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www.traummann-gesucht.komm!

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Titel: www.traummann-gesucht.komm! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Cach
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den Anschein, als habe er viel Mühe auf sein Äußeres verwendet.
    Vielleicht auch gut so. Er wirkte gelassen, und wenn er auch nicht gerade wie aus dem Ei gepellt auftrat, so war er doch gepflegt und trug das Haar kurz. Ein Trampel war er jedenfalls nicht. Seine gewohnte Gesellschaft bestand nun mal aus Wildenten und Waschbären und anderem Getier. Das war alles.
    Es sei denn, das Ganze erwies sich als Tarnung, und in Wirklichkeit hatte ich einen geisteskranken Killer vor mir. Schließlich ging man ja allgemein davon aus, dass die völlig unauffällig aussahen. Oder wie Anthony Hopkins.
    Sollte es sich hier um diesen Synchronismus handeln, von dem Cassie in meinem Tarot gefaselt hatte? Ach du Schreck, hoffentlich nicht!
    „Wie viele Internet-Dates warens denn bislang bei dir?“ fragte ich, während wir uns Richtung Fluss und Waterfront Park wandten, der sich entlang des Westufers ausdehnte. Er bestand aus weit offenem Gelände und lag im Herzen der Stadt; ich brauchte also nicht zu befürchten, ins nächstbeste Dickicht gezerrt zu werden.
    „Dies ist meine erste Verabredung. Wie siehts bei dir aus?“
    „Genauso.“
    Netter Bursche, aber allmählich hatte ich das Gefühl, dass ausschließlich ich die Konversationsarbeit leistete. Möglicherweise machte er ja den Mund auf, wenn ich ihn einige Zeit hielt.
    Für ein paar Minuten schlenderten wir schweigend dahin, und schließlich schien es so, als mache er gewisse Geräusche. Ich wartete, und dann wartete ich ein weiteres Weilchen.
    „Hast du Hunger?“ fragte er.
    Na endlich! Er spricht! „Etwas. Und du?“
    „Ein bisschen. Irgend ‘ne Ahnung, wo man hier was essen könnte?“
    Meine jäh aufgeflammte Hoffnung erlosch. Ich wollte kein Restaurant auswählen – eigentlich war er mal dran mit einer Entscheidung. Plötzlich war ich es leid und schon drauf und dran, ihm vorzuflunkern, ich müsse nach Hause, aber dann guckte er mich schüchtern lächelnd an, und ich brachte es nicht übers Herz.
    „Magst du thailändisch?“ fragte ich stattdessen.
    „Ist das ein bisschen wie chinesisch?“
    „So ungefähr.“
    „Okay.“
    Also, auf gehts. Lunch.
    „Ich habe Mooch gekriegt, als ich gerade Material für meine Diplomarbeit suchte. In Colorado“, erzählte Wade.
    Zwei Minuten zuvor war die Rechnung gekommen und ruhte nun in ihrem schwarzen Ledermäppchen neben der Tischkante. Wade hatte bislang keinerlei Anstalten gemacht, sich ihrer anzunehmen.
    „Er war nicht viel größer als meine Handfläche.“
    Mein Blick glitt zu dem Rechnungsmäppchen. Sollte ich nach ihm greifen? Es zu mir heranziehen und öffnen?
    „Seine Mutter war eine burmesische Berghündin, sein Vater ein Deutscher Schäferhund.“
    Wade hatte zu guter Letzt ein Thema gefunden, das ihm Gesprächsstoff bot, und wenngleich er den Kellner, als der die Rechnung brachte, kurz angesehen hatte, vermochte ich doch nicht zu sagen, ob die Bedeutung dieses Vorgangs auch voll und ganz in sein Bewusstsein gedrungen war. Ich nickte und lächelte und tat so, als lausche ich seinem Vortrag. Sollte ich „Getrennte Kasse“ sagen und seine Reaktion abwarten?
    Oder nur warten?
    Das Restaurant war mein Vorschlag gewesen: Hieß das, er erwartete von mir, dass ich für uns beide bezahlte?
    „Er hat den ganzen Bezug von meinen Kopfstützen im Auto abgenagt. Deshalb sind sie jetzt über und über mit Klebeband verpflastert.“
    Wäre die Welt vollkommen, dann hätte er die Rechnung vom Tisch gewischt und gesagt: „Lass nur, mach ich schon.“ Oder, noch besser: wortlos, ohne Unterbrechung der Unterhaltung, hätte er seine MasterCard in die Mappe geschoben, als sei so was Banales wie Geld kein Wort wert.
    Jetzt fing ich aber wirklich an zu spinnen. Als moderne Frau war ich doch gehalten, für mich selbst zu bezahlen. Schließlich wollte ich keine kostenlose Mahlzeit schnorren!
    Oder?
    Nein, was ich wollte, das waren eindeutige Regeln im Hinblick auf das, was von mir verlangt wurde. Ich hatte keine Ahnung, was man von mir erwartete, ich kannte ja nicht mal meine eigenen Erwartungen, ich wusste nicht, was dabei herauskam, falls er bezahlte, falls ich bezahlte, falls wir beide bezahlten. Und es sah nicht im Geringsten danach aus, als wollte er mir aus der Patsche helfen.
    Ich hielt es nicht mehr aus. Ich griff nach dem Umschlag.
    Er blinzelte verdutzt. „Bitte, lass nur“, sagte er, deckte das Ding mit der Hand ab und zog es zu sich herüber. „Das erledige ich schon.“
    Ich lächelte. Der Junge machte sich.

8.

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