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Wuppertod

Wuppertod

Titel: Wuppertod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Künstleragentur.«
    Nein, das wusste
Stefan nicht. Er blickte auf.
    »Ich hole
namhafte Künstler in die Stadt, buche die Unihalle, die
Börse, die Stadthalle, den LCB oder das Rex und biete
Künstlern die Möglichkeit, sich im entsprechenden
Ambiente ihren Fans zu präsentieren.«
    »Welche Bereiche
managen Sie?«
    »Alles.
Angefangen vom Comedian bis hin zum Opernstar. Damit lässt
sich etwas Geld verdienen und ich komme ganz gut über die
Runden.«
    Stefan nickte. Das war
doch mal ein Ansatz. »Haben Sie auch die Schauspieler Ihres
Exmannes unter Vertrag?« 
    Jetzt machte sie einen
etwas gequälten Gesichtsausdruck, fast so, als hätte
Stefan ihr eine Ohrfeige verpasst. »Nein«, sagte sie
dann eilig. »Ich mache keine Geschäfte mit Mark.«
Sie leerte ihren Wein, dann machte sie Anstalten, sich zu erheben.
»Ich muss leider los.«
    Stefan lächelte.
»Kein Problem. Danke, dass Sie Zeit für mich gefunden
haben.« Er zückte das Portemonnaie und winkte der
Kellnerin. Es war höchste Zeit für das Casting. Und er
hatte mehr erfahren, als er sich erhofft hatte.

14. Kapitel
    Es lief alles nach
einem bestimmten Muster ab.
    Die Bewerber wurden in
die Villa Media geführt, mussten zunächst einen
Fragebogen ausfüllen, wurden dann von einem Fotografen
abgelichtet und schließlich von der Jury befragt. Teilweise
wurden auch Arbeitsproben verlangt. Kleine Sequenzen aus einem
alten Drehbuch, kleine Dialoge. Heike saß neben Tickmann, der
sich die Zeit nahm, jeden Bewerber ausgiebig zu interviewen. Stefan
hatte es im letzten Moment geschafft und Heike zugeraunt, dass er
ein Treffen mit Sonja Tickmann gehabt habe. Mehr wollte er ihr
später erzählen.
    Stefan seufzte, als
sein Handy in der Jackentasche vibrierte. Er murmelte eine
Entschuldigung und stand auf. Draußen angekommen, warf er
einen Blick auf das Display. Eine unbekannte Nummer. Er meldete
sich. »Hallo?«
    »Stefan
Seiler?«
    »Ja, wer ist
denn da?«
    »Martin
hier.«
    »Ich kenne
keinen Martin.«
    »Du hast mich in
der Uni angesprochen, wegen diesem Bemberg.«
    »Stimmt«,
fiel es Stefan nun ein. Er hatte dem untersetzten Studenten in
aller Eile seine Visitenkarte in die Hand gedrückt.
»Und, ist dir doch noch was eingefallen?«
    »Ich habe
herausgefunden, wo er wohnt. Bemberg haust tatsächlich in
einer WG. Eine alte Bude, mitten in Wichlinghausen. Versuch's mal
dort.« Martin nannte die Anschrift.
    Stefan bedankte sich
und drückte den roten Knopf am Handy. Er überlegte, ob er
überhaupt zurück zur Jury sollte. Die Sache brannte ihm
unter den Nägeln und die Zeit lief ihm davon. Während drinnen
das Casting lief, hatte es ein Irrer auf die Filmproduktion
abgesehen.
    Also los. Er tippte
rasch eine SMS ins Handy, informierte Heike, dass er weg müsse
und stürmte aus der Villa Media.
    * * *
    Wichlinghausen war
seltsam: Niemand wusste genau zu sagen, wo die Grenzen dieses
eigentlich zu Barmen gehörenden Stadtteils lagen. Jemand sagte
mal, wenn einer in der Sonnabendstraße geboren, in der
Huldastraße groß geworden und in der
Bartholomäusstraße zur Schule gegangen ist, dann sei er
Wichlinghauser.
    Sicherlich
gehörte die Huldastraße in Wichlinghausen nicht zu den
besten Wohnadressen im Tal. Dennoch, hier gab es alles, was man zum
Überleben brauchte: Eine kleine Bäckerei am
Wichlinghauser Markt, ein paar kleinere Supermärkte, eine
Sparkasse, im Haus gegenüber sogar einen Kiosk, bei dem man
auch sonntags Bier, Brötchen, Zeitungen und Zigaretten bekam.
Und an der Straßenecke gab es eine griechische Kneipe mit dem
klangvollen Namen Knossos, die seit einem guten Jahrzehnt von
Arnold, einem alten »Wichelkuser«, betrieben wurde. Und
die drei jungen Männer, die sich hier eine Vierzimmerwohnung
und somit die Kosten teilten, waren froh, dass sich die Mietkosten
in Wichlinghausen in Grenzen hielten.
    Unten knatterte ein
Wagen durch die Straßen, offensichtlich auf der Suche nach
einem Parkplatz. Doch das interessierte die beiden Männer in
der gut hundert Quadratmeter großen Wohnung nicht. Erik Meier
stand am Fenster und blickte hinab in die enge
Straßenschlucht. Sein alter VW-Bus parkte in einer
Nebenstraße. Die rostige Karre war das einzige Auto, das er
sich leisten konnte - mehr ließ das Studium nicht zu. Egal, der
alte, verbeulte Post-Bulli hatte noch fast zwei Jahre TÜV und
fuhr, wenn auch stinkend und knatternd, jeden Morgen brav zur
Uni.
    Jetzt wandte sich Erik
zu seinem Mitbewohner um. »Was Bemberg sich geleistet hat,
geht auf keine

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