Wyler, Leana
Diese ewigen Vorhaltungen und Belehrungen, da wurde man eben wütend! Da war es doch kein Wunder, wenn ein Mann sich ablenkte, das war völlig natürlich.
Er riss ein Stück vom Brot ab und schob es gedankenlos in den Mund.
Aber nun hatte er zu diesem Zweck Susannah. Der Gedanke gefiel ihm ausnehmend gut. Und ihre Berührungen auch. Sie war viel besser als die einfachen Mägde. Wie kam sie nur auf solche Dinge wie eben?
Er verschaffte sich natürlich selbst auch Erleichterung auf diese Art, wenn er im Bett lag und nicht schlafen konnte oder am frühen Morgen mit einem Ziehen in den Lenden aufwachte. Selbstredend war das befriedigend. Aber kein Vergleich zu dem, was diese Frau gemacht hatte, wirklich kein Vergleich.
Ihm wäre es nie eingefallen, ein Weib darum zu bitten. Welch irrwitziger Gedanke! Wenn er eins von denen im Bett hatte, wollte er sich natürlich geradewegs darin versenken, dazu waren die Frauen doch da. Und doch war es eine gefällige Variation gewesen, die ihm die Hebamme da geboten hatte mit ihren geschickten Fingern. Er konnte sich durchaus vorstellen, auf derlei Dienste von ihr erneut zurückzugreifen. Bei dem Gedanken daran verspürte er schon wieder dieses drängende Pochen seines Unterleibs.
Eadric stand auf, ging in sein Schlafgemach und goss Wasser aus einem bereitstehenden Krug in eine Schüssel. Er knöpfte sein Wams auf und zog das Hemd über den Kopf, um sich zu waschen.
Ihr Atem an seinem Rücken, er hatte ihn spüren können. Und ihren ganzen weichen Leib, ihre vollen Brüste, die von hinten gegen ihn gedrückt hatten, nur durch ein paar dünne Lagen Stoff getrennt. Die Wärme ihres Körpers. Die seidige Haut an der Innenseite ihrer Unterarme, als die an seinem Bauch entlanggestrichen waren, ganz leicht nur. Fühlten sich andere Frauen auch so an?
Es fiel ihm zu seiner Verwunderung schwer, einen Vergleich anzustellen zu den anderen, die er sich sonst ins Bett holte. Susannah war auf seltsame Art anders. Näher, enger, wärmer. Sinnlicher. Ja, das war das richtige Wort, sinnlich.
Ihr Mund. Diese weichen Lippen. Wie sie mit ihm gespielt hatte. Der Duft ihrer Haare. Die zarten Berührungen ihrer Fingerspitzen. Ihm schoss das Blut in die Lenden, wenn er nur daran dachte, welch wohlige Gefühle sie ihm damit beschert hatte. Am liebsten hätte er sie augenblicklich wieder hierher geholt, ihr die Kleidung vom wohlgeformten Leib gerissen und sie hier auf sein Bett geworfen.
Er schüttete sich Wasser ins Gesicht, mit beiden Händen. Verflucht nochmal, was war nur los mit ihm! Seit wann beschäftigten ihn Gedanken an irgendein dahergelaufenes Weib aus dem Dorf? Er hatte, weiß Gott, andere Dinge, um die er sich kümmern musste.
5 Das Spiel beginnt
Ihr Vater hatte es wieder einmal geschafft.
Es war ihm gelungen, einen Mann im heiratsfähigen Alter ins Haus zu locken, so erstaunlich das auch war. Susannah musste immer lachen, wenn er einen neuen, stets erfolglosen Versuch startete, sie unter die Haube zu bringen.
Zum Abendessen hatte er den angepriesenen Werkzeugmacher angeschleppt, der sogar höflich genug war, ihren halbverbrannten Hasenbraten zu loben. Kochen gehörte nicht gerade zu Susannahs Stärken. Ansonsten war der Bursche eher langweilig. Ein netter, einfacher Handwerker, der über jeden Witz ihres Vaters in ein Lachen fiel, das Susannah an das Wiehern der Stute von nebenan erinnerte. Kein Mann nach ihrem Geschmack jedenfalls. Sicher, er hatte als Werkzeugmacher ein geregeltes Einkommen, wenn er es klug anstellte. Und bestimmt warf er keine Möbelstücke durchs Zimmer.
Aber der berühmte Funke war bei ihr nicht übergesprungen. Sie lauschte dem Gespräch nur mit halbem Ohr, während sie überlegte, wie sie nach dem Essen unauffällig den Absprung schaffen sollte, um zum Castle zu reiten.
„Habt ihr schon von der Lösegeldforderung für König Richard gehört?”
Diese Frage des Werkzeugmachers ließ Susannah aufhorchen.
Ihr Vater nickte. „Es gehen seit einiger Zeit Gerüchte um, dass Kaiser Heinrich aus der Gefangennahme unseres Königs Profit schlagen will”, sagte er. „Ist da etwas dran?”
„Angeblich will der Kaiser hundertfünfzigtausend Silbermark.”
„Das kann nicht sein!”, platzte Susannah dazwischen. „Wie soll die Krone so viel Geld aufbringen? Das sind ja Unsummen! Wird John das wirklich zahlen?”
Der Handwerker zuckte die Schultern. „Ich kenn mich mit der Politik nicht aus. Da sollen sich schlauere Leute ihre Köpfe zerbrechen. Nichts für
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