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KAPITEL
G UMMISTIEFEL
„I ch raffe es nicht. Drei Verabredungen bislang, und der Bursche rührt sich einfach nicht. Nicht mal Händchenhalten!“
„He, guck mal, damit könnte man wunderbar Wanderer zu Tode erschrecken“, sagte Scott und hielt ein Jagdmesser hoch.
Wir befanden uns im „GI Joe“, einem Spezialgeschäft für Autozubehör sowie Camping- und Outdoor-Ausrüstung. Scott suchte eine neue Luftpumpe für sein Rad und ich ein Paar schwarze Gummistiefel von der Art, wie ich sie zu Grundschulzeiten zu tragen pflegte.
„Was denkst du denn, was wohl mit dem nicht stimmt? Ob er vielleicht gar nicht interessiert ist?“
„Aber er hat dich doch erneut um ein Rendezvous gebeten, nicht wahr?“
„Noch nicht. Nur eine E-Mail geschickt.“
„Was genau treibt so ein Biokundler überhaupt?“
„Päppelt verletzte Wildtiere in so speziellen Aufzucht- oder Auffangstationen auf. Führt ornithologische Exkursionen durch. Und macht ‚pisch‘.“
„Pisch?“
Zu Demonstrationszwecken wiederholte ich mehrmals das Geräusch. „Es heißt, die Piepmätze mögen das.“
„Kommen die angeflogen, wenn man Pisch macht?“
„Nicht dass ich wüsste. Wade sieht allerdings zum Piepen aus, wenn er das nachahmt.“
Scott lotste mich zum Campingbereich mit den Zelten, wo es ganz charakteristisch nach Kunststofffaser roch und wo in einem Ausstellungsstück mehrere Schlafsäcke ausgebreitet waren. „Nickerchen gefällig?“ fragte er.
„Verlockend, was? Louise ist immer peinlich berührt, wenn ich in Möbelhäusern Stühle und Couchen teste.“
„Sie ist mir ja lieb und teuer, doch stellenweise könnte sie ruhig ein bisschen lockerer sein“, sagte Scott.
„Da hättest du sie aber mal beim Catchen sehen sollen. Würde mich nicht wundern, wenn sie eines Tages selbst in den Ring klettert und ihren aufgestauten Frust rauslässt – gegen nervige Anrufer. Hoppla, das ist ja klasse!“ sagte ich, griff mir ein Fernglas und guckte im Geschäft umher. Ich wandte mich um und sah ihn durch das Okular an, ein riesiger, diffuser Klecks, drehte das Gerät dann verkehrt herum und linste durch die vorderen Gläser. „Zahnarzt in Sicht! An die Geschütze!“
„Macht Spaß, mit dir einzukaufen“, sagte Scott.
Ich setzte den Feldstecher ab. Er wirkte ernster als für die Zeltabteilung erforderlich. „So?“
„Ja.“
„Klar, weil ich bereitwilligst die Produkte für dich teste und dir kostbare Zeit und Geld spare.“
„Natürlich.“
Wir bummelten wieder aus der Zeltausstellung heraus und suchten die Gummistiefel. Wade hatte mich zu einem Gewaltmarsch durch eines seiner bevorzugten Feuchtbiotope eingeladen, und für diesen Ausflug benötigte ich nun das passende Schuhwerk.
„Vierzehn Kröten“, sagte ich und prüfte ein Paar Stiefel, die meine Schuhgröße aufwiesen. „Meinst du, Wade ist die Investition wert?“
Schulterzuckend schnappte Scott sich ein Stiefelpaar, roch daran und stellte sie wieder ins Blechregal. „So, wie du ihn beschreibst, scheint er ganz okay zu sein. Aber vielleicht ist er …“
„Was ist er vielleicht?“ fragte ich. Wieso hatte er wohl an den Gummistiefeln geschnüffelt?
„Ein wenig zu passiv für dich. Vielleicht brauchst du jemanden mit ein bisschen mehr Aggressivität.“
„Ich stehe nicht auf Machos.“
„Machos meine ich auch nicht. Ich dachte nur … jemand, der die Initiative ergreift. Der sich nicht von dir herumkommandieren lässt.“
„Versuche ich doch gar nicht, jemanden herumzukommandieren! Was denn – hältst du mich etwa für herrisch?“
„Hat dir das nicht dein Verflossener vorgeworfen?“
„Ich bin aber nicht herrisch!“
„Nein, selbstverständlich nicht“, sagte er.
„Stimmt doch auch! Keine einzige von meinen Freundinnen denkt das“, sagte ich.
„Sind ja auch Frauen.“
„Wie – herrisch bedeutet für Männer was anderes als für Frauen?“
„Frauen glauben immer, sie müssten die Männer bemuttern, mit denen sie sich verabreden.“
„Nur wenn sie sich wie Kinder benehmen, was sie zu drei Viertel der Zeit auch tun.“
„Vielleicht benehmen sie sich so kindisch, weil Frauen sich so mutterhaft verhalten.“
„Läuft das wieder auf die Frage hinaus, was zuerst da war, die Henne oder das Ei? Und was hat das alles mit Wade zu tun? Und wieso hast du an den Stiefeln geschnüffelt?“
„Die riechen nach Kindertagen.“
Ausgerechnet in dem Moment, wo ich so richtig zu garstiger Hochform auflief, musste er so etwas sagen. „Stimmt,
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