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Dinge, an die man sich gewöhnen müsste. Und deshalb: Falls man was mit dem Betreffenden anfinge, weil er in der Nähe wohnt, hätte man wahrscheinlich ohnehin eine ganze Menge gemeinsam.“
„Sozialstatus?“ fragte Cassie und schaute vom Monitor auf. „Meinst du etwa so was wie Klassenunterschiede? Ja, wo sind wir eigentlich? In Indien?“
Cassie war so ziemlich der einzige mir bekannte Mensch, der sich nach meiner Vorstellung gleichermaßen unbeschwert sowohl in der Gesellschaft eines von der Mittelschule geflogenen Drogenabhängigen als auch in Gegenwart einer ältlichen Dame aus besseren Kreisen bewegte. Sie ruhte so sicher in ihrer eigenen Welt – durch die jeweiligen Einstellungen anderer ließ sie sich nicht erschüttern.
Es gab Zeiten, da wünschte ich mir, ich würde später mal so werden wie Cassie.
„Und zu guter Letzt“, führte Louise weiter aus, „körperliche Anziehungskraft.“
„Hurra!“ rief Scott.
„Ach, hör bloß auf!“ schimpfte Louise. „Du bist nicht annähernd der animalische Typ, für den du dich hältst.“
„Pah! Was weißt du denn schon?“
„Du bist von der Sorte ‚netter Kerl‘“, sagte ich in einer garstigen Anwandlung. „Einer von denen, die Frauen gern als guten Freund haben.“
„Mann-o-Mann! Vielen Dank! Gehts nicht ein klein wenig gehässiger?“
Ich fletschte die Zähne.
„Wann warst du das letzte Mal zur Vorsorge? Vielleicht sollten wir deine Zähne mal röntgen.“
„Komm mir bloß nicht wieder damit!“ Erinnerungen an die hart und pappig in den Gaumen pieksenden Röllchen, an das Gewicht der bleischweren Lederschürze auf der Brust stiegen plötzlich in mir auf. Geruch von Alkohol, der Geschmack der latexbehandschuhten Finger am Zungenrand …
„Der Witz an der physischen Attraktivität liegt darin“, sagte Louise, „dass wir auf jemanden aus sind, der so anziehend ist wie’s eben geht, doch ohne dass wir uns deswegen eine Abfuhr einfangen.“
„Das muss wohl der Grund dafür sein, weswegen wir gut aussehende Männer derart verschrecken.“
„So eine Angst jage ich dir ein?“ fragte Scott.
Ich schnaubte verächtlich.
„Komm schon, Scott, das gilt umgekehrt auch für dich“, stutzte Louise ihn zurecht. „Ich hab das doch mitgekriegt, wenn du dich geweigert hast, eine Frau anzusprechen, weil du glaubtest, sie sei zu schön für dich.“
Das war ja wirklich interessant. Bislang war mir Scott nämlich überhaupt nicht als Zeitgenosse aufgefallen, der sich nicht gut genug für irgendjemanden hielt. Wer würde schon einen attraktiven Burschen zurückweisen, der zudem einen hervorragenden Ernährer abgab? Wozu die Unsicherheit?
„Wisst ihr“, sagte ich, „man sieht zwar reiche, hässliche Typen mit ausgesprochenen Schönheiten, aber reiche, hässliche Frauen mit knackigen Kerlen – die sieht man nie. Als höchstes der Gefühle vielleicht alternde reiche Berühmtheiten mit jungen Knaben, doch selbst dann muss sie noch verdammt gut beieinander sein.“
Wir sahen Scott an.
„Was ist? Ich hab nichts gemacht.“
„Schuldig per Assoziation“, sagte ich.
„Ich dachte, du hältst mich für einen ‚netten Kerl‘.“
„Also würdest du dich verabreden mit einer Frau, die nicht so attraktiv ist wie du?“
„Unfaire Frage.“
„Wieso?“
„Weil ich mich nach einem Schwein anhöre, wenn ich sie ehrlich beantworte.“
„Was soll daran unfair sein?“
„Du kennst die Antwort. Jedes Kind kennt sie. Dafür braucht man nicht mal ‘ne wissenschaftliche Studie. Männer gehen nach dem Äußeren. Wenn wir sie kriegen können, dann bevorzugen wir die Hübsche.“
„Und sogar dann, wenn ihr’s nicht könnt“, sagte ich, denn allmählich geriet ich wegen der ganzen Ungerechtigkeit in Rage. Dass ich auf mein Äußeres dermaßen viel Wert legte, das stank mir; viel lieber wollte ich glauben, dass das keine Rolle spielte, dass vielmehr die innere Schönheit zählte, doch wenn ich auch nur den Versuch unternahm, mir dies einzureden, dann lief immer irgendetwas schief und bewies, dass ich falsch lag.
„Ich hab mal ein Interview im Fernsehen gesehen“, erzählte ich, „da berichtete ein Typ, seine einzigen intimen Beziehungen habe er zu Prostituierten unterhalten, denn die Frauen, die ihn im Alltag anzogen, fanden an ihm überhaupt nichts Attraktives. Also blechte er lieber dafür und ließ sich was vorgaukeln, statt sich um eine richtige Partnerin zu bemühen, mit der er vielleicht eine gemeinsame Existenz hätte aufbauen
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