www.traummann-gesucht.komm!
eigene Kontaktanzeige lautete wie folgt:
Mann unter Millionen gesucht
Selbstbewusste und selbstständige Nähmaschinen-Akrobatin sucht Mann unter Millionen als passenden Partner. 29, Haus West Portland, blond, blaugraue Augen. Bin hübsch, bilde mir aber nichts darauf ein. Ich habe eine Vorliebe für kreative Handarbeit, bin gern unter Freunden und erkunde gern die eine oder andere Ecke in Stadt und Land. Das ideale Gegenstück stelle ich mir so vor: 29 bis 39, (noch) keine Kinder, zufrieden mit der getroffenen Berufswahl, unternehmungslustig, jedoch mit Hang zum gesetzteren Lebenswandel – keine Drogen, kein übermäßiger Alkoholkonsum, etc., etc.; Du weißt schon.
Ursprünglich hatte ich das Kriterium „unternehmungslustig“ ohne zusätzliche Hinweise verwenden wollen, doch Louise hatte warnend darauf hingewiesen, dass sich durch den Begriff womöglich Männer mit sado-masochistischen Tendenzen angesprochen fühlen könnten.
Ein wenig hatte ich in der Vergangenheit selbst mit S/M herumexperimentiert und dabei sogar erwogen, mir meine eigenen Handgelenksmanschetten anzufertigen; aber auf keinen Fall wollte ich mich mit einem Typen verabreden, der so sehr darauf abfuhr, dass er auf der Grundlage der einschlägigen Attribute nach einer Frau suchte. Kontaktanzeigen, in denen feminine Damen verlangt wurden, begegnete ich gemeinhin mit Argwohn. Was mochte einer mit „feminin“ meinen? Unterwürfig? Beflissen, fügsam, angepasst? Schwach?
Allmählich litt ich wohl unter Verfolgungswahn. Die meisten wollten wahrscheinlich bloß andeuten, dass sie ein gepflegtes Wesen suchten, das in der Öffentlichkeit nicht rülpste.
„Hannah?“
Ich fuhr herum, fühlte, wie mir die Röte jäh in die Wangen schoss, und spürte, wie mir das Herz zu hämmern begann. „Wade?“
„Ich hatte gehofft, dass du es bist“, sagte er und streckte mir die Hand hin.
Ich glitt von meinem Hocker herunter, ließ die Teetasse von der Linken zur Rechten wechseln und erwiderte seinen Händedruck, wobei mir dermaßen die Nerven flatterten, dass ich total zitterte.
Er war nicht, was ich mir erwartet hatte: knapp unter eins achtzig nur, etwas gebeugte Haltung, schmal in den Schultern, Muskeln Fehlanzeige. Hinsichtlich seines Gesichts bestand eine leichte Ähnlichkeit zu Anthony Hopkins – wäre der noch Mitte dreißig, im Vollbesitz seiner Haarpracht und eher von furchtsamem denn Furcht erregenden Aussehen gewesen.
Und die Stimme war Durchschnitt.
Dennoch, so übel war er auch wieder nicht. Er sah ganz freundlich aus.
„Hast du ohne große Schwierigkeiten hergefunden?“ fragte ich einigermaßen dümmlich. Dieses „Starbucks“ gehörte zu den am leichtesten zu findenden Örtlichkeiten der Stadt.
„Eigentlich schon, obwohl ich beim Versuch, mit den Einbahnstraßen klarzukommen, ziemlich im Kreis herumkurven musste. Ich war bislang nur zwei Mal in der Innenstadt“, sagte er. „Beim letzten Besuch habe ich zum Schluss aus lauter Zufall drei unterschiedliche Brücken überquert.“
„Drei?“ fragte ich, und allmählich regte sich Hoffnung. Endlich mal einer, der zugab, dass er sich verfahren hatte und darüber auch noch lachen konnte.
„Ich gondele die Straße lang, plötzlich Geländer, tief unten rauscht der Fluss, und schon bin ich am östlichen Ufer.“
„Kann ein Weilchen dauern, bis man sich zurechtfindet. Hast du schon was bestellt?“ fragte ich und machte eine das gesamte Lokal einbeziehende Geste.
„Mir schwebte vor, wir könnten einen kleinen Spaziergang unternehmen.“
„Einverstanden.“
Ich war zu nervös, um meinen Tee auszutrinken, also warf ich den Becher auf dem Weg zum Ausgang in den Mülleimer. Wade hielt mir und danach noch einer weiteren Dame die Tür auf, damit sie vorbeigehen konnte.
„Welche Richtung?“ fragte ich.
„Keine Ahnung. Ich hatte gehofft, wir könnten ein wenig die Stadt erwandern.“
„Ich könnte dir eine Mini-Wanderführung anbieten“, sagte ich. „Falls du möchtest.“
„Einwandfrei.“
Wir marschierten den Broadway hinauf bis zur Akademie für Darstellende Kunst und nahmen dann eine Abkürzung zwischen zweien der Gebäude hindurch zu den Park Blocks, die sich nach Süden hin bis zum Campus der Universität, dem Kunstmuseum und der Portland Historical Society erstreckten.
Während ich ihm die Wahrzeichen der Stadt erklärte, guckte ich ihn mir verstohlen an: T-Shirt, darüber ein altes grünes Flanellhemd, abgewetzte Khakihosen und fleckige Turnschuhe. Es hatte nicht
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