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Wuppertod

Wuppertod

Titel: Wuppertod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schmidt
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Kathrin verabredet«,
stellte er sich freundlich vor und setzte einfach mal voraus, dass
es sich bei dem Hausherrn um Kathrins Vater handelte. Jungmanns
Miene hellte sich ein wenig auf. »Radio,
hm?«
    »Richtig«,
nickte Stefan. »Wupperwelle.«
    »Ich kenne Ihre
Stimme«, lächelte er. »Schön, einmal zu
sehen, wie der Mann aussieht, dem die Stimme aus dem Radio
gehört.«
    »Ich hoffe, Sie
sind nicht enttäuscht«, wagte Stefan einen
Scherz.
    Der Hausherr wandte
sich um. »Kathrin, dein Besuch ist da«, rief er in
Richtung der Treppe, die nach oben führte.
    »Komme«,
ertönte die Stimme der Studentin und kurz danach polterte sie
eilig die Holztreppen herunter. Als sie Stefan sah, lächelte
sie.    
    »Ich geh dann
mal nach dem Boot sehen«, brummte ihr Vater, nickte Stefan zu
und verschwand von der
Bildfläche.     
    »Er ist
Teilnehmer am legendären Drachenbootrennen auf dem Beyenburger
Stausee«, erklärte sie, bat ihn herein und drückte
die Haustür ins Schloss. Stefan hatte Probleme damit, sich den
etwas aus den Fugen geratenen Vater einer Studentin im Drachenboot
vorzustellen.
    Sie lachte, als sie
seine Miene sah und erklärte: »Er ist Techniker, kein
Fahrer.« Sie deutete nach oben. »Kommen.
Sie.«
    Stefan folgte ihr ins
obere Stockwerk. Hier führte sie ihn in eine Art kombiniertes
Wohn- und Arbeitszimmer. Kathrin bot ihm einen Platz auf dem Sofa
an, während sie sich den Bürostuhl vom Schreibtisch am
Fenster heranzog.
    »Es geht um
Gernot Bemberg?«, fragte sie ohne weitere Umschweife. Stefan
nickte. Unauffällig blickte er sich im Raum um. Bücher,
Bücher und noch mal Bücher in den Regalen, ein kleiner
Fernseher neben der Couch, eine kompakte Stereoanlage und einige
Filmposter an den Wänden. Scheinbar war Kathrin Jungmann
Leseratte und Filmfan gleichermaßen.
    »Ja«,
nickte Stefan erneut. »Bemberg soll Sie belästigt
haben.«
    »Allerdings.« Kathrins
Blick glitt ins Leere. »Er war mir schon unheimlich. Er
stellte mir nach, verfolgte mich auf Schritt und Tritt, gestand mir
seine Liebe.«
    »Doch Sie
wollten nichts von ihm wissen?«
    Kopfschütteln.
»Natürlich nicht.« Sie tippte sich an die Stirn.
»Er ist total irre. Ein Psychopath, wenn Sie mich
fragen.«
    »Wurde er jemals
zudringlich? War er eine Gefahr für Sie?«
    Ihre Augen
füllten sich mit Tränen. »Nicht für
mich«, wisperte sie. »Aber für meinen Freund. Er
hat versucht, ihn zu ermorden.«
    Also doch. Jetzt hatte
Stefan Gewissheit. Die junge Frau vor ihm, die gegen ihre
Tränen ankämpfte, bestätigte seine Vermutungen. Er
wollte sie fragen, woher sie das wisse, ob sie schon bei der
Polizei gewesen war, ob sie wisse, wo Bemberg sich aufhält.
Jede Menge Fragen schossen Stefan durch den Kopf, doch als er
Kathrin Jungmann jetzt anblickte, wusste er, was er zunächst
zu fragen hatte, wollte er überhaupt noch etwas von ihr
erfahren. »Wie geht es Ihrem Freund jetzt?«
    Ratlos schob sie die
Unterlippe vor. »Rippenbrüche, eine Fraktur … ein
gebrochener Arm.« Kathrin zuckte mit den schmalen Schultern.
»Er wird es überleben. Aber welchen Sinn macht ein
solcher Anschlag?« Sie starrte ihn an. »Was muss noch
geschehen, um den Verrückten hinter Schloss und Riegel zu
bringen?«
    »Wie gut kannten
Sie ihn?«, fragte Stefan vorsichtig weiter.
    Kathrin strich sich
eine Haarsträhne aus der Stirn und dachte nach. »Ich
kannte ihn schon ziemlich gut. Ich weiß, dass er sich mit
seinen Eltern verkracht hatte. Ich weiß, dass er mit zwei
anderen Jungs von der Uni in einer WG lebt und ich weiß, dass
diese Typen nicht ganz koscher sind.«
    »Nicht ganz
koscher?« Stefan wurde hellhörig.
    »Ja. Sie waren
in dunkle Geschäfte verwickelt, haben versucht, ihn
einzuweihen und wollten ihn dazu bringen, bei ihnen
mitzumachen.«
    »Hat er
mitgemacht?«
    Schulterzucken.
»Meines Wissens nach nicht, nein. Er war zu sehr von der Idee
besessen, mich … mich …« Sie stockte, suchte nach der
richtigen Beschreibung. »Er wollte mich heiraten und zur
Mutter seiner Kinder machen.«
    »Er schien
langfristig zu denken«, brummte Stefan und grinste
matt.
    Kathrin
schüttelte den Kopf. »Er war besessen von dem Gedanken,
ich könnte ihn eines Tages lieben.«
    »Stalking nennt
man so etwas.«
    Kopfnicken. »Ich
war nicht sein einziges Opfer.«
    »Ach?«
Stefan richtete sich im Sofa auf.
    »Er war auch
besessen von der Idee, zu Tim Heiger eine Freundschaft
aufzubauen.« Ihr Blick lag schwer auf ihm. »Er wollte
die Freundschaft zu einem

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