welt. »Tja«, murmelte er nachdenklich.
»Aber den Namen habe ich schon mal
gehört.«
»Aha.« Das
war alles, was Erik dazu einfiel. Immerhin.
»Jedenfalls ist
er völlig geblendet und verrennt sich in die Idee, Kathrin
für sich zu gewinnen«, erklärte Berti und tippte
sich bezeichnend an die Stirn. »Blödsinn, sie hat 'nen
Kerl und will nichts von ihm wissen.«
»Und was ist das
für einer?«
»Ein Student. Er
jobbt in den Semesterferien als Schauspieler. Er spielt 'ne kleine
Rolle in dem Film, der gerade hier in Wuppertal gedreht
wird.« Erik überlegte, kam nicht auf den Titel und
winkte ab. »Rennt auf jedes Casting und winselt bei den
Produzenten um eine kleine Nebenrolle. Träumt von Hollywood,
der Gute.«
»Lars«,
bemerkte Berti plötzlich.
»Lars
Gemmering?« Stefan stutzte. Manchmal war die Welt eben doch
ein Dorf. Und Wuppertal der kleine Dorfplatz, wie es
schien.
»Ja
…« Berti nickte. »So heißt der Typ.
Arrogant bis dorthinaus.«
»Hmm«,
brummte Stefan und dachte nach. Bemberg hatte offenbar allen Grund
unterzutauchen.
Er hatte genug
gehört und erhob sich, um sich zur Tür bringen zu lassen.
Auf dem Weg dorthin überlegte er fieberhaft, ob die
Mitbewohner mit Bemberg unter einer Decke steckten. Auf einer
Kommode im Korridor fiel sein Blick auf das Schlüsselbund, der
dort lag. Auf Anhieb erkannte er den alten VW-Schlüssel.
»Oh«, sagte er erfreut. »Fährt hier
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