Wuppertod
den
Briefkästen, die mit einem bronzefarbenen Hammerschlaglack
überzogen waren. In jedem Kasten steckte Reklame. Die Decke
war kuppelförmig angelegt worden. Eine gläserne Lampe
hing an einer langen, schwarzen Schnur von der hohen Decke herab.
Der Putz an den Wänden war an einigen Stellen provisorisch
ausgebessert worden. Es roch nach Mittagessen, und das, obwohl
es längst
später Nachmittag war. Die Namenschilder an den
Briefkästen wiesen darauf hin, dass hier Mieter verschiedener
Nationalitäten wohnten. Meier stand dort genauso wie
Napolitano und Öczep.
Multi-Kulti in
Wichlinghausen, dachte Stefan grinsend. Das Besondere unter dem
Briefkasten von E. Meier war, dass darunter noch drei weitere Namen
aufgeführt waren. Anders und Bemberg. Er war hier also
richtig.
Stefan griff nach dem
hölzernen Geländer und zog sich die ebenfalls
hölzernen, Stufen des Treppenhauses hinauf. Auf der halben
Etage gab es ein mit unmöglich gemusterten Gardinen versehenes
Fenster, daneben ein Etagenklo.
Die Wohnung von E.
Meier lag im zweiten Stockwerk. Einen Klingelknopf suchte Stefan
hier oben vergebens, also klopfte er gegen das Holz der Türe.
Das heißt, er wollte es. Als er die Hand schon angehoben
hatte, vernahm er von drinnen Stimmen. Es waren Männerstimmen,
die er hörte. Seine beruflich bedingte Neugier erwachte, und
so entschloss sich Stefan, noch ein wenig zu warten, bevor er auf
sich aufmerksam machte.
»… war
doch halb so wild«, sagte einer der Männer. »Und
wenn die Chefin noch einen derart lukrativen Job für uns hat,
dann sollten wir…« Mehr konnte Stefan nicht verstehen,
weil unten auf der Straße ein Getränke-Lastwagen mit
dröhnendem Motor vorbeifuhr und die Stimmen der Männer
übertönte. Stefan zerdrückte einen Fluch auf den
Lippen.
»… will
studieren, um Karriere zu machen, und nicht, um im Knast zu
versauern«, hörte er den Rest eines Satzes, als der
Getränkelaster weitergefahren war. Das reichte Stefan. Er
klopfte an die Tür.
Augenblicklich kehrte
drinnen Stille ein. Dann sagte einer der Männer, offenbar
waren es zwei, dass er keinen Besuch erwarte.
Kurz darauf wurde die
Wohnungstür geöffnet. Ein junger Mann mit kurzen, blond
gefärbten Haaren, Dreitagebart und einer Brille musterte
Stefan lauernd. »Was wollen Sie?«
»Mein Name ist
Stefan Seiler. Ich möchte zu Gernot Bemberg.«
Eine steile Falte
bildete sich über der Nase seines Gegenübers.
»Nicht da«, brummte der Blonde kurz angebunden, dann
betrachtete er Stefan von oben bis unten. »Sind Sie ein
… Bull… Polizist?«
»Nein,
nein.« Stefan lachte. Er dachte an das Gespräch, das er
soeben bruchstückhaft mitbekommen hatte. »Ich bin vom
Radio. Wupperwelle.« Stefan schenkte seinem Gegenüber
ein breites Grinsen. »Keine Angst.« Er machte eine
wegwerfende Handbewegung. »Warum auch? Habt ihr etwas zu
verbergen?«
»Nö.«
Der Blonde stieß die Türe auf. »Komm rein.«
Damit marschierte er ins Wohnzimmer.
Über den Korridor
führte der Weg vorbei an der Küche. Abwasch stapelte sich
in der Spüle, eine Waschmaschine verrichtete rumpelnd ihren
Dienst. Der Mülleimer quoll über und verbreitete einen
üblen Geruch. Stefan rümpfte die Nase.
»Hätte
Bemberg machen sollen«, brummte der Blonde entschuldigend und
grinste schief. »Diese Woche hat er
Küchendienst.«
Stefan nickte
verstehend.
Die anderen
Zimmertüren waren verschlossen. Wohl besser so, durchzuckte es
Stefan. Im Wohnzimmer hockte ein junger Mann auf einer Couch, die
offenbar vom letzten Sperrmüll stammte. Es gab einen alten
Glastisch, eine Couch dahinter und einen Sessel davor. In der Ecke
stand ein Sitzsack vor einer Kommode mit Fernseher, an der Wand
dahinter ein Poster von Metallica. Gegenüber ein
Computertisch. CDs stapelten sich darauf zu Türmen und
es bedurfte
wohl nur eines Luftzugs, um den Berg Umstürzen zu lassen. Der
Aschenbecher auf dem, Wohnzimmertisch quoll über. Den Geruch
nach Cannabis nahm Stefan sofort wahr, schwieg aber
dazu.
»Tach.«
Der Dunkelhaarige tippte sich mit zwei Fingern an die nicht
vorhandene Hutkrempe. »Was gibt's?«
»Er will zu
Gernot«, erklärte der Blonde, schnappte sich den
knallroten Sitzsack und ließ sich seufzend darauf nieder.
»Ich bin übrigens Erik.« Er deutete mit dem Kinn
auf seinen Freund. »Das da ist Berti. Wir studieren zusammen
mit Gernot.«
»Hmm.«
Stefan nickte und setzte sich auf einen alten Holzstuhl.
»Dann wisst ihr bestimmt auch, wo er sich
rumtreibt?«
»Das ist ja
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