Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wyrm

Wyrm

Titel: Wyrm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
konnte nicht einmal genau sagen, woran, nur, dass es keine angenehme Erinnerung war. Ganz und gar nicht.
    In einer unbewussten, aber trotzdem sehr nachdrücklichen Geste wischte er sich die Hand an den Rockschößen ab; ungeachtet der Tatsache, dass er sich damit das Jackett vermutlich endgültig verdarb. Sein Blick glitt über die geschlossene, in makellosem Weiß gestrichene Tür – und plötzlich flößte ihm diese Kirche beinahe Furcht ein. Das strahlende Weiß ihrer Wände schien seinen Glanz verloren zu haben und zu einem Versteck geworden zu sein, hinter dem sich etwas Uraltes, Unaussprechliches verbarg, etwas, das …
    Das alles war vollkommener Unsinn.
    Coppelstone brach den Gedanken mit einer bewussten Anstrengung ab. Er war ziemlich verwirrt über seine Gedanken, aber auch zornig auf sich selbst. Wenn er nicht aufpasste, dann infizierte er sich womöglich mit der gleichen Verrücktheit, die von diesem ganzen Ort samt seinen Bewohnern Besitz ergriffen hatte. Was er roch, das war faulendes Holz. Wäre die Tür in einwandfreiem Zustand gewesen, dann hätte sich wohl kaum jemand die Mühe gemacht, sie zu streichen. So einfach war das.
    Er gab es auf, an der Tür zu rütteln, und besah sich stattdessen die Kirche noch einmal genau. Sie verfügte über eine Anzahl großer Fenster, vor denen allerdings ausnahmslos die Läden vorgelegt waren. Es handelte sich jedoch nicht um geschlossene Läden, sondern um schmale Lamellen, durch die er vielleicht einen Blick ins Innere des Gebäudes werfen könnte. Vorsichtig, um die sorgsam gepflegten Blumenrabatten nicht zu beschädigen, trat er von der Treppe hinunter und stellte sich auf die Zehenspitzen, um einen Blick ins Innere des Gebäudes zu erhaschen. Es gelang ihm nicht. Zwar konnte er zwischen den Lamellen hindurchsehen, ganz wie er erwartet hatte, doch das Innere des Gebäudes musste vollkommen dunkel sein, denn er sah nichts außer absoluter Schwärze, vor der die angedeutete Spiegelung seines eigenes Gesichtes schwebte.
    Dafür rocher umso mehr.
    Diesmal gab es keinerlei Zweifel. Der Gestank war bestialisch, und er erkannte ihn sofort und ohne das geringste Wenn und Aber wieder. Es war der gleiche Übelkeit erregende Gestank, den er auch auf Morrisons Farm wahrgenommen hatte, nur noch ungleich intensiver; ein Pesthauch, wie er schlimmer nicht direkt aus der Hölle hätte kommen können und der ihn mit einer solchen Übelkeit erfüllte, dass er nur noch einen halben Atemzug davon entfernt war, sich auf das gepflegte Blumenbeet zu übergeben.
    Kreidebleich und mühsam um Atem ringend stolperte Coppelstone von dem Gebäude zurück, warf das Tor hinter sich zu und stützte sich schwer auf den Lattenzaun. Sein Magen rebellierte noch immer. Er atmete gezwungen tief ein und aus, bis er nicht mehr das Gefühl hatte, bei jedem Atemzug einen Mundvoll bittere Galle mit hinaufzuwürgen. Erst dann öffnete er vorsichtig wieder die Augen.
    Sofort wurde ihm erneut schwindelig. Die Kirche verschwamm vor seinem Blick, und die Übelkeit nahm für einen Moment sogar noch zu. Aber er kämpfte tapfer dagegen an, und schließlich gelang es ihm sogar, sich ganz aufzurichten und einen tiefen Atemzug zu nehmen, ohne dass ihm sofort wieder übel wurde.
    Als er sich herumdrehte, blickte er in Sheriff Buchanans Gesicht.
    Obwohl er sich fest vorgenommen hatte, sich besser zu beherrschen, fuhr er auch jetzt wieder erschrocken zusammen. Offenbar schien allen Bewohnern dieser Stadt eines gemein zu sein: Sie vermochten sich nicht nur lautlos wie Katzen zu bewegen, sondern schienen sich auch einen Spaß daraus zu machen, sich an unbedarfte Fremde anzuschleichen und sie zu Tode zu erschrecken.
    »Sheriff Buchanan!«, keuchte er.
    Buchanan sah ihn ohne die geringste Spur von auch nur geheuchelter Freundlichkeit an. »Was tun Sie hier?«, fragte er.
    »Nun, ich … ich wollte mir … ich wollte mir die Kirche ansehen«, stotterte Coppelstone mit einer entsprechenden fahrigen Geste.
    »Warum?«
    »Warum auch nicht?« Coppelstone fand seine Selbstbeherrschung allmählich wieder. »Ich wusste nicht, dass es verboten ist.«
    »Das ist es auch nicht«, antwortete Buchanan grob. »Aber sie ist momentan leider nicht geöffnet. Wir sind dabei, sie zu renovieren.«
    »Das ist mir aufgefallen«, antwortete Coppelstone. »Was ist dort drinnen passiert? Dieser Gestank ist ja nicht zum Aushalten!«
    »Die Dachkonstruktion ist nicht mehr in Ordnung«, antwortete Buchanan. »Das Holz fault. Das ist auch der

Weitere Kostenlose Bücher