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www.traummann-gesucht.komm!

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Titel: www.traummann-gesucht.komm! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Cach
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konnte er wieder sprechen. „Ich hab sie im Badezimmer gefunden. Man hat sie untersucht und ihr was gegen das Blutgerinnsel gegeben, und jetzt warten wir drauf, dass sie aufwacht.“
    „Weiß man schon Genaueres?“ fragte ich. Ich hielt mich noch aufrecht, und ich atmete auch noch. Es ging, noch stand ich, die Nachricht hatte mich nicht von den Beinen gehauen.
    „Nein. Sie muss erst aufwachen, bevor sie etwas sagen können.“
    „Ich komme sofort. Bist du im Mercy-Krankenhaus?“
    „Ja.“
    Wir verabschiedeten uns, und ich stand da mit dem Handy in der Hand, schwebte noch irgendwo jenseits der Wirklichkeit, und die Gedanken wirbelten mir rasend schnell durch den Kopf. Musste ich zunächst in meine Wohnung zurück und irgendetwas holen? Nein, Handtasche hatte ich dabei, etwaige Einkäufe konnte ich unten in Roseburg tätigen. Mein Auto war am Straßenrand geparkt: Vom Bordstein zur Auffahrt auf die Interstate-Autobahn 5 Richtung Süden, das war in fünf Minuten zu schaffen; wenn ich etwas Gas gab, konnte ich in zweieinhalb Stunden bei ihnen sein.
    „Hannah?“ fragte Louise von der Küchentür her, und ihre Stimme verriet, dass sie bereits spürte, es war etwas im Busch. „Was ist los?“
    Ich wandte mich ihr zu. „Meine Mutter hat einen Schlaganfall erlitten“, sagte ich, und indem ich die Worte aussprach, schlug die Wucht der Bedeutung voll auf mich durch, so dass Überlegungen bezüglich Zahnbürsten und Nachtwäsche und Benzin völlig zurücktraten und meiner Mom Platz machten, die vielleicht sterbend im Krankenhaus lag, sich womöglich nie wieder erholte, nie wieder so werden würde, wie sie einmal war.
    Es konnte sein, dass ich meine Mom verloren hatte.
    Meine Gesichtsmuskeln verzogen sich zu einer verzagten Grimasse, und die Tränen traten mir in die Augen. „Sie liegt im Krankenhaus. Sie warten jetzt, dass sie aufwacht.“
    Ich bekam keine Luft mehr, das Atemholen versiegte in Schluchzen, wobei die Tränen mir nur so die Wangen herunterströmten und Gesicht sowie Kehle mir vor Anstrengung schmerzten.
    „Ach, Mäuschen“, sagte Louise, kam zu mir herüber und schloss mich in die Arme. Ich bettete den Kopf gegen ihre Schulter und weinte mich aus, schniefend und in Tränen aufgelöst.
    „Du wirst ja ganz nass“, sagte ich nach einigen Minuten, löste mich aus der Umarmung und fuhr mir mit dem Handrücken über die Nase. Etwas Panikähnliches übertünchte die Trauer, das Bedürfnis, mich so rasch wie möglich hinunter nach Roseburg zu begeben. Und Dad, der arme Dad, wie wurde er mit der Situation wohl fertig?
    „Was solls. Geh, schnapp dir die Schachtel Kleenex aus dem Bad. Ich fahre dich hin.“
    „Ich kann doch selber fahren.“
    „Nichts da. Hol dir die Tücher.“
    Ich tat wie geheißen, und schaute mich im Badezimmerspiegel an, während ich erneut an Mom dachte und daran, ob sie je wieder wie früher werden würde. Angst und Bedrückung kehrten zurück, meine Züge verzerrten sich, und dabei bogen sich die Mundwinkel abwärts wie bei einer griechischen Tragödienmaske, während sich hinten im Rachen ein hoher, klagender Pfeifton meldete.
    Die Kleidung, die ich trug, Frisur, die Ohrclips – alles bloß Tand und Dekor, welches sich wirr und widersinnig an geballten Schmerz klammerte. Eines nur war jetzt wichtig: Meine Mom war todkrank. Hätte ich echte Brillanten getragen, mein eigenes Haus besessen, einen Jaguar gefahren, wäre ich schön und klug und berühmt gewesen – es wäre mir einerlei gewesen.
    Eines nur war jetzt wichtig: Es konnte sein, dass ich meine Mom verlor.
    Die Woge des Schmerzes ebbte ab, und ich feuchtete einen Waschlappen an und wischte mir die zerflossene Wimperntusche aus dem Gesicht. Die Schachtel mit den Papiertüchern nahm ich trotzdem mit, denn ich wusste, die Welle schwappte bestimmt zurück, und als ich mich wieder im Wohnzimmer einfand, stand Louise bereits mit eigener sowie meiner Jacke bereit und lotste mich durch die Wohnungstür hinaus.
    „Ich kann doch meinen Wagen nicht einfach unten stehen lassen“, sagte ich.
    „Dann fahren wir damit.“
    „Und wie kommst du dann nach Hause?“ fragte ich.
    „Darüber zerbrich du dir nicht den Kopf.“
    Ich wollte selbst ans Lenkrad, das Fahren hätte mich abgelenkt, doch Louise lehnte strikt ab. Daher richtete ich mich auf dem Beifahrersitz ein und erfuhr auf diese Weise, wie grässlich es ist, wenn ein anderer Fahrer den eigenen Wagen steuert. So gründlich hätte ich mich gar nicht ablenken können, wenn ich

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