Wuppertod
der
Arzneimittelschrank.«
»Ich kann mir
nicht vorstellen, warum Diebe sich den Medikamentenschrank einer
Apotheke vorknüpfen«, erwiderte Heike. »Doch, kann
ich«, fügte sie dann hinzu und lachte. »Aufgrund
der Gesundheitsreform sind den Einbrechern die Eigenanteile an den
Rezepten der Ärzte zu teuer geworden…«
»Unsinn.«
Peer winkte ab. »Also … ich helfe dir. Der oder die
Einbrecher kannten sich offenbar in der Apotheke gut
aus.«
»Und?«
»Es wurde Arsen
geklaut.«
* * *
Stefan rutschte auf
dem Boden zum Fenster, duckte sich unter die Fensterbank und
blickte sich im Zimmer um. Scherben knirschten unter ihm. Die Kugel
war dicht neben der Stelle in die Wand
eingeschlagen, wo er eben noch gesessen hatte. In der Wand prangte
nun ein unansehnliches Loch, aus dem der Putz rieselte. Hatte es
der unsichtbare Schütze auf ihn abgesehen? Oder war Kathrin
das Ziel des Anschlags? Er bedeutete Kathrin, sich nicht zu
bewegen.
Im Haus rührte
sich etwas. »Kathrin, was ist denn da oben los?« Der
Vater polterte die Stufen hoch.
»Nichts«,
rief Stefan schnell. »Bleiben Sie wo Sie sind! Kommen Sie um
Himmels Willen nicht ins Zimmer.«
»Was bilden Sie
sich ein!?« Empörung schwang in seiner Stimme
mit.
»Vater, er hat
Recht. Komm nicht ins Zimmer. Ruf die Polizei!« Kathrins
Stimme war heiser vor Schreck. Jede Farbe war aus ihrem Gesicht
gewichen. Dann wandte sie sich Stefan zu.
»Er dreht
durch«, flüsterte sie zitternd. »Jetzt dreht
dieser Bemberg komplett durch. Ich habe Angst.«
»Ich
auch«, gestand Stefan und schaffte es, sich ein müdes
Grinsen abzuringen, was allerdings schändlich misslang. Er
griff nach einem Buch, das in greifbarer Nähe lag, fasste es
am unteren Rand an und schob die obere Kante dann vorsichtig
über die Fensterbank in die Höhe. Prompt knallte ein
weiterer Schuss. Das Buch wurde ihm dank der Wucht der Kugel aus
der Hand gerissen und fiel zu Boden.
»Verdammt«, fluchte
Stefan leise. »Er ist immer noch da.«
»Das halte ich
nicht aus«, wimmerte Kathrin. Sie war völlig am Ende mit
den Nerven, zitterte am ganzen Leib. Kalter Schweiß perlte
auf ihrer Stirn.
Stefan dachte
angestrengt nach. Er drehte sich auf die Seite, fingerte nach dem
Handy in seiner Jackentasche. Die Durchwahl von Ulbricht hatte er
zwar gespeichert, aber es war nicht sehr wahrscheinlich, dass
dieser um diese Zeit noch in seinem Büro war. Und die
Privatnummer kannte er nicht. Er zerquetschte einen Fluch auf den
Lippen, als draußen eine Megaphonstimme
erklang.
»Polizei,
stellen Sie sofort das Feuer ein. Sie sind umstellt und haben keine
Chance. Werfen Sie die Waffe weg und kommen Sie mit erhobenen
Händen auf die Straße!«
Nie zuvor in seinem
Leben hatte Stefan sich so gefreut, die Polizei in unmittelbarer
Nähe zu haben. »Na also«, lächelte er Kathrin
aufmunternd zu. »Wer sagt denn, dass die Jungs nicht
gründlich arbeiten?«
* * *
»Eins zu Null
für Sie«, lobte Stefan Kommissar Ulbricht, als sie
zusahen, wie Bemberg in Handschellen in einen der bereitstehenden
Einsatzwagen verfrachtet wurde. Dieser vermied jeden Blickkontakt
mit Stefan und Kathrin, starrte nur zu Boden. Von ihm ging keine
Gefahr mehr aus.
Bemberg hatte bei der
Festnahme keinerlei Widerstand geleistet, die Waffe weggeworfen und
sein Versteck gegenüber dem Wohnhaus der Jungmanns mit
erhobenen Händen verlassen.
»Tja«,
grummelte Ulbricht, »manchmal ist so eine Großfahndung
eben doch nicht ganz nutzlos. Ein Streifenwagen meldete
Sichtkontakt. Gleich hier in der Nebenstraße. Ich wurde
sofort informiert und habe mächtig Alarm geschlagen. Als dann
der erste Schuss fiel, waren wir direkt zur Stelle.
Kathrin, die neben
Stefan und dem Kommissar stand, schien kaum zugehört zu haben.
Sie war totenblass. Ihr Vater nestelte aufgeregt an ihr herum und
fragte immer wieder, ob es ihr denn auch gut gehe. Kathrin stand
immer noch unter Schock.
»Ich war ihm
auch auf der Spur«, sagte Stefan zu Ulbricht, grinste diesen
dann breit an und fügte hinzu: »Aber diesmal waren Sie
mir einen Schritt voraus.«
Ulbrichts Augen
funkelten wütend. »Das war verdammt gefährlich
für Sie und das Mädchen«, blaffte er und versenkte
die Hände in den Taschen seiner unmodernen Bundfaltenjeans.
Nervös tippelte er in seinen ausgelatschten Hush Puppies
herum. »Hoffentlich sind Sie sich im Klaren darüber,
dass Sie sich in Lebensgefahr gebracht haben!«
»Unsinn«,
erwiderte Stefan. »Kathrin Jungmann war das Ziel von
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