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sagte ich. „Müssen wir nicht langsam loslegen?“
„Ach so, ja, richtig. Können wir die Vorhänge schließen?“
Ich stand auf und zog die dünnen, hellgrünen Übergardinen vor die Fensterscheiben. Viel dämmriger wurde das Zimmer dadurch zwar nicht, aber es gewann doch eine heimeligere, beruhigende Atmosphäre. Mir ging plötzlich durch den Kopf, dass ich Elroy so gut eigentlich auch wieder nicht kannte: Er führte doch nicht etwa irgendwelchen Blödsinn im Schilde? In einem Handgemenge hätte ich gegen ihn nicht den Hauch einer Chance gehabt.
„Hast du ‘ne Kerze?“
Ich nahm eine vom Bücherregal, stellte sie auf den Couchtisch und zündete sie an. „Okay so?“
„Ja. So, und jetzt setz dich neben mich.“
Behutsam ließ ich mich in der anderen Sofaecke nieder.
Er rieb sich rasch mit den Händen über die Oberschenkel, legte die Handflächen aneinander, schloss die Augen und atmete tief. Sekunden verstrichen.
Seine Augen öffneten sich, und er sah mich an. „Reich mir die Hände.“
Offenbar nahm er sich richtig ernst, was mich beruhigte. Falls er irgendwelche Sperenzchen plante, schauspielerte er geschickter, als er das gemeinhin im Ring tat. Ich hielt ihm beide Hände hin.
„Was möchtest du erfahren?“ fragte er.
Ich lachte irritiert. „Ach, du weißt schon. Das Übliche. Liebe, Beruf …“
Er drückte mir die Finger und schloss erneut die Augen. „Männer umgeben dich. Sie fühlen sich von dir angezogen. Nur einer davon ist der Richtige für dich.“
„Welcher denn?“
„Kann ich nicht sagen.“
„Hab ich irgendwie mit ihm zu tun?“ fragte ich.
„Er ist nah, ganz nah.“
„Wie nah denn?“ fragte ich, argwöhnisch geworden.
„Sehr.“
Ja, potz Blitz, das nützte mir viel! „Und sonst?“
„Er ist fit und altersmäßig nicht weit von dir weg. Er findet dich sehr schön.“ Elroy machte die Augen auf, und sein Blick war für meinen Geschmack ein wenig zu intim. „Er wird sehr nett zu dir sein. Mag sein, dass du ihn für den völlig Falschen hältst, aber er ist der Richtige.“
„Wie kommts, dass ich ihn nicht als den Richtigen erkenne?“ fragte ich. Elroy meinte doch am Ende nicht etwa sich selbst?
„Liegt an den Ansichten anderer Menschen. Oder an dem, was andere deiner Meinung nach sagen könnten. Du musst deinem Herzen folgen, nicht deinem Verstand.“
Ich wäre vor Scham im Boden versunken, hätte mich jemand Arm in Arm mit Elroy gesehen. Ganz klar, er redete von sich – es gab sonst niemanden, dessen Begleitung mir dermaßen peinlich gewesen wäre. Allmählich fühlte ich mich veräppelt. Spirituelle Talente? Von wegen!
„Wie siehts mit meiner Schneiderei aus?“ fragte ich. Vielleicht brachte er ja zur Abwechslung mal was Brauchbares.
Wieder schloss er die Augen. „Die wird weiter expandieren. Vielleicht sogar zu viel. Irgendetwas wird geschehen, mit dem du dein Leben ausbalancierst, wenn die Arbeit überhand nimmt.“
„Im Augenblick kann ich gar nicht genug Aufträge kriegen.“ Was sollte das werden? Plattitüden-Stunde? Seine „Weissagungen“ konnten auf alle und jeden zutreffen.
Mit einem Male drückte er mir kräftig die Finger und schlug die Augen auf. „Mann! Gerade hatte ich einen Geistesblitz!“
„Bitte?“
Er schüttelte den Kopf. „Ist bisher höchstens zwei, drei Mal passiert.“
„Was wars denn?“
„Was Schlechtes!“
„Na, prost Mahlzeit!“
„Nein, keine Bange. Ist zwar schlimm, wird aber wieder gut. Gehört zum Gesamtablauf, weißt du. Zum Lernprozess. Wenn alles immer Friede, Freude, Eierkuchen ist, lernt man nix hinzu.“
Ich wurde das Gefühl nicht los, dass Elroy und Cassie ein prima Pärchen abgegeben hätten.
„Nach dem Ereignis blickst du besser durch“, sagte er.
„Super.“
„Samstag schon was vor?“
Ich entzog ihm meine Hände. „Nichts zu machen. Hab zu tun.“
10. KAPITEL
F EINRIPP WEISS, MIT E INGRIFF
I ch schob meinen Spielstein etwa über die Hälfte des Backgammon-Bretts, fixierte Wade mit gesenktem Blick und lächelte spitzbübisch.
„Ist was?“
„Ich stelle mir gerade die Reaktion meiner Freundinnen vor, wenn ich ihnen erzähle, dass ich bei meiner Verabredung Gewölle vom Uhu in der Hand hielt.“
„Ich dachte, das interessiert dich.“
Gütiger Himmel, der Junge brauchte auf Schritt und Tritt Zuspruch! „Tats doch auch! Faszinierend, wie die ganzen Knöchelchen und Zähnchen in so einem Haarknäuel stecken. Nur, für ein Date ist das schon ungewöhnlich, in Stiefeln
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