Wyler, Leana
der von einem übertrieben herben Duftwässerchen fast überdeckt wurde.
„Ich dachte an ein Bad“, schlug Susannah kurz entschlossen vor.
„Ein Bad? Willst du etwa behaupten, ich stinke?“ Auf seiner Stirn bildete sich eine zornige Falte.
„Nein, Sire, natürlich nicht, aber das ist doch ein sehr entspannender Anfang.“
Er starrte sie für einen Augenblick an, dann fuhr er ruckartig herum, lief zur Tür und riss diese auf. Mit barschen Worten rief er einen Diener herbei und befahl ihm, sofort ein Bad einzulassen.
Anschließend ließ er sich wieder in seinem großen Stuhl nieder und wies ihr gönnerhaft eine Sitzgelegenheit zu. Sie hatten nun ein wenig Zeit, bis alles vorbereitet war. Susannah überlegte fieberhaft, worüber sie mit ihm sprechen sollte.
„Milord, gibt es Nachrichten von König Richard?”, begann sie. „Über die Gefangenschaft des Königs wird allerorts geredet, aber niemand weiß Einzelheiten.”
Ob sie etwas aus ihm herauskitzeln konnte? Diese Sache mit den immens hohen Geldforderungen?
Doch Nottingham zog die Augenbrauen hoch. „Eine Hebamme, die sich für die Geschicke des Landes interessiert? Du als Frau?”
Welch überheblicher Gockel!
Susannah zwang sich zu einem Lächeln. „Ich komme viel herum und mein Vater auch. Da hört man natürlich, was die Leute so reden.”
„Und was reden sie?” Seine Augen funkelten.
„Nun ja, das einfache Volk hofft natürlich, dass sein König bald zurückkommt. Wobei mit Sir John natürlich ein würdiger Vertreter zur Verfügung steht.” Dass der verschwörerische Bruder des Königs beim Volk äußerst unbeliebt war, behielt Susannah lieber für sich.
„In der Tat“, antwortete Nottingham knapp.
Susannah streifte sich einen nicht vorhandenen Fussel vom Rock und schlug einen nebensächlichen Tonfall an.
„Es sind wohl Gerüchte im Umlauf, dass der Kaiser eine Lösegeldforderung für König Richard gestellt hat. Aber die Höhe des Betrags ist so ungewöhnlich, das kann nicht stimmen.”
Sie lachte, als würde sie das Gerede der Leute nicht ernst nehmen, und beobachtete gleichzeitig gespannt seine Gesichtszüge. Auf seiner Stirn entstand die finstere Falte, die sie bereits kannte, und sein Mund zog sich kurz unwillig zusammen. Sie hatte also recht gehabt! Es kam dem Sheriff äußerst ungelegen, dass König Richards Rückkehr unter Umständen bald bevorstand.
Er fixierte sie mit seinen grünen Augen.
„Da hast du schon richtig gehört. Aber ob dieser Verbrecher Heinrich unseren König wirklich freigibt, wird sich erst noch herausstellen. Inzwischen wird unser Land zum Glück durch John weitsichtig und mit starker Hand regiert.”
„Manche Stimmen behaupten, Sir John sei Euch äußerst wohlgesonnen, Milord. Ihr habt sicher einen großen Werdegang bei Hof vor Euch.”
„Für ein einfaches Weib hast du ein kluges Köpfchen”, erwiderte er und sah sie durchdringend an. Dann verfinsterte sich sein Blick. „Du wirst mir doch wohl nicht unterstellen wollen, dass ich einen Vorteil aus der Gefangenschaft von König Richard schlagen will? Oder gar darauf hoffe, dass unser geschätzter König nicht nach England zurückkehrt?”
Susannah schluckte. Sie musste aufpassen. Offensichtlich war er mit der Gabe des Gedankenlesens gesegnet.
„Selbstverständlich nicht, Sire”, erwiderte sie schnell. „Er wird Euch mit Sicherheit zu großem Dank verpflichtet sein, weil Ihr seine Ländereien so gut verwaltete habt und Euch das Wohl seiner Untertanen so am Herzen lag.”
Nottingham nickte zustimmend. „So ist es. Und wir alle erwarten freudig seine Rückkehr, lass dir das gesagt sein.”
„Selbstredend, Milord.”
Er sah sie lange an. Dann warf er den Kopf in den Nacken und lachte los. „Mädchen, du gefällst mir! Lässt dich mit deinem Herren auf ein Gespräch über die höchsten Belange im Lande ein. Aber zerbrich dir dein hübsches Köpfchen lieber darüber, wie du mir einen schönen Abend bereitest.”
Susannah verneigte sich leicht. Sie würde mit Sicherheit dafür sorgen, dass er wieder unvergessliche Momente erlebte. Ein ganz klein wenig freute sie sich sogar darauf.
Ein Diener kam zur Tür herein und verbeugte sich unterwürfig. „Sire, Euer Bad steht bereit.“
Nottingham sprang auf und ging voran. Sie durchquerten sein Schlafgemach und betraten ein riesiges Badezimmer. Susannah staunte angesichts der vergoldeten Ornamente und reich verzierten Schränkchen. In der Mitte des Raumes wartete eine opulente Wanne auf vier kunstvoll
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