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an?“
„Ich fange an“, sagte Cassie. „Muss nämlich gleich zur Arbeit.“
Ich glitt vom Bürostuhl herunter, und Cassie nahm meinen Platz ein. Ich ließ mich mit einigem Abstand zu Scott am anderen Ende des Sofas nieder und griff unterwegs noch nach einem Büschel Weintrauben.
„Bei deiner Idealpartner-Theorie nach der Devise ‚einer unter Millionen‘ gibts ein Problem, zumindest hinsichtlich Portland“, grübelte Louise, die es sich auf unserem abgenutzten, von Nachbars Sperrmüll requirierten alten Schaukelstuhl bequem gemacht hatte.
„Als da wäre?“
„Die räumliche Nähe. Im Großraum Portland mögen zirka zwei Millionen Menschen leben, allerdings über eine große Fläche verteilt. Studien weisen jedoch nach, dass wir zumeist Menschen kennen lernen und heiraten, die in unserer unmittelbaren Nachbarschaft wohnen. Nimm beispielsweise zwei Kontakt aufnehmende Paare, eins mit Wohnorten im Abstand von dreißig Kilometern und eins mit fünf, dann ist bei dem mit fünf Kilometern die Wahrscheinlichkeit einer Ehe am höchsten.“
„Wo hast du denn das her?“ fragte ich.
„Hab ich nachgelesen.“
„Macht auch Sinn“, sagte Scott, der sich mittlerweile an den Schokowürfeln gütlich tat und dabei mit verschränkten Füßen ungeniert die für Männer typische, breitbeinige Haltung einnahm. „Erheblich weniger umständlich, wenn man eine abholt und nur fünf Minuten fahren muss statt ‘ner halben Stunde.“
„Mann, wie romantisch“, sagte ich. „Klingt echt so, als würdest du für dein Herzblatt durchs Feuer gehen.“
Er hob, ein Brownie in der Hand, die Schultern. „Stimmt nun mal. Wir sind pragmatische Faulpelze, wir Männer. Müsstest du doch mittlerweile wissen.“
„Die Sache ist also folgende“, sagte Louise, „wenn wir uns lediglich für die uns am nächsten wohnenden Partner interessieren, dann suchen wir doch nicht im gesamten Großraum Portland. Ergo: Der Männer-Pool schmilzt zusammen.“
Ich nagte nachdenklich an der Lippe. „Nee, ich denke mal, das ist kein Problem. Uns gehts ja nicht darum, dass wir es mit einer Million etwa gleichaltriger, lediger und auf Eheschließung bedachter Männern zu tun haben. Für uns gilt lediglich, dass es die Million Männer gibt. Einen großen Teil des Pools legen wir ja schon trocken durch Auswahl nach Alter und Ehewunsch. Dann merzen wir eben noch einige nach Entfernung aus: Kein Thema. Obschon ich zugeben muss, allmählich hört es sich an, als verwandele sich der Pool in eine von diesen matschigen Schlammpfützen, in denen sich die Zebras während der Trockenheit wälzen.“
Cassie sah uns über die Schulter an. „Willkommen in der Welt der Partnersuche.“
Der Vergleich mit der Serengeti schien auf sonderbare Weise treffend und dämpfte meinen Enthusiasmus für das Projekt. Vorübergehend war es mir gelungen, mir Portland wie ein unübersehbares, unerforschtes Meer von Männern vorzustellen, doch nun hatte mich das Schlammloch wieder.
„Was hast du denn sonst noch so aufgetan?“ fragte ich Louise in der Hoffnung auf Ermunterndes. Sie verfügte in ihrer Wohnung über eine Minisammlung psychologischer Fachliteratur, die ihr in Verbindung mit an die fünfzig Beraterkollegen und Sozialarbeitern einen brauchbaren Zugang zu interessanten Informationen verschaffte. Dem Leben und der Liebe begegnete sie mit einem gehörigen Schuss Zynismus, weswegen sie permanent nach wissenschaftlichen Begründungen für persönliche Dinge forschte, die wir unsererseits gemeinhin als selbstverständlich hinnahmen.
„Parallel zum Aspekt der räumlichen Entfernung kommt die Vertrautheit. Dabei ist es nicht so, dass wir genau wissen, was wir mögen: Wir mögen vielmehr das, was uns vertraut ist. Je mehr Zeit man also mit jemandem zubringt, desto mehr mag man ihn.“
„Funktioniert das nicht genau andersrum?“ fragte Scott.
Ich sah ihn missbilligend an. Er grinste.
„Genau so verhält es sich mit Musik oder einem Kunstgegenstand“, erläuterte Louise. „Oder mit Mode. Habt ihr nicht auch schon mal gemerkt, wie das ist? Es kommt was Neues auf den Markt, man schwört sich, dass man das niemals anzieht, und ein halbes Jahr später hat man’s im Kleiderschrank hängen.“
„Leider“, stimmte ich zu.
„Hinzu kommt der Aspekt der Übereinstimmung“, fuhr Louise fort. „Alter, Rasse, ethnische Herkunft, Bildungsgrad, Sozialstatus, Familienhintergrund, Religion.“
„Sehe ich ein. Weniger Anlass zu Streitigkeiten“, sagte ich. „Weniger
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