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www.traummann-gesucht.komm!

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Titel: www.traummann-gesucht.komm! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Cach
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‘nen Videorekorder?“
    „Ja.“
    „Dann gebe ich Ihnen das Band mit nach Hause, mit den Kostümen drauf.“
    „Soll ich eins davon nachschneidern?“ Ich hatte bislang gedacht, sie wollte etwas Ausgefallenes.
    Das Band stoppte bei einem Mädchen unbestimmten Alters in einem vor Perlen- und Kristallimitaten funkelnden Gewand mit jenen schaukelnden, baumelnden Ausbuchtungen an den Schultern, die mich an längst verstaubte Folgen aus „Denver-Clan“ erinnerten. Die Kleine wirkte seltsam unproportioniert, wie eine Puppe, bei der das Größenverhältnis von Beinen, Rumpf und Kopf nicht zueinander passte.
    Kopf mitsamt Frisur nahmen nahezu ein Drittel der Körpergröße ein und sahen aus, als gehörten sie zu einer Zwanzigjährigen. Der Körper war hüften- und taillenlos wie der eines 8-jährigen Kindes, trotz der offensichtlichen Schaumstoffeinlagen, die ihrer Brust den Anflug eines Busens verleihen sollten.
    Allmählich begann Bethany, mir Leid zu tun. Dann beschloss ich, dass ich lieber für mich selbst Mitleid empfinden sollte, da ich aller Wahrscheinlichkeit nach Stunden mit der Fertigstellung eines so scheußlichen Fummels zubringen musste.
    Ich ließ eine weitere halbe Videostunde über mich ergehen, in der Ms. Hoag noch die übrigen gewünschten Kleider zeigte, und danach begleitete sie mich zurück in Bethanys Zimmer, damit ich ihre Maße nehmen konnte.
    „Ich finde Tyler niedlicher als David“, sagte Bethany gerade in den Hörer. „Im Flur in der Schule hat er mich heute angerempelt. Ganz klar, war Absicht. Der ist ja noch so unreif. Aber er mag mich, glaube ich.“ Dann sah sie uns hereinkommen – Ms. Hoag immer noch in eine Rauchwolke gehüllt –, verabschiedete sich im Flüsterton und legte auf.
    „Muuut-ter!“ sagte Bethany und ließ sich vom Bett rollen. „Du sollst doch nicht in meinem Zimmer rauchen!“
    „Hannah muss bei dir Maß nehmen“, sagte Ms. Hoag, sog demonstrativ an ihrem Glimmstängel, starrte ihre Tochter an und verzog sich dann.
    Bethany sah ihr nach und wandte sich dann feixend zu mir um. „Ich qualme gar nicht richtig, wissen Sie. Ich tu nur so, um sie zu ärgern. Vielleicht denkt sie dann mal drüber nach, was sie ihrer eigenen Lunge und ihrer Haut damit antut. Sind Ihnen die Kerben um ihren Mund aufgefallen?“ fragte Bethany und schüttelte sich. „Mein Gott, was ist das alles Zeitvergeudung!“ Sie hob ihre Arme seitlich leicht an und blieb regungslos in der Haltung fürs Maßnehmen stehen.
    „Warum machst du’s dann noch?“ fragte ich, legte ihr dabei das Band um die Hüften und kritzelte die Maße in mein Notizbuch.
    „Dann hat sie was zu tun. Hat ja sonst nix vom Leben.“
    Ach nee, eine Menschenfreundin. „Machts dir denn kein bisschen Spaß?“
    Sie zuckte achtlos die Achseln. „Würde es schon, wenn ich mir selbst meine Outfits aussuchen oder meine eigenen Posen entwerfen dürfte. Haben Sie die Videos gesehen, das beknackte Zeugs, was wir aufführen müssen? Die sollten uns lieber tanzen lassen, wie auf MTV!“
    Damit lag sie gar nicht mal so falsch; nur erschien es mir noch bedenklicher, wenn vorpubertäre Girlies ihre Hüften kreisen ließen, statt diese schablonenhaften Marionettenbewegungen wie auf dem Video zu machen.
    „Dein Vater …?“ fragte ich.
    „Den besuche ich im August. Er ist in Montana. Da haben sie Pferde – wenn ich nur bei ihm wohnen könnte!“
    Ich war zwar mit dem Maßnehmen durch, wollte das Gespräch mit Bethany jedoch noch nicht beenden. Irgendwie interessierte sie mich. „Wer ist denn dieser Tyler, über den du vorhin gesprochen hast?“
    Sie taxierte mich eine ganze Weile. „Also, erst dachte ich, Sie wären auch eine von diesen mittelalterlichen Tanten, mit denen Mom sich abgibt. Kennen Sie doch, oder? Bibelsprüche an der Wand und Beanie-Babys sammeln – so was von ätzend und mega-out. Aber so wie die sind Sie nicht.“
    „Gott bewahre.“
    „Also, darf ich Sie mal was fragen?“
    „Nur zu“, ermunterte ich sie.
    „Die Jungs, wieso sind die so?“
    „Na, Augenblick mal, das hab ich ja selbst noch nicht raus.“
    „Also, die stehen auf dich, aber die können dir das nur zeigen, indem sie dich mies behandeln. Wo gibts denn so was?“ fragte sie und stemmte die Hand in die Hüfte.
    „Das gibt sich aber mit der Zeit. Bei den meisten zumindest.“
    Die Antwort schien sie nicht zufrieden zu stellen. Ich setzte mich auf ihre Bettkante und versuchte mich an die Zeit zu erinnern, als ich zwölf war. Hatte ich damals

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